BattleTech 35: Höhenflug
sie sich. Das schien ihr die wahrscheinlichste Erklärung.
Er drehte sich mit einer scharfen Bewegung um und marschierte davon. Über die Schulter rief er ihr ein grobes »Hier lang« zu. Sie beeilte sich, Schritt zu halten.
»Ich arbeite nicht im Mechbereich«, erklärte er ihr unterwegs. »Deshalb kenne ich da niemanden. Vielleicht bei den Gladiatoren...« Er zuckte die Schultern.
»Geht in Ordnung.«
Er führte sie auf eines der kleineren Gebäude zu, fort von den hohen ›Hangars‹ wie dem, in dem sie den Mech gesehen hatte. Es war ein langer, flacher Bau, einer von denen, die sie an Militärunterkünfte erinnerten. »Lebst du hier?« fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Ich hau mich da drüben hin«, antwortete er und deutete auf eine kleinere Baracke in der Nähe des Zauns. »Zusammen mit den anderen Arbeitern. Hier pennen die Gladiatoren.«
Gladiatoren. Ganz toll, dachte sie.
Ren näherte sich der zerkratzten, mit abblätternder Farbe bedeckten Tür an einem Ende des Gebäudes, als sie sich öffnete und drei Personen ins Freie traten. Sie hielten an.
Die drei waren älter als Ren, aber immer noch jung, erkannte Sam - zwanzig vielleicht, höchstens einundzwanzig. Es waren zwei Männer und eine Frau. Alle drei trugen einfache Overalls in einem nüchternen Beige, mit einem Dutzend Taschen. Der größte der drei hatte etwa Sams Körpergröße, aber alle drei hatten Rens Statur - mittelgroß, hart, nicht übermäßig muskulös, aber schnell und mit einer gefährlichen Ausstrahlung. Das rote Haar der Frau war kurz geschoren, während die beiden Männer ihre Haare länger trugen - schulterlang hinten und an den Seiten, in der Stirn kurz.
»Yo, Jonas«, begrüßte Ren den größeren der beiden Männer. »Geht's?«
Die drei hatten sich leise unterhalten, als sie das Gebäude verließen, waren aber verstummt, sobald sie Ren und Sam gesehen hatten. Jetzt trat der größere der Männer - Jonas - vor und musterte Sam mit kalten grauen Augen von oben bis unten. »Bringst du schon dein Mädchen mit ins Lager, Ren?« fragte er verächtlich. »Oder ist das deine Mutter?«
Sam blinzelte. Das war keine freundschaftliche Stichelei. Das erkannte sie sofort. Jonas' Stimme hatte einen ernsthaft bösartigen Unterton, und in seinem Blick und der Mimik des Gesichts war etwas äußerst Unangenehmes zu erkennen. Was, zum Teufel, geht hier vor? überlegte sie. Es sieht fast so aus, als wolle er einen Streit provozieren - mit Ren oder mit mir, ich weiß nicht genau, auf wen von uns er es abgesehen hat... Sie warf ihrem jungen Begleiter einen schnellen Blick zu.
Rens Gesicht hatte sich wieder in die gefühllose Maske verwandelt, die er zwischen den Schrotthaufen zur Schau getragen und mit der er den Trunkenbold eingeschüchtert hatte, der Sam angriff. Es war keine Spur mehr von dem Mitgefühl und der Sorge zu sehen, die er ihr gegenüber an den Tag legte. Seinem Blick nach zu urteilen war es ihm völlig gleichgültig, was aus ihr wurde.
Das ist mein Zeichen, nicht wahr? erkannte Sam mit Schaudern. Jetzt bin ich auf mich selbst angewiesen. Was auch geschieht, es ist meine Sache.
»Suchst du einen Spielgefährten, Häschen?« fragte Jonas und kam auf Sam zu. Seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. »Jemanden, mit dem du Spaß haben kannst?« Er warf seinen Begleitern einen wissenden Blick zu. »Ich bin dabei, wenn du willst.«
Dieser Blick zeigte Sam, was hier vorging. Hackordnung, erkannte sie plötzlich. Das sind Gladiatoren, nicht wahr? Das hat Ren gesagt. Sie kämpfen - und sonst tun sie gar nichts. Wie wird in einer solchen Gruppe die Hackordnung ermittelt - die Hierarchie der Starken und Schwachen? Genau so...
Aus dem Augenwinkel sah sie, daß Ren sie beobachtete. Seine Miene war leer, aber sein Körper schien angespannt - er macht sich Sorgen, stellte sie in Gedanken fest. Er hofft, daß ich ihn nicht enttäusche.
Na schön, dann weiß ich, wie ich vorzugehen habe.
Sie verzog ihr Gesicht zu einem nicht minder abfälligen Grinsen. »Einen Spielgefährten?« wiederholte sie verwundert. »Vielleicht... Wenn du mir jemanden zeigen kannst, der Mann genug ist zu wissen, wie's geht.«
Jonas' Miene verdüsterte sich, und sie verspürte einen verzweifelten Drang, eine Ju-JutsuVerteidigungsposition einzunehmen. Aber entgegen ihrem Instinkt behielt sie die Hände an den Seiten und die Hüfte provokativ geknickt.
Der junge Gladiator starrte sie eine Weile haßerfüllt an. Dann sah sie ihn ein falsches Lächeln auf
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