BattleTech 33: Der schwarze Drache
als sie eines der beiden Freudenmädchen, die auf der anderen Seite des Regals den Stand mit verschiedenen Lidschatten durchwühlten, sagen hörte: »Angus Kurita? Ich habe noch nie von ihm gehört.«
»Psst!« zischte ihre Partnerin. »Nicht so laut! Das soll geheim bleiben.« »Und deine Schwester sagt, er kommt hierher?«
»Es ist eine Überraschung. Für seinen Vetter, unseren Koordinator. Der
Koordinator glaubt, er sei noch immer drüben auf New Samarkand auf der Sun-Zhang-Akademie und heftig mit seinen Studien beschäftigt.« »Eee! Und mit heftig kennt sich deine Schwester ja bestens aus.« »Pst! Sag doch so etwas nicht. Teresa sagt, er sei sehr galant. Und er ist
auch immer schnell fertig.«
»Das ist immer ein Segen. Bringt er ihr Blumen mit?«
»Manchmal.«
»Aii! Und er ist ein Kurita? Ich glaube, ich träume!«
»Nun ... er ist ein eher entfernter Verwandter Theodores.«
»Ein Kurita ist ein Kurita. Wirst du ... du weißt schon ...?«
»Sei nicht blöd. Wie sollte ich ihn treffen? Glaubst du, wenn wir
zurückkommen, wartet eine Einladung in den Einheitspalast auf mich?« »Na ja ... meinst du nicht, deine Schwester hat ihm vielleicht von dir
erzählt? Du bist sehr hübsch, und du machst die Herren immer glücklich.
Und er hat eine lange Raumfahrt hinter sich ...«
»Nun ... vielleicht. Aber sag bloß niemandem ein Wort davon!«
Mit Ausnahme des rauchigen Scheins zweier Papierlampions war der Raum dunkel. Draußen war die Nacht über dem kleinen Distrikt hereingebrochen, der in erster Linie von Arbeiterfamilien bewohnt wurde, die das Glück gehabt hatten, ihr eigenes Haus zu erben. Die freundliche, großmütterliche Dame hatte sich diskret zurückgezogen, natürlich so lautlos, daß selbst Cassie deren Sinne angespannt wie die Haut einer Seifenblase und von einem so intensiven Adrenalinausstoß aufgeputscht waren, daß sie ihre Hallo-Wach-Pillen nicht gebraucht hatte, von der anderen Seite des kleinen Raumes aus nichts gehört hatte. Etwas verspätet begann sie darüber zu spekulieren, was Söhne des Drachen taten, wenn sie zu alt wurden, um Leute über Schrottplätze zu jagen.
»Angus Kurita?« fragte das Gesicht des Lächlers. »Sind Sie sicher?«
»Ziemlich. Ich habe den Namen nie zuvor gehört. Das eine Mädchen schien ihn auch noch nie gehört zu haben.«
»Angus Kurita ist der Urenkel Marcus Kuritas, Nachkomme seines Sohnes Donal und seines Enkels Graeme.«
»Er ist also jemand, der möglicherweise den Thron besteigen könnte.«
Subhashs Bild sah sie mehrere Sekunden lang an. »Ja.«
»Das ist also vielleicht kein falscher Alarm? Ich überreagiere nicht?«
»Ich bezweifle es sehr.«
Cassie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Es war immer noch rot. »Und was jetzt?«
»Sie kehren in die Kinostadt zurück. Warnen Sie Ihre Leute, vorsichtig zu sein.«
»Wovor?«
»Vor allem. Ich glaube, daß es mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann zwischen jetzt und dem morgigen Beginn der Feierlichkeiten zu feindlichen Handlungen gegen Ihr Regiment kommen wird.«
»Aber zu welchen?« klagte Cassie fast. Die Frustration füllte ihre Augen mit Tränen, die sengend heiß zu sein schienen. Sie schämte sich, weil sie diesem Mann ihre Schwäche zeigte, aber sie war verzweifelt. Sie war an das Scheitern ebensowenig gewöhnt wie Ninyu Kerai, und ihrer Ansicht nach war sie gescheitert.
»Ich weiß nicht. Sie und Ihre Gefährten werden sich auf ihr berühmtes Improvisationstalent verlassen müssen.«
»Und Sie?«
»Ich werde alle in meiner Macht stehenden Schritte einleiten.«
»Welche Schritte?«
»Es ist nicht notwendig, daß Sie das wissen. Aber seien Sie versichert, daß Sie merken werden, wenn ich sie einleite. Eines noch: Wenn Sie Verbindung aufnehmen müssen, benutzen Sie die Sequenz, die ich Ihnen gleich geben werde. Sie werden dann direkt mit meinem Sohn Ninyu Kerai Indrahar verbunden.«
Cassie holte tief Luft und atmete langsam durch geblähte Nüstern aus. »Viel Glück, Subhash sama .«
»Ihnen auch, Leutenient.«
Subhash Indrahar rief die Computeranzeige wieder auf seinen Schirm und gab eine verdeckte Anfrage ein, welche Nutzer in den letzten beiden Jahren am häufigsten die Dateien über Angus Kurita aufgerufen hatten. Als er die Ergebnisse sah, lächelte er hocherfreut.
Buch drei
CHANBARA
Auf dem Feld der Ehre: Kämpfe.
- sun Tzu, VIII: 6
24
Kinostadt, Luthien
Militärdistrikt Pesht, Draconis-Kombinat
1. Juli 3058
Der außerhalb des Hauptkomplexes der Kinostadt zusammengestoppelte
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