BattleTech 33: Der schwarze Drache
wahren Geschichte.«
Pater Doktor Bob García nahm den Tee lächelnd und mit Dank entgegen. Sie saßen in einem Zelt, das in der Nahe des alten Schlachtfeldes aufgebaut war, auf dem das neue Holovid aufgezeichnet wurde. Sie diskutierten aber nicht über den Phönixdrachen, sondern über das andere Projekt des Chefs der Stimme des Drachen.
Migaki ließ sich auf einem Klappstuhl nieder. Die Erde bebte, als draußen ein Trupp Caballero-Mechs vorbeirumpelte. »Der Legende nach war Lord Kira ein böser Griesgram, der den jungen Lord Asano so manipulierte, daß er in Gegenwart des Shogun sein Schwert zog. Das war ein Kapitalverbrechen, und Asano konnte die Ehre seiner Familie nur wiederherstellen, indem er Selbstmord beging. Asanos siebenundvierzig Gefolgsleute wurden Ronin. Eine Zeitlang lebten sie als einfache Arbeiter, vollkommen entehrt. Aber als sie das Gefühl hatten, daß die Zeit gekommen sei, griffen sie Kiras Schloß an und rächten ihren Herrn, indem sie Kira töteten. Dann wurde ihnen befohlen, ihrerseits Selbstmord zu begehen.«
Er schlürfte Tee. »Das ist alles gut und schön, was die nackten Fakten angeht. Es verschweigt einige Details, etwa daß die Bakufu, die Militärregierung, die siebenundvierzig Ronin eigentlich für ihre Tat nicht bestrafen wollte, diese sie aber dazu zwangen. Was mich fasziniert, sind Berichte aus der Zeit, die darauf hinweisen, daß Kira ein Mann voll Mitgefühl und Weisheit war, der nichts falsch gemacht hatte, Asano hingegen ein hitzköpfiger junger Idiot. Das wurde beinahe noch nie in einer dramatischen Umsetzung von Chushingura gezeigt. Ich aber zeige es in meiner.«
Migakis Wangen röteten sich, als er von seinem Projekt sprach, und seine Augen leuchteten. Pater Doktor Bob schlürfte Tee und nickte.
»Aus dramatischer Sicht klingt das faszinierend«, sagte er, »aber ich hoffe, es verärgert Sie nicht, wenn ich Ihnen eine gewisse Verwirrung eingestehe. Ist die Aufgabe der Stimme des Drachen als Produktionsfirma nicht, Filme zu machen, die die Kombinatswerte betonen?«
»Natürlich.« Migaki stellte seine Teetasse auf den Boden und beugte sich vor, emphatisch mit den Händen gestikulierend. »Aber genau das mache ich doch. Wir übermitteln die Botschaft, daß Giri Pflicht - absolut ist. Die Tatsache, daß ihr Ziel vielleicht unwürdig ist, mindert nicht ihre Bedeutung.«
»Ah.« Der Jesuit lächelte. »Das ist sehr hübsch. Meiner Kompanie würdig, wenn ich so sagen darf. Also fallen in dieser Frage Ihre eigenen Wünsche und die Interessen des Drachen zusammen.«
Migaki grinste wie ein Zwölfjähriger. »Ich liebe es, wenn das geschieht.«
García hob einen Finger: »Ah, aber wie unterscheiden Sie das eine vom anderen? Woher wissen Sie, daß nicht Ihre eigenen Wünsche Ihre Ansichten darüber, was gut für den Drachen ist, färben?«
Migaki seufzte. »Wissen Sie, früher hielt ich das für das einfachste auf der Welt. Ich wußte, was richtig war, und das war's.« Er zuckte die Achseln. »Und vielleicht habe ich daran gemerkt, daß ich nicht mehr jung bin. Ich kann nicht mehr so einfach davon ausgehen, daß das, was ich will, automatisch das Richtige ist.«
Ein Adjutant steckte seinen Kopf durch die Zelttür. »Abteilungsleiter Migaki, ein Anruf von Marquis Maturro.«
Migaki schnitt eine Grimasse. »Bringen Sie mir ein Handy. Wenn ich schon mit ihm reden muß, will ich mir nicht auch noch sein häßliches Gesicht anschauen müssen.«
»Hai.«
»Entschuldigung, Bob sensei«, wandte sich Migaki an seinen Gast. »Der Finanzminister.« Er zuckte erneut die Achseln.
»Ich verstehe. Keine Sorge.«
Der Adjutant brachte einen Handkommunikator und ging wieder. Migaki redete kurz, hörte lange zu und unterbrach dann die Verbindung.
»Mattaku!« rief er aus, als er das Handy auf einen Tisch legte. »Verdammt. Ihre wilden Männer und Frauen sind diesmal so richtig in die Scheiße getreten. Dank ihnen habe ich jetzt einen neuen rattenförmigen Gebißabdruck des Ministers im Hintern.«
»Was ist passiert?«
»Sie haben auf einem Freiluftmarkt in der Innenstadt seinen Sohn angegriffen. Haben dem Burschen die Nase gebrochen. Der Minister tobt.« Er schüttelte den Kopf. »Wir werden etwas tun müssen, um sie zu zügeln.«
Vorsichtig setzte der Jesuit seine Teetasse ab. »Darf ich etwas dazu sagen?« Migaki nickte ihm aufmunternd zu. »In meiner Eigenschaft als Spionageoffizier des Regiments, von der als Chefpsychologe ganz zu schweigen, versuche ich, auf dem laufenden darüber zu bleiben,
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