BattleTech 29: Pflichtübung
General«, meinte er zu Karst, »daß ich hoffe, wenn die Zeit gekommen ist, mit den Separatisten zusammenarbeiten zu können. Wir teilen in der Tat viele gemeinsame Ziele. Mein einziger Streitpunkt mit diesen liegt in ihrem Timing. Ihr Aufstand im vorigen Jahr kam viel zu früh… und der Versuch, die Gray Death Legion zu besiegen, ohne die Fähigkeiten dieses Regiments anzuerkennen, war eine ernste Fehleinschätzung.«
Karst wirkte überrascht. »Ich dachte, Sie mögen keine Söldner.«
»Das stimmt. Die meisten sind Pöbel, schlecht ausgebildet, disziplinlos, habgierig und nur loyal ihren Kommandeuren und der C-Note gegenüber. Aber einige wenige sind gut trainiert und hochmotiviert, und das macht sie gefährlich. Trotzdem, wenn man einmal begriffen hat, wie Söldner denken, kann man sie benutzen… sie die schmutzige Arbeit erledigen lassen, damit man selbst in der Rolle des Helden glänzen kann.«
»Ist es das, was Sie meinen, wenn Sie davon reden, den Grauen Tod auf Caledonia einzusetzen?«
»Genau. Feldmarschall Gareth hoffte, die Legion zu schwächen, indem er ihre ranghöchsten Offiziere ausschaltete. Während diese Option sich durchaus immer noch als notwendig erweisen könnte, denke ich doch, daß wir den Grauen Tod benutzen können, um den Volksaufstand auf Caledonia niederzuschlagen. Eine Machtdemonstration, eine starke Machtdemonstration auf Caledonia wird die Skye-Separatisten von der Entschlossenheit des Vereinigten Commonwealth überzeugen, die Region mit allen Mitteln zu halten. Aber die Unterdrückung der Jakobiten wird uns bei den Separatisten nicht schaden. Schließlich sind die Jakobiten ein fanatischer, disziplinloser Mob.« Zellner gluckste. »Selbst die entschiedensten Separatisten müßten zugeben, daß die Jakobiten zum Wohl der Allgemeinheit unterdrückt werden müssen. Ich glaube sogar beinahe, das könnte ein Weg sein, die Separatisten auf unsere Seite zu ziehen, wenn die Zeit gekommen ist!«
Karst – wenn er denn mit den Separatisten sympathisierte – weigerte sich, den Köder zu schlucken. »Und die Jihadisten?« fragte er. »Ihre Vernichtung würde gegen uns wirken, uns intolerant, sogar tyrannisch erscheinen lassen. Das Vereinigte Commonwealth steht im Ruf der Religionsfreiheit.«
»Stimmt… wenn diese Freiheit nicht die Rechte der übrigen Bürger gefährdet.« Zellner zuckte desinteressiert die Achseln. »Die Jihadisten sind Ketzer. Niemand wird sich darum kümmern, was wir mit ihnen machen.«
Karst zog die Brauen hoch. »Ketzer? Das ist ein ungewohnter Begriff heutzutage.«
»Nach den Standards des Unvollendeten Buches, das sie als ihre Herkunft beanspruchen, sind sie Ketzer.«
Die Bewegung des Unvollendeten Buches war der Versuch des Davion-Paters Jasper Ovidon, eine panhumane Religion zu stiften, in der alle zersplitterten Religionsgemeinschaften aufgehen sollten, die eine über die Sterne verstreute Menschheit trennten. Der Ausdruck ›unvollendet‹ bezog sich auf den Glaubenssatz, daß die Offenbarung ein fortlaufender, konstanter Prozeß sei und daher kein einzelner Glaube die letzte, vollständige Wahrheit beanspruchen könne.
»Die Jihadisten«, fuhr Zellner fort, »behaupten, die geistige Offenbarung sei vollendet und das Ende der Zivilisation stünde bevor. Das widerspricht dem Unvollendeten Buche grundlegend. Die extremsten ihrer Vertreter verlangen das vollständige Ende der Nutzung aller Maschinen, die komplexer sind als ein Pflug, die Abschaffung von Kampfmaschinen und Waffen, das Ende der Raumfahrt… und Sie können sich wohl vorstellen, wie begeistert die großen Konzerne darüber wären! Sie streiten sich selbst untereinander über die korrekte Auslegung ihrer eigenen Schriften und Prophezeiungen. Sie werden von zivilisierten und technologischen Kulturen in der gesamten Inneren Sphäre gehaßt. Ihre Vernichtung wird bei allen Anhängern von Recht und Ordnung Beifallsstürme auslösen, und uns helfen, die Separatisten von der Entschlossenheit der VCS zu überzeugen.«
»Und die Vernichtung eines Haufens Jakobiten und religiöser Fanatiker soll uns bei Excalibur helfen?«
»Allerdings. Und die Gray Death Legion wird der Schlüssel zu unserem Erfolg sein.«
»Was ich immer noch nicht verstehe. Soweit ich es mitbekommen habe, sah der ursprüngliche Plan vor, daß Tharkad die Legion nach Caledonia beordert, um die dortige Rebellion niederzuschlagen. Demzufolge, was wir von Folker gehört haben, ist das keine realistische Option mehr. Wenn überhaupt macht diese
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