BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
stellen.
»Aber was kann ich tun?« schluchzte sie praktisch.
»Schau aus… dem Fenster… zur Straße.«
In der Innenstadt von Port Howie ist die verdammte Hölle los, dachte Maus Omizuki, als sie ihre bumerangförmige Shilone tief über das Verwaltungszentrum zog und eine Vorstellung von den herrschenden Verhältnissen zu bekommen versuchte.
Die Straßen nördlich des großen Bauwerks wimmelten nur so von BattleMechs. Sie konnte unmöglich feststellen, wer ein Ziel und wer wie sie ein Diener des Drachen war. Sie lenkte ihr Fluggerät nach Osten, dorthin, wo ein weiterer Luftkampf tobte. Sie wollte dort draußen sein und die Bodenangriffsflugzeuge abschießen, die, wie sie aus dem Geschwätz ihrer Pilotenkollegen wußte, den Bodentruppen solche Verheerung zufügten. Aber man hatte ihr befohlen, die Sicherheitstruppen um das Verwaltungszentrum zu verstärken, also wendete sie und kam noch einmal tiefer zurück, so langsam, daß sie ihre nach unten gerichteten Schubdüsen verwenden mußte, um in der Luft zu bleiben.
Es war noch immer schwierig, zwischen den Gebäuden des Stadtzentrums Mechs auszumachen, geschweige denn festzustellen, wer wer war. Sie war auf den Boden konzentriert, was bedeutete, daß sie nicht auf ihre Dreihundertsechziger-Anzeige achtete. Die Shilone bebte zweimal, als hätte jemand sie zweimal mit einem sehr großen Hammer getroffen. Ihr Puls raste, als ihre Augen auf den Dreihundertsechziger-Sichtstreifen fielen. Ihre Antriebsflamme war etwa doppelt so groß, wie sie sein sollte, und über ihrer linken Tragfläche schwebte offenbar ein winzig kleines, unbedeutendes weißes Spielzeugflugzeug mit rot bemalter Schnauze.
»Hurensohn.« Ihr gesamtes Armaturenbrett leuchtete rot auf. Wenn das Armaturenbrett bei einem Beschuß wie diesem so schnell rot wurde, stieg man sofort aus und hoffte, daß es früh genug war, damit der zum Untergang verdammte Vogel einen nicht mit ins Verderben riß.
Maus stieg aus. Sofort.
Ihre 65-Tonnen-Shilone segelte anmutig über die Bucht hinaus und ging hoch. Soviel zu meiner Karriere, dachte sie.
Aber es folgte sofort der Gedanke: Das ist einer Kriegerin nicht würdig. Und dann: Oh, scheiß drauf. Ich verbringe mein ganzes Erwachsenenleben damit zu trainieren, dem Drachen nach besten Kräften zu dienen, und irgendeine VerRatte von einem Heißsporn in einem Aufzieh-Spielzeug und dieser Blödmann Kusunoki jagen in etwa sechs Sekunden alles in die Luft. Ich wundere mich, ob der bishonen mir einen Besenstiel zum Verprügeln von Gaijin-Mechs zugesteht, wenn er mich als Rekrut auf Lebenszeit wieder in die Zehenquetschung des Drachen steckt.
Lärm drang von unten zu ihr herauf wie Hitzewellen. Sie sah hinab.
»Oy, vay iz mir«, sagte sie und verfiel in die Geheimsprache, die sie als Kind gelernt hatte und die im Umgang mit Außenstehenden zu benutzen den Tod bedeutete. Sie war jetzt genau über dem TTG-Hof. Und die Mechs, die sich auf matschigen Straßen aus dem Staub machten, sahen für sie verdächtig aus – jetzt, wo sie sicher gewesen war, etwas Freizeit zu finden, um sie näher zu studieren –, wie Maschinen, die den rauflustigen Schwarzen Drachen und Kusunokis hellhaarigen Mech-Krieger-Jungs und -Mädchen gehörten.
Sie versuchte, die Falten ihres Fallschirms zu glätten, um zu sehen, ob sie sich dem feindlichen Territorium nähern konnte. Aber dort unten brannten viele Feuer, einige von ihnen in früheren BattleMechs, und der Wind brachte Föhn. Sie würde bestenfalls dafür sorgen können, nicht in einem 55-Tonnen-Öltankfeuer unterzugehen.
Nun, wenigstens muß ich mich jetzt nicht mehr fragen, ob Kusunoki mich immer noch in ein Feldbordell für die Towne-Flaschen stecken wird, dachte sie.
Als sie auf eine halb zerschossene Anordnung von Gebäuden zuschwebte, schoß eine freche kleine Wespe mit einem schwarzgestreiften gelben Torso auf ihren Sprungdüsen empor, um sie sich anzusehen.
»Whoo-ee!« dröhnte eine Stimme aus einem Lautsprecher. »Schaut euch das an! Sie versorgen uns aus der Luft mit Vorräten!« Die Stimme sprach mit einem unglaublich ignorant klingenden ländlichen Akzent, der, wie Maus dachte, einfach falsch sein mußte.
»Laß dich anschauen, Schatz«, sagte der MechReiter und sank neben ihr nieder. »Na ja, das Gesicht gibt nicht viel her, aber es sieht aus, als könntest du das mit deinem Körper wieder gutmachen.«
Sie zeigte ihm den Mittelfinger. Er lachte und ließ seinen Mech in einer Wolke aus Dampf und Staub planetenwärts fallen. Sie
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