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BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

Titel: BattleTech 31: Im Herzen des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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schneebedeckten Nacht reagierten freundliche Mechs, die Geisterlegion oder die Heros. Das Hämmern des Maschinengewehrs, das sich mit krachendem, den Boden erschütterndem Dröhnen vermischte, wenn der Kampftitan in regelmäßigen Abständen seine Faust in den Palast rammte, machte schmerzlich klar, daß der Entsatz viel zu spät kommen würde. Es konnte nur noch Augenblicke dauern, bis der schreckliche Mech das Loch im Dach ausreichend vergrößert hatte, um seinem Piloten einen klaren Blick auf die Tatsache zu verschaffen, daß all seine Kameraden tot waren. Und dann konnte ihn nichts mehr auf Hachiman daran hindern, zurückzutreten und das Gebäude mit seiner PPK und den Kurzstreckenraketen platt zu machen. Keine vier Meter vom Fenster entfernt, sah Cassie den großen, runden Kopf mit der Transpexfront schimmern.
Sie zog ihr Kleid hoch genug, um den Vibrodolch greifen und das Klebeband von ihrem Oberschenkel reißen zu können, was sie ohne jede Reaktion auf den Schmerz tat. Sie entfernte das Band von der Waffe und schaltete sie ein.
Mit schwungvollen Streichen des vibrierenden Geräts schnitt sie den Saum ihres Gewands auf der Höhe der Oberschenkelmitte ab. Was sie im Sinn hatte, war schon verrückt genug, ohne daß das verführerische Kleid ihre Oberschenkel behinderte. Sie schaltete den Dolch aus, zögerte einen Augenblick und klemmte sich dann die deaktivierte Klinge zwischen die Zähne. Dann nahm sie die Maschinenpistole vom Rücken und feuerte eine Salve auf das Fenster.
Sie ging davon aus, daß das Fenster kugelsicher war, und wenn es hielt, würden ihr die Querschläger gefährlich werden. Aber sie setzte auch auf zwei Dinge: daß das Fenster mit dem Ziel eingebaut worden war, Kugeln draußen zu halten, und auf die immer etwas fragwürdige Leistung der Handwerker im Kombinat.
Ihr Plan ging auf. Die Schüsse rissen die Scheibe ganz aus dem Rahmen. Sie fiel nach draußen. Eisiger Wind drang ein, der große Schneeflocken, Lärm und Brandgeruch brachte.
Cassie hängte sich die Maschinenpistole um und kletterte über das leere Sims.
4
    Masamori, Hachiman
Distrikt Galedon, Draconis-Kombinat
24. Dezember 3056
Schneeflocken klatschten gegen Cassies Wangen wie nasse Mottenflügel. Der Wind fuhr ihr kalt unter den abgeschnittenen Rock.
    Im Gegensatz zum Großteil Masamoris, dessen typische Bronzeund Glastürme im üppigen, asymmetrischen Yamato-Stil erbaut waren, stellte der Grafenpalast klassischen Kuritakitsch dar: ein großes Bauwerk im Pagodenstil, jedes einzelne Stockwerk von einer Dachschürze gekrönt. Ihre nackten Füße rutschten über die eisigen Schindeln, als sie über das Dach des vierten Stocks rannte, und sie rutschte gefährlich nahe an den Rand, ehe sie sich rittlings auf den geschwungenen Balken warf, der die Ecke markierte. Selbst das bremste ihr unaufhaltsames Abrutschen nicht. Obgleich sie sich mit Händen und Knien festklammerte, konnte sie sich nur leicht abbremsen, ehe sie ins Leere schoß.
    Sie fing sich mit einer Hand am Balkenende, das in Gestalt eines jener asiatischen Löwenköpfe geschnitzt war, die eigentlich eher aussahen wie militante Pekinesen. Die Maschinenpistole rutschte ihr von der Schulter und fiel klappernd auf die Panzerung der linken Schulter des Kampftitan. In ihren Ohren war der Krach so laut wie eine Salve Kurzstreckenraketen. Cassie sah sich hektisch um. Durch das gewölbte Transpex, das die Front des großen Mechkopfes bildete, konnte sie den Piloten deutlich sehen, der in seinem Neurohelm und der Kühlweste wuchtig wirkte. Es schien unmöglich, daß der MechKrieger sie nicht sah, doch die Gestalt schien damit beschäftigt zu sein, die Maschine zu bedienen. Die mehr als genug Krach machte, um den Lärm zu übertönen, den die abgestürzte Waffe verursacht hatte.
    Cassies Finger rutschten langsam von dem nassen Holz ab. Sie holte tief Luft, ließ los und fiel mehrere Meter auf die kastenförmige Verkleidung des Shannon-Geschoßwerfers, der wie eine Holokam auf der linken Schulter des Mech montiert war. Sofort spreizte sie Arme und Beine, um nicht abzustürzen.
    Die ebene Metalloberfläche unter ihr wogte und bebte wie ein Trawlerdeck in schwerer See, als der Kampftitan die linke Faust ballte und in die Fassade des Palastes rammte. Von unten hörte sie das Rattern einer Maschinenpistole wie das Prasseln von Hagel, während Kugeln von der Wölbung abprallten. Ninyu, du kannst jetzt aufhören zu schießen, dachte sie grimmig. Ich bin das einzige, was du hier

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