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BattleTech 33: Der schwarze Drache

BattleTech 33: Der schwarze Drache

Titel: BattleTech 33: Der schwarze Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milán
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Holodisplay.
    Es war ein Sanktum, in das sich zurückzuziehen Theodore selten einen Grund - oder vielleicht eine Entschuldigung - hatte. Ein Grund mehr, sich über einen Besuch seines sogenannten Onkels Chandy zu freuen, der wie ein großer, selbstgefälliger Ochensenfrosch inmitten eines Berges von Seitenkissen lag, Wein in sich hineinschüttete und sich Obst von einem grünlackierten Tablett ins Gesicht stopfte.
    »Höfische Manieren und Rituale sind mir noch nie leichtgefallen«, sagte er. »Gerade du solltest das wissen. Es wäre albern zu sagen, daß ich die Härte des Schlachtfeldes vorziehe, doch ich würde wirklich lieber einen BattleMech in einem ehrlichen Kampf steuern, als mich diesem Geschwätz zu stellen.«
    »Meisterliche Irreführung wird schon lange zu deinen vielen Fertigkeiten gezählt«, erwiderte Chandy. »Vor langer Zeit warst du der Ansicht, dich mir anvertrauen zu können.«
    »Du warst oft der einzige«, gab Theodore in wehmütigem Tonfall zu. »Warum bist du dann nicht ehrlich zu deinem Onkel Chandy?« »Onkel.« Theodore lachte leise. »Wieviel älter als ich bist du? Zwei
    Jahre?«
Chandy schenkte ihm sein Buddhalächeln. »So etwas, ja. Auch wenn ich
nicht so anmutig gealtert bin wie du.«
Diesmal lachte Theodore laut auf. »Jetzt schmierst du mir Honig ums
Maul, du alter Schmeichler. Was willst du?«
»Helfen.«
Theodore sah weg.
»Du läßt dich von der Vergangenheit auffressen, nicht?« fragte Chandy
ruhig.
»Ist schon in Ordnung.«
»Du bist ein tapferer Mann, Theodore san . Das sage ich schon länger als
fast alle anderen, und es ist immer noch wahr. Aber zum Tapfersein gehört
auch, sich dem zu stellen, was hier drin ist.« Und er tippte auf seinen
umfangreichen Hara.
Theodore schüttelte den Kopf. »Ich konnte mich noch nie über dich
aufregen, so nervtötend du auch sein kannst. Und ich weiß ganz genau, daß
du alles andere bist als der selbstsüchtige Narr, für den dich viele immer
noch halten - genau wie du immer geglaubt hast, daß ich nicht der wertlose
Verschwender bin, für den mich der Hof immer hielt. Besonders mein
Vater.«
»Ah, dein Vater. Wir beide wissen, was dein Vater war, also laufe ich
nicht Gefahr, mir deinen Zorn zuzuziehen, wenn ich Böses über die Toten
sage. Dein ganzes Leben lang spielte er ein Spiel mit dir, dessen einzige
Regel lautete: Du verlierst.«
» So ka?« fragte Teddy frostig. Fast augenblicklich entspannte sich sein
Gesichtsausdruck, und er setzte hinzu: »Na gut. Du hast recht. Aber was
soll ich machen? Die Vergangenheit ist, wie sie ist. Ich kann mich auch nicht
vor ihr verstecken.«
»Du kannst aber die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Du
könntest deinem Vater vergeben. Noch genauer, du könntest sogar dir
vergeben.«
Offenbar noch immer entspannt musterte Theodore seinen Vetter mit
zusammengekniffenen Augen. Wieviel weiß er? Er war diesem
sogenannten Onkel zwar jahrzehntelang nicht besonders nahe gewesen,
hatte ihn aber tatsächlich nie so abgeschrieben wie Subhash Indrahar. Und
infolge des gescheiterten Versuchs der ISA, Chandy zu vernichten, hatte
der Lächler sowohl den Mann als auch sein Tun völlig neu einschätzen
gelernt. Besonders die Leistungsfähigkeit des Spionagedienstes Chandys
unter Führung des rätselhaften Mirza Peter Abdulsattah.
»Ich habe gehört, daß ich Gerüchten zufolge meinen Vater getötet haben
soll«, sagte Theodore mit träger Stimme. »Glaubst du das?«
»Iie, Theodore sama . Obgleich ich hoffe, daß du mir verzeihst, wenn ich
sage, daß es dein Ansehen bei mir nicht schmälern würde, wenn du es getan hättest. Aber was damals wirklich vorgegangen ist, ist unerheblich: Du
bist der einzige, der wissen kann, wofür du dich selbst leiden läßt.« Sie saßen eine Weile lang schweigend da. Theodore wollte die Worte
seines Vetters von sich ablaufen lassen wie Wasser von einem
Schildkrötenpanzer, konnte es aber nicht. Gleichzeitig wollte er Chandy
fragen: Was soll ich tun? Aber das würde er nicht.
»Ein Weg, wie du vielleicht mit deiner Vergangenheit ins reine kommst«,
regte Chandy an, »wäre es, mit deinem Sohn Frieden zu schließen.« »Meinem Sohn?«
»Franklin Sakamoto. Er hat auf sein Geburtsrecht verzichtet; du hast die
Gelegenheit genutzt, ihn ruhig beiseite schaffen zu lassen, nachdem du
zufällig von seiner Existenz erfahren hast. Ihr beide habt denselben
Ausgangspunkt; es gibt keinen Grund, es nicht zu tun. Und doch hältst du
ihn buchstäblich unter Hausarrest.«
Es hat keinen Sinn, sich

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