BattleTech 35: Höhenflug
und mit ihm die Hoffnungen des Saberstalls. »Sterling!« kreischte sie fast. »Gib mir ein Ziel, verdammt!«
Aber es war zu spät. Die Erkenntnis traf sie plötzlich und mit schockierender Gewißheit. Alle vorderen Sensoren waren zertrümmert, aber die rückwärtige Lichtverstärkung arbeitete noch. Ein kleiner Nebenmonitor zeigte deutlich - zu deutlich, dachte sie benommen - die drei hinter ihr aus der Dunkelheit tretenden Battle-Mechs. Sie erkannte sie sofort - Feuerfalken, für Battle-Mech-Verhältnisse relativ leicht bewaffnet und gepanzert, aber mehr als genug, um ihren angeschlagenen Sasquatch in einen Schlakkehaufen zu verwandeln.
Es ist vorbei. Die Gewißheit, verloren zu haben, lag wie ein großes, kaltes Loch in ihrer Magengrube. Sie sackte in die Gurte.
»Sam.« Silvers Stimme drang aus den Ohrhörern. »Sam, anrückende Mechs.«
Sie fand kaum mehr die Kraft zu reden. »Ich sehe sie«, stellte sie trübsinnig fest. »Tut mir leid, Sterling. Ich hab's versucht.«
Die Verbindung blieb stumm. Dann: »Sam, sie sind auf unserer Seite.«
Und eine neue Stimme - kühl, selbstsicher - drang an ihr Ohr. Samantha brauchte ein paar Sekunden, um sie einzuordnen, aber dann breitete sich ein Ausdruck tiefer, ungehemmter Erleichterung auf ihrem Gesicht aus. »Dooley One«, meldete sich Will Zdebiak, der Anführer des VGL-Teams Alpha. »Die Kavallerie ist da - etwas spät, aber besser spät als gar nicht. Warum ruhen Sie sich nicht etwas aus und überlassen uns die Aufräumarbeiten, hm?«
27
Mein Gott, die Verluste - auf beiden Seiten.
Mehr als zwanzig Tote waren in mehreren Reihen auf dem Zentralplatz der Anlage aufgebahrt. Die meisten waren Saber-Mitarbeiter, aber über ein halbes Dutzend stammte aus den Reihen der Angreifer. (Wie viele habe ich selbst getötet? fragte sie sich, und plötzlich wurde ihr übel. Ich will gar nicht daran denken.) Und dann waren da noch die Gefangenen: ein Dutzend oder mehr, die meisten mehr oder weniger schwer verletzt. Als die Sonne aufging, war Bloch - irgendwie hatte er es geschafft, unversehrt durchzukommen - noch mit dem Verhör der Gefangenen beschäftigt, um herauszufinden, welchen Sinn der Angriff gehabt hatte. Eigentlich hätte sie das interessieren müssen, aber sie schaffte es nicht, sich darauf zu konzentrieren. Die Angreifer waren aus einem anderen Stall gekommen - Frostluchs oder etwas in der Art -, aber es würde Zeit und Mühe kosten, dahinterzusteigen, wer den Angriff tatsächlich veranlaßt hatte. Einer der Nachfolgerstaaten? Wahrscheinlich... aber welcher? Darum sollen sich Bloch und Silver kümmern, dachte sie. Ich habe andere Sorgen.
Und damit meinte sie keineswegs die offensichtlichen. Wahrscheinlich hatte Will Zdebiak es zunächst nicht verstanden, daß sie ihn ignoriert hatte und geradewegs an ihm vorbei zu den auf dem harten, kalten Boden ausgestreckten Leichen gegangen war. Luke Trent und Meg Richardson, die beiden MechKrieger, die Silver ihr in der Messe vorgestellt hatte, waren unter ihnen. Luke war natürlich von der Sprengladung am Mechhangar zerrissen worden. Meg hatte Schrapnell von einer Raketenexplosion erledigt. Neben ihnen lag Renard Gilbert, dessen halber Schädel von einem Laserschuß verbrannt war. Auch Jonas Clay war dabei, die kalten Augen aufgerissen, das Lasergewehr immer noch fest umklammert. Eine MG-Garbe hatte ihn praktisch zweigeteilt, als er versuchte, den Kriegshammer abzulenken und Samanthas Sasquatch vor dem Untergang zu retten.
Aber von dem Mann, nach dem sie wirklich suchte, fand sie keine Spur, weder unter den Toten noch unter den Überlebenden: Tai-sa Mandelbaum. Jared Bloch behauptete, ihn im dicksten Kampfgetümmel gesehen zu haben, eine Laserpistole in der Faust. Eine tödliche Waffe gegen Kontrahenten aus Fleisch und Blut... aber Bloch hatte Mandelbaum damit auf einen der angreifenden Greifen schießen sehen. Das ist, als würde man mit der Zwille auf einen Panzer losgehen, machte Sam sich klar. Und dann hatte das Kampfgeschehen sie getrennt. Kein Überlebender des Saberstalls hatte ihn danach noch gesehen.
Was ist aus ihm geworden? fragte Sam sich wie betäubt. Ist er den Kriegertod gestorben, allein und unbemerkt? Wurde er von einer Rakete zerfetzt, von einem Laser pulverisiert?
Hat er im Tod endlich den Frieden gefunden, der ihm im Leben meist entglitten ist?
Sie fühlte ein Brennen in den Augen und wischte sie ungeduldig mit den Fingern. Und was, wenn er tot ist? fragte sie sich. Ich habe ihn kaum gekannt - Teufel, wenn
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