BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
fallen, zog ein neues aus einer Gürteltasche, schob es in die Kammer und brachte es mit einem Schlag des Handballens in Position.
In dem Moment glitt eine Gestalt mit Visier seitwärts um die Säule. Ninyu hob die rechte Hand, zog sein Wakizashi und hieb in einer blitzschnellen Bewegung diagonal nach unten. Die unvergleichlich scharfe Klinge, die vor Jahrtausenden aus kunstvoll gefalteten Lagen weichen, brüchigen Stahls geschmiedet worden war, glitt durch den Kunststoff des Helms und den Schädel des Terroristen, als seien sie warme Pastete vom Büffet des verstorbenen Schirmherrn des Planeten.
Eine Maschinenpistole begann zu hämmern, als Cassie zu dem Mann hinhechtete, den sie gerade erledigt hatte. Mündungsfeuer tanzte gelb in ihrem Augenwinkel. Kugeln schlugen in handpoliertes Hartholz dicht bei ihren nackten Füßen ein. Sie bückte sich, ließ die leere Pistole fallen, packte die Maschinenpistole des Toten und vollführte einen halben Salto mit Bauchlandung. Sie schlug auf, rutschte weiter auf den Angreifer zu, der über die Leiche hinweg auf sie schoß. Sie gab einen Feuerstoß ab. Dem Schützen riß es die Beine weg.
Sie rollte nach links, schoß drei weiteren Angreifern die Beine weg. Sie trug keine Ohrstöpsel, und all die Schußgeräusche hatten sie halb taub gemacht, aber sie spürte die Vibrationen von Schritten, die sich ihr von hinten näherten. Sie rollte nach rechts und hielt den Abzug fest. Ihre Salve fegte über das Visier eines Mannes, der auf sie zurannte, und schleuderte ihn nach hinten. Sie jagte ihm Kugeln in die Brust, was ihn auf den Rücken warf, und pumpte ihm dann den Rest des Magazins in den Schritt.
Sie kam auf ein Knie hoch und versuchte, den Saum ihres Rockes hochzuziehen, der sich um ihre Oberschenkel gewickelt hatte und sie behinderte. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Sie sah auf und erblickte Ninyu Kerai Indrahar, der um die elfenbeinerne Säule kam und einhändig mit einer Handfeuerwaffe auf sie zielte.
Fauchend hob sie ihre erbeutete MP in einer Geste, die ebenso wenig brachte wie ihr leeres Magazin. Die Mündung der Sony-Nambu erblühte gelb.
Ein Krachen, ein Lufthauch an der Wange, fast wie die Berührung von Fingern, der Hauch von versengtem Haar. Die Spitzen einer pechschwarzen Locke von Cassies Haar schwebte in kleinen Schwüngen zu Boden.
Langsam drehte sich Cassie um. Eine gepanzerte Frau stand drei Meter hinter ihr und zielte mit einer schweren Sternnacht-Pistole auf ihren Hinterkopf. Irgendwo hatte die Frau ihren Helm mit dem Visier verloren. Ihr Haar war dunkelblond und kurzgeschnitten, ihre Wangenknochen slawisch breit, ihre Augen himmelblau. Und genauso weit.
Mitten in der Brust ihrer wattierten Panzerweste weinte ein hübsches schwarzes Loch eine einzelne rote Träne. Sie ging in die Knie und fiel aufs Gesicht.
Cassie drehte sich, jetzt selbst mit weit aufgerissenen Augen, zu Ninyu Kerai um und starrte ihn an. Er salutierte mit dem Lauf seiner Pistole und nickte leicht.
Cassie ließ scheppernd die Maschinenpistole fallen und hechtete nach der Sternnacht, um mit der Waffe in beiden Händen wieder hochzukommen. Es gab keine Ziele mehr. Zwischen ihr, Ninyu und dem zu spät eintreffenden Sicherheitspersonal des Palastes lagen alle Eindringlinge am Boden.
Eine Explosion, gedämpft und schwer wie das Schußgeräusch einer Mörsersalve in der Ferne. Noch eine. Cassie hörte, wie das Besteck auf dem Tisch mit der Eisstatue des Drachen zu klirren begann. Der große Lichtbrunnenlüster über ihrem Kopf begann hin und her zu schwingen.
Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. Diese Geräusche – dieses langsame, rhythmische Beben – konnten nur eines bedeuten: BattleMech.
Die Doppeltür zum Garten öffnete sich. Die Gäste, die das Glück gehabt hatten, nach draußen in den Schnee zu entkommen, strömten wieder herein.
»Mechs!« schrie ein rundlicher Mann in der Robe eines Regierungsadministrators.
Eine Explosion flammte im Garten hinter ihm auf. Der Administrator und ein halbes Dutzend anderer Ahnungsloser wurden von den Schuttbrocken umherschleudernden Ausläufern der Druckwelle auf das mittlerweile verlassene Orchesterpodium geschleudert. Cassie warf sich hin und vergrub ihr Gesicht in den Armen.
Etwas fiel klatschend neben sie. Sie hob den Kopf. Eine rauchende Sandale war in der Nähe auf dem Boden gelandet.
Ein knirschendes Rumpeln aus dem Garten. Cassie sah sich um. Durch die eingedrückten Türen konnte sie einen breiten Metallfuß, einem
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