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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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die Dunkle Lady zu nennen, ein Name, den sie ihrem nunmehr für immer verlorenen Atlas gegeben hatte. Und sie machte dem Namen alle Ehre. Ihr Gesicht war immer noch schön, doch wo es einst irgendwie hübsch gewesen war, war ihre Schönheit jetzt schroff - gequält und quälend. Wenn sie jemanden ansah, schienen ihre grünen Augen in Flammen zu stehen wie Smaragdlaser. Kali war nie übergewichtig gewesen, aber heute war sie fast schon mager. Das strahlend goldblonde Haar, das ihr einst über die Schultern fiel, war kurzgeschnitten.
Und sie achtete heute darauf, sich immer ganz in Schwarz zu kleiden und trug ihre Laserpistole stets in einem Schnellziehholster am Oberschenkel.
»Schau, Cass«, sagte sie, »ich weiß, es ist schwer in den Griff zu kriegen. Aber ich habe dir schon gesagt, daß mir etwas passiert ist und du es mich jetzt durchleiden lassen mußt, und ich habe es auch so gemeint. Ich kann nicht versprechen, daß ich wieder ganz so werde wie zuvor - in erster Linie, weil es nie ein Zurück gibt, so sehr man das auch immer glaubt. Aber zumindest bin ich in einer guten Richtung unterwegs.«
Cassie wandte das Gesicht ab, damit ihre Freundin nicht sah, daß sich ihre graublauen Augen mit Tränen füllten. Nach all der Zeit gab es noch immer einen Teil von ihr, der sagte: Siehst du, Dummchen? Das hast du nun von deinem Vertrauen, davon, daß du jemanden in dein Inneres hast sehen lassen. Sie wird sich verändern und dich verlassen. Wie alle.
Cassie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. »Ich werde dich nicht im Stich lassen«, sagte Kali ruhig. »Das Leben läßt uns nicht allzuviel versprechen, aber das kann ich dir sagen. Egal, wie ich mich verändern mag, ich stehe immer auf deiner Seite. Zufrieden?«
Cassie wischte sich mit dem Daumen die Tränen aus den Augen. »Ja«, sagte sie.
Es war nicht ganz gelogen.
2
    Einheitspalast, Imperial City
Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
18. Juni 3058
    Takashi Kurita kniete in dem mondbeschienenen Garten, den blutbespritzten Kimono um die Hüfte gebauscht, und stieß sich das Wakizashi in den Unterleib. Sehr überlegt führte er die drei rituellen Seppuku-Schnitte.
    Hinter ihm wartete Theodore, das Katana in den erhobenen Händen, und schlug zu. Der Kopf des alternden Koordinators des DraconisKombinats flog in einem Blutschwall, der im Mondlicht Luthiens schwarz wirkte, von seinem dicken Hals. Er rollte gegen einen verwitterten Basaltfelsen, der von irgendeinem schon lange toten Gärtner sorgsam im Ödland aufgelesen worden war, und blieb liegen. Der Blutstrom verebbte mit den letzten Herzschlägen. Der enthauptete Leib fiel zur Seite.
    Aber dann öffnete der Kopf seine Augen. Sie waren hellblau, kuritablau. Und sie fielen auf Theodore wie die Blitzstrahlen einer PPK.
»Sieh mich gut an, mein Sohn«, sagte er. Sein Zahnfleisch war vom Blut schrecklich scharlachrot verfärbt, und Blut rann ihm von den Lippen. »Du bist, wie ich war. Wie ich bin, wirst du sein.«
Theodore wollte zurückweichen, aber es war, als wären seine Füße in dem weichen, gerechten Sand versunken, der sich daraufhin wie Beton um seine Knöchel verhärtet hatte.
»Gib mir den Abschiedskuß eines Sohnes«, sagte der abgeschlagene Kopf. Das Blut aus seinem Mund war jetzt ein Sturzbach, der den Sand rings um ihn näßte. Theodore sah, daß das Blut durch irgendeine Gefäßtätigkeit seine Beine emporfloß, seinen Bauch, seine Brust, die Ärmel seiner Tunika und schließlich seine Hände befleckte. »Es ist deine Sohnespflicht. Ein Kurita muß stets seine Pflicht tun ...«
Theodore Kurita öffnete die Augen. Lange lag er einfach da und spürte, wie der kalte Schweiß den Kimono an seinen Körper klebte. Er fürchtete fast, sich zu bewegen, als sei dies der Traum und er könne in jene Wirklichkeit des Schreckens zurückfallen, wenn er den Traum störte.
Zunächst einmal durfte ein Krieger nicht davor zurückschrecken, sich dem zu stellen, was vor ihm lag. Es war fast, als wiederholte Tetsuharasensei seine frühesten Lektionen von vor langer Zeit. Theodore zwang sich zur Bewegung, wälzte sich von der Reisstrohmatte, ging zur Schiebetür, im Mondlicht durchscheinendes Reispapier in einem Teakrahmen, und schob sie auf. Draußen war ein Balkon mit Geländer. Er kniete nieder und ließ das leicht grün getönte Licht Orientalis’, des äußersten Monds von Luthien, durch die Kronen der mächtigen Sequoias, die den Einheitspalast gegen den Stadtmoloch Imperial Citys abschirmten, auf sich

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