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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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genoß das milde Hochgefühl. Jack Daniel's und eine Kippe. Es ist lange her.
»Du hast nie viel über deine Familie erzählt«, sagte Maggie schließlich und brach das freundschaftliche Schweigen.
»Ich habe dir von Pop-Pop erzählt.«
Die ältere Pilotin zuckte die Schultern. »Das war es aber auch, Kiddo«, gab sie zu. »Über deinen Großvater. Beinahe, als hättest du keine Eltern gehabt.«
»Hatte ich auch nicht, nicht richtig«, erwiderte Sam, und ihre Miene verhärtete sich. Aber dann entspannte sie sich. »Das stimmt nicht«, sprach sie leise weiter. »Sie sind gestorben, als ich noch klein war.«
»Wie klein?«
Sam zögerte. Gewöhnlich bog sie ein Gespräch an dieser Stelle ab, bevor es zu tief in diesen Bereich eindrang - ›das verbotene Land‹ nannte sie es in Gedanken - aber heute nacht hatten der Jack Daniel's und das Nikotin ihre Abwehr entschärft. »Mein Vater, als ich fünf war.« Es fiel ihr schwer, es auszusprechen, trotz allem. »Meine Mutter ein Jahr später.«
Maggie seufzte und schüttelte den Kopf. »Das ist hart.« Dann lachte sie trocken. »Sorry. Du weißt natürlich selber, daß das hart ist. Ich werde prosaisch, wenn ich trinke.«
»Wer nicht?« Sam hob das Glas in gespieltem Salut. Dann starrte sie das Kristallglas an und konzentrierte sich auf das Lichtspiel in der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. »Sie waren nicht zusammen, als es geschah«, sagte sie schließlich. »Als er starb, meine ich.«
»Sie waren geschieden?«
»Getrennt«, korrigierte Sam. »Das Jahr davor. Ich blieb bei meiner Mutter.« Sie schnaubte. »Nicht, daß ich dabei etwas zu sagen hatte.«
»Oh?«
Samantha sah auf und begegnete dem Blick ihrer Freundin. Maggies Miene war völlig neutral - die perfekte Psychoanalytikerin, dachte Sam. Erst wollte sie das Thema wechseln, irgendeinen cleveren Kommentar abfeuern und das Gespräch auf sichereren Boden steuern. Stattdessen: »Sie hat ihn verlassen«, sagte sie leise. »Als ich vier war.«
»Was ist geschehen?«
Wieder drängte es Samantha, sich dem Gespräch zu entziehen, aber sie entschied: Was soll's? Sie blieb eine Weile stumm, während sie versuchte, sich darüber klarzuwerden, wo genau die Geschichte ihren Anfang genommen hatte.
    Ich war vier, begann Samantha. Wir lebten in einem der winzigen Hohlziegelhäuser für verheiratete Offiziere in der Patuxent River Naval Air Station, ›Pax River‹, in Maryland. Dad - Jim Dooley, Jr. - war bei der Testfliegergruppe für die nächste Düsenjägergeneration nach der A3J. Die Blechsoldaten nannten die neue Maschine den Vindicator. Die Piloten in der Flugstaffel - wie mein Dad - nannten sie die ›Badewanne‹ oder den ›Sarg‹. Ein echter Reinfall mit Flügeln, der es nie zu etwas brachte, und irgendwann hat die Navy das auch eingesehen und die Arbeit daran aufgegeben. Aber bevor die Navy irgendwas aufgibt, muß erst ein hoher Preis gezahlt worden sein.
    Es waren die Testpiloten, die den Preis bezahlt haben, in Blut. Es war eine schlimme Zeit für die Gruppe, eine sehr schlimme Zeit sogar. Innerhalb von vier Monaten sind drei Piloten umgekommen. Alle drei wurden bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, als sie ihre Vögel aus einer Höhe von zwei Meilen in den Boden jagten. Mir war damals natürlich nicht klar, was vorging. Mit vier Jahren versteht man nicht allzuviel von Flugzeugabstürzen und Tod. Ich wußte nur, daß Mom und ihre Freundinnen wegen irgendetwas wirklich bedrückt und angespannt waren, während Dad und seine Freunde mehr und lauter redeten als gewöhnlich. Und mir fiel auf, daß die Erwachsenen alle paar Wochen sonntags nach der Kirche schwarze Sachen anzogen und ein paar Stunden irgendwohin verschwanden. Es hat Jahre gedauert, bis mir klar wurde, was das bedeutete.
    Aber schlimme Zeit oder nicht, manche Traditionen mußten aufrechterhalten werden. Eine davon waren die wöchentlichen Gemeinschaftsessen, zu denen die Piloten und ihre Frauen reihum einluden. Ich fand es immer toll, wenn die Party bei uns stattfand. Damals mochte ich es, viele Leute um mich zu haben. Ich mochte es, ihnen zuzuhören. Ich mochte das Gefühl, wenn ringsherum geredet wurde - das Gefühl, dazuzugehören - auch wenn ich das meiste, worüber sie sprachen, nicht verstand. Aber noch wichtiger war natürlich, daß ich an Partyabenden länger aufbleiben durfte.
    Ich durfte Dads Pilotenkollegen begrüßen und Moms Freundinnen: Pete und Maureen, Andy und Catherine und all die anderen. Manchmal erlaubte Mom mir sogar, noch länger

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