BattleTech 32: Operation Excalibur
verurteilt hatte. Es war schwer einzuschätzen, aber mit der Zeit war ihm der Verdacht gekommen, daß Dillon sich in angewandter Psychologie versuchte: Die Autoritätsfigur, die das Urteil über ihn gefällt hatte, reichte ihm nun die Hand der Freundschaft und Gleichberechtigung. Ein solcher Umschwung konnte sein Opfer aus dem Gleichgewicht bringen und damit für den nächsten Schlag verwundbar machen.
Und möglicherweise bildete es das Vorspiel zu einem echten Betrug.
Grayson hatte selbst schon oft genug ähnliche Taktiken eingesetzt. So oft, daß er sich nicht einmal mehr an alle Gelegenheiten erinnern konnte.
»Mechoperationen waren auf Hesperus II schon immer schwierig«, redete Dillon weiter. »Es ist entweder zu heiß oder zu kalt, und das Gelände ist in jedem Fall zu zerklüftet. Trotzdem schätze ich, Sie werden beeindruckt davon sein, was Sie nach der Landung zu sehen bekommen.«
»Bestimmt.«
Grayson hatte sich während des Monats, den sie im Flug zugebracht hatten, so unverbindlich wie möglich gegeben. Er wollte mit Gareth reden, nicht diesem geschwätzigen, kriecherischen Handlanger. Grayson verabscheute den Mann, weniger wegen seines Parts bei dem Tribunal auf Tharkad als wegen seines offensichtlichen doppelten Spiels, in dem er gleichzeitig für das Vereinigte Commonwealth und für seinen wahren Herrn, Brandal Gareth, agierte.
Das Dröhnen der Triebwerke wurde ohrenbetäubend, brach wie ein Sturmgewitter über Graysons Körper und Geist herein. Er schloß die Augen und versuchte, seine unfreundlichen bebenden, tosenden Donner zu versenken.
Als er die Augen Sekunden später wieder Sichtschirm nur noch rußgeschwärzten Stahlbeton unter wogenden Qualmwolken. Die Landestützen des Suchers waren ausgefahren. Als sie den Boden berührten, erbebte das Schiff kaum spürbar, gefolgt von einem weichen Abfedern, als die Hydraulik das Gewicht des Landungsschiffs abfing.
»Also«, meinte Dillon und löste die Sicherheitsgurte. »Wir sind daheim.«
Grayson behielt seine Gedanken für sich, als er sein Gepäck holte – einen einzelnen Koffer mit Unterwäsche und mehreren Anzügen zum Wechseln sowie einem Kulturbeutel. Der Koffer wirkte schwerer – er selbst fühlte sich schwerer – als normal. Er erinnerte sich, daß die Schwerkraft auf Hesperus II unangenehme, ermüdende 1,34 g betrug und damit um ein Drittel höher lag als auf Tharkad. Im Moment war das noch nicht so schlimm; er hatte im Transit mehrere Tage unter Gedanken in dem
öffnete, zeigte der höherer simulierter Schwerkraft verbracht und seine Muskeln daran gewöhnen können. Trotzdem konnten Monate oder Jahre dieser Belastung ihre Spuren hinterlassen. Er bevorzugte die Schwerkraft Tharkads oder Glengarrys, unter der er nicht ständig das Gefühl hatte, ein großes Kind huckepack zu tragen.
Die anderen Passagiere des Landungsschiffs gingen durch den unteren Laderaum ins Freie. Ein Besatzungsmitglied stand in der inneren Schleusentür und verteilte elektronische Schutzbrillen. »Besser, Sie setzen die hier auf, Sir«, meinte der Raummatrose, als er zunächst Dillon und dann Grayson eine reichte. »Wenn Sie hier aus Versehen zur Sonne hochblicken, ohne eine zu tragen…«
Er vollendete den Satz nicht. Grayson nahm die Brille und zog sie über. Die Linsen gestatteten eine klare und verzerrungsfreie Sicht, selbst im Halbdunkel des Ausstiegs. Aber die eingebaute Elektronik filterte schädliche Strahlung heraus, bevor sie die Augen verletzen konnte.
Als er von der Rampe auf das Landefeld trat, bemerkte Grayson zweierlei. Zum einen war da die Hitze, die schwüle, drückende, dampfende Hitze, die ihn wie ein Fausthieb traf, als er das klimatisierte Innere des Landungsschiffs verließ. Die Sonne war ein greller blauweißer Funken, der durch einen Riß in der Wolkendecke herabbrannte. Selbst durch die sich automatisch anpassende Filterbrille war es unangenehm, sie anzuschauen. Erstaunlicherweise wirkte die Sonne kalt. Sie schien so winzig wie ein unglaublich heller, eisblauer Stern, der unmöglich irgendwelche Wärme abgeben konnte. Die Hitze schien mehr ein Produkt der dicken, klebrigen, feuchten Atmosphäre als dieser frostig wirkenden Sonne zu sein.
Das zweite, was er bemerkte, nachdem er unter dem Rumpf des Landungsschiffs hervortrat und sich umsah, war die endlos scheinende Reihe anderer Landungsschiffe auf dem Raumhafenfeld. Das nächstgelegene stand vielleicht fünfhundert Meter entfernt und ragte wie ein Mammut aus der Startsenke auf, gedrungen,
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