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BattleTech 35: Höhenflug

BattleTech 35: Höhenflug

Titel: BattleTech 35: Höhenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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aufzubleiben, und ich bekam ein Glas Apfelsaft, während die Erwachsenen ihren Martini oder ein Glas Wein tranken. Irgendwann wurde ich dann rauf ins Bett geschickt.
    Aber das hieß natürlich nicht, daß ich gleich eingeschlafen wäre. Die kleinen Offiziershäuser waren billig gebaut, mit dünnen Fußböden und Innenwänden. Ich konnte von oben in meinem Zimmer das Murmeln der Stimmen hören. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber es reichte, um zu wissen, daß sie sich weiter amüsierten, nachdem ich weggeschickt worden war. Das war natürlich viel zu wenig!
    Also schnappte ich mir meistens meine Decke und schlich mich bis zur Treppe, außer Sicht des Wohnzimmers, und setzte mich an die Wand. Von dort aus konnte ich hören, was unten geschah.
    Ich habe natürlich kaum was von dem, worüber die Erwachsenen geredet haben, verstanden. Die meisten ihrer Witze gingen völlig an mir vorbei, und fast alle Leute, über die sie sich unterhielten, kannte ich nicht. Irgendwann wurde es mir dann langweilig, und ich bin entweder zurück ins Bett getrottet oder da oben an der Treppe eingeschlafen. (Jetzt fällt mir ein: Ich habe Dad oder Mom nie gefragt, wie oft sie mich nach einer ihrer Partys zurück in mein Zimmer tragen mußten.) Aber selbst, wenn ich verstand, worum es ging, hinterließ es keinen bleibenden Eindruck in meinem kindlichen Geist, und ich erinnere mich nicht mehr daran.
Bis auf eine Gelegenheit.
    Einmal konnte ich spüren, daß irgend etwas anders war, irgend etwas nicht stimmte. Dad, Pete und Andy bestritten den Großteil der Konversation. Jemand namens Danny war an diesem Tag abgestürzt - ich habe das später herausgefunden. Seine Maschine war in Flammen aufgegangen, als er eine Seitenwindlandung versuchte. Noch ein Toter.
    ›Danny war ein guter Pilot.‹ Ich werde nie vergessen, was Dad in jener Nacht sagte, oder die beinahe nonchalante Art, wie er es sagte. ›Und er war ein guter Mann. Aber...‹ - ich sehe noch ganz genau vor mir, wie er seine breiten Schultern zuckte - ›... er hatte nicht gerade allzuviel Erfahrung, oder? Und es ist ja auch nicht, als wäre er der geborene Knüppel-undSeitenruder-Jockey gewesen. Als die Kontrollen gestreikt haben... Na ja, er hatte schlechte Karten und nicht die Erfahrung, sich aus der Lage zu befreien.‹
    Inzwischen ist mir klar, daß ich diese Worte, oder ganz ähnliche zumindest, schon vorher gehört hatte. Es war eine Art Litanei der Testpiloten-Bruderschaft, ein Nachruf auf die Toten, die übliche, anerkannte Methode, auf den Verlust eines Freundes und Mitpiloten zu reagieren. Einer holte die Standardentschuldigung raus, und alle anderen - die Piloten und ihre Frauen - nickten wissend. Es war natürlich ein verteufelter Schlag, daß Soundso sich das Genick gebrochen hatte, aber sicher war er selbst daran schuld gewesen. Verdrängung, etwas anderes war es nicht: Verdrängung reinsten Wassers. Entschuldigungen, ein paar Worte drumherum - eine Technik, um die Tatsache, daß ein junger Mann wie sie selbst das Leben verloren hatte, zu überspielen. Eine Technik, mit der sie verdrängten, daß jedem der anwesenden Piloten dasselbe passieren konnte, jederzeit - aus heiterem Himmel, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ich zurückschaue, wirkte es tragikomisch. Aber für sie hat es funktioniert, solange sich alle an die Spielregeln hielten, dem ungeschriebenen Skript folgten. Und weil die Alternative einfach zu grauenhaft war, spielten alle mit.
    Außer in jener Nacht. Es war die Stimme meiner Mutter, die das Schweigen brach, laut und schrill genug, um mich erschreckt hochfahren zu lassen. ›Ich glaube das einfach nicht!‹
    Schockiertes Schweigen. Das war die einzige Antwort, die sie bekam. Dann, nach ein paar Sekunden, hörte ich eine ruhige Stimme - einer der Piloten versuchte Mom zu beruhigen, sie zu stoppen, bevor sie die tröstende Scheinwelt der anderen ruinierte.
    Aber Mom ließ sich nicht zum Schweigen bringen. ›Ich glaube es nicht!‹ rief sie wieder, und in ihrer Stimme lag soviel Schmerz, daß ich weinen mußte, obwohl ich das Ausmaß dessen, was sie tat, nicht verstand. ›Danny ist tot. Er ist tot, weil das gottverdammte Flugzeug kaputtgegangen ist. Etwas anderes ist ein ,Streiken der Kontrollen' doch nicht, oder? Etwas ist kaputtgegangen! Mein Gott!‹ Ihre Stimme war ein einziger Klageschrei. ›Was, in Gottes Namen, läßt irgendeinen von euch glauben, ihr wärt besser davongekommen? Es kann jedem von euch passieren –

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