BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
niedergelassen hat. Ich nehme an, der Präzentor Martialum wird uns mehr darüber sagen können, wenn wir auf Tukayyid eintreffen.«
»Na, dann werde ich mich wohl noch einen Monat mit Wohltätigkeitsdiners herumschlagen müssen.« Der Prinz setzte sich wieder hinter den Schreibtisch. »Und zum Ausgleich werde ich dafür sorgen, daß ich jede Menge Simulatorsitzungen und Mechübungen absolviere.«
Jerry lachte. »Gegen zweifache Übermacht?«‘
»Allermindestens, Jerry, allermindestens.«
14
Landungsschiff Lobo Negro, im Abflug von Wotan
Jadefalken-Besatzungszone
10. Januar 3058
Die Kabine, die ihm als Seniorkhan der Wölfe an Bord der Lobo Negro zugeteilt worden war, schien für Vlad immer noch Ulric Kerensky zu gehören. Sein Geist geht um zwischen diesen Wänden, Die spartanische Einrichtung, die wenigen Andenken an ein ruhmreiches Leben im Dienste der Clans – es schien ihn zu erdrücken, aber weniger, weil es ihn an Ulric erinnerte, vielmehr weil es ihn daran erinnerte, was Ulric ihm hinterlassen hatte.
Auf dem Weg zum letzten Gefecht in ihrem Krieg gegen die Jadefalken hatte Ulric Vlad die Zukunft des Clans anvertraut. Er hat ihn mir vererbt. Vlad hatte Ulric erklärt, wenn die Wölfe verlören und der ComStar-Waffenstillstand für ungültig erklärt werde, würde er mit den Wölfen vorpreschen, die anderen Clans hinter sich lassen, Terra erobern und damit das Ziel der gesamten Invasion verwirklichen.
Ulrics Antwort hatte gelautet: »Es wäre wohl besser für alle, wenn du heute mit mir stirbst.«
Und beinahe wäre es so gekommen – auch für unseren Clan.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Ulric gewußt, daß Vlad mit einem solchen Plan keinen Erfolg haben konnte. Er kannte die Truppenstärke der verbliebenen Wolfseinheiten. Ganze Kampfsternhaufen waren ausgelöscht. Galaxien waren angefüllt mit zerschlagenen Mechs und gebrochenen Piloten. Viele der Besten und Klügsten waren gefallen – besonders unter den Anhängern der Kreuzritter-Philosophie –, während andere Khan Phelan in die Innere Sphäre gefolgt waren. Und sie haben zehn Prozent unserer Krieger mitgenommen.
Offensichtlich hatte Ulric geplant, eine Clankolonie in der Inneren Sphäre zu gründen. Und ebenso offenkundig hatte er versucht, einen zerschlagenen Clan zurückzulassen. Ulric hatte erwartet, daß Vlad die Überlebenden sammeln und Phelan ins Reich des Feindes folgen würde. Die Bewahrer hätten die Wölfe weiter dominiert und sich den Clans nun von außen statt von innen in den Weg gestellt.
Ulrics heiliger Krieg gegen die Jadefalken war erfolgreich gewesen, aber die Wölfe hatten einen furchtbaren Preis dafür bezahlt. Die Zahlen tröpfelten von den Einheitsteilen herein, die entlang der Angriffskorridore verstreut und von Ulric und Natascha Kerensky dazu benutzt worden waren, um die Jadefalken zu zerschlagen. Es waren noch bestenfalls anderthalb Galaxien kampfbereiter Wölfe übrig, und auch das nur, wenn Vlad sich die Erniedrigung antat, Solahma-Banditenjäger als Fronteinheiten zu zählen.
Der Mangel an Kriegern, unter dem sein Clan litt, rief ihm Marthe Prydes Kommentar ins Gedächtnis. In einem dermaßen geschwächten Zustand war der Wolfsclan ein logisches Opfer für einen echten Absorptionstest. Die Tatsache, daß Ulrics Krieg fast ausschließlich auf den Welten der Jadefalken getobt hatte, machte die Wolfsbesitzungen in deren Besatzungszone zu einer attraktiven Beute. Wenn Vlad sie nicht verteidigen konnte, würden andere Clans diese Systeme erobern und jede Hoffnung der Wölfe darauf vereiteln, ihre alte Vormachtstellung wiederzuerringen.
Vlad trat um Ulrics Schreibtisch herum und nahm auf dem Segeltuchklappstuhl Platz, von dem aus er so häufig herabgekanzelt worden war. Es wäre zuviel erwartet gewesen, zu hoffen, daß Ulrics Weisheit sich auf denjenigen übertrug, der seinen Platz einnahm. Dennoch, irgend etwas in der spartanischen Umgebung dieser Kabine half Vlad, seine Gedanken zu ordnen.
Sein vorrangiges Problem war klar: Er mußte die Kriegerkaste der Wölfe wiederaufbauen, um die Lücken zu füllen, die durch Tod und Desertion entstanden waren. Auch wenn viele der vielversprechendsten Geschkos Phelan ins Exil gefolgt waren, existierten noch immer genügend Geschwisterkompanien, um den Nachschub an Kriegern für die Zukunft zu sichern. Eine Ausweitung des Zuchtprogramms konnte die Zahl der Geschkos steigern, und durch eine Talentsuche in den bestehenden Geschkos ließ sich schnell frisches Blut für die Mechtruppen
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