BattleTech 35: Höhenflug
man es genau nimmt, habe ich ihn überhaupt nicht gekannt. Trotzdem fühlte sie...
Was genau fühlte sie eigentlich? Verwandtschaft, Verlust. Echos anderer Emotionen. Natürlich Echos von Pop-Pops Tod, aber da war noch mehr, ein Gefühl von... Nun, ›verpaßte Gelegenheiten‹ wäre eine Möglichkeit, es auszudrücken, entschied sie. Ich habe es in Mandelbaums Büro gefühlt, und ich fühle es noch immer - daß der alte Krieger ein Seelenverwandter war, daß wir etwas Grundlegendes gemein hatten. Daß er Lektionen gelernt hatte, die mir noch bevorstehen... Daß er Fehler gemacht hat, die ich noch machen werde... Und daß ich eine Chance verloren habe, diese Fehler umgehen zu können, an seinem Beispiel zu lernen. Sie wandte sich von den stummen Reihen der Toten ab und konzentrierte sich auf die Lebenden.
Zwischen Sterling Silver und Will Zdebiak gab es eine seltsame Dynamik, das spürte sie sofort. Der Saber-MechKrieger platzte ganz offensichtlich fast vor Fragen, die er ebenso überdeutlich nicht stellen wollte. (Warum nicht? wunderte sich Sam. Weil er weiß, daß die Antworten zu beunruhigend wären?) Samantha sah ihn dem Feuerfalken, aus dem Will herabgestiegen war, zweifelnde Blicke zuwerfen, über Einzelheiten der Konstruktion die Stirn runzeln. Was fällt ihm auf? Schließlich sah sie, wie seine Miene sich aufklärte, als habe er eine Schlußfolgerung gezogen - oder eine Entscheidung getroffen.
Und Will... Tja, eigentlich galt für ihn dasselbe. Er hatte seinen ganz eigenen Fragenkatalog, den er Silver vorlegen wollte und den er aus seinen eigenen, ganz anderen Gründen ebenfalls für sich behalten würde.
Schlußendlich kam es zum Gespräch zwischen den beiden Männern. Sam konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber ihren Mienen nach zu urteilen übertrat keiner von ihnen die mentalen Grenzen, die sie sich gesetzt hatten. Daran, wie sie immer wieder in ihre Richtung sahen, erkannte Sam, daß von ihr die Rede war.
Schließlich kam Zdebiak über den Platz auf sie zu. Silver wollte das Gespräch hören - das konnte Sam deutlich an seiner Körpersprache ablesen -, zwang sich aber, wegzusehen und die Aufräumarbeiten zu verfolgen.
Der grauäugige Pilot lächelte sie schräg an. »Sieht aus, als ob Ihr Transport nach Hause möglich ist, Ms. Dooley.« Er deutete zu seinem Feuerfalken. »Meine Maschine ist ein Doppelsitzer, also wenn Sie eine Mitfahrgelegenheit suchen...«
Sie fixierte ihn mit einem ruhigen, forschenden Blick.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie ehrlich. »Ich weiß nicht, ob ich die suche.«
Er blinzelte verwirrt. »Hä?« Sein Mund bewegte sich für einen Augenblick, ohne daß ein Laut hervorkam, dann sagte er: »Ich kann Sie nach Hause bringen.«
»Oh?« fragte sie kühl. Sie zuckte die Schultern. »Traditionell müßte ich dieses Angebot wohl mit offenen Armen annehmen.« Sie lächelte ihn schräg an. »›Nirgends ist es wie zu Hause‹ und all der Mist. Aber was erwartet mich denn zu Hause, Will? Sagen Sie mir das. Das VGL-Gegenstück einer Kriegsgerichtsverhandlung? Oder vielleicht verschwinde ich einfach - Amy hat mir erzählt, daß so etwas schon vorgekommen ist. Oder vielleicht werde ich ja auch freigelassen und darf mein Leben weiterführen, solange ich niemandem ein Sterbenswörtchen über all das hier verrate.« Sie breitete die Hände aus. »So oder so, wo liegt für mich der Reiz? Ich gehe nach Hause, und alles bleibt, wie es war. Ich bleibe hier... und ich gehöre dazu. Ich kann etwas tun, worin ich gut bin.« Sie wußte, es waren Mandelbaums Gedanken, die sie aussprach, wenn auch mit eigenen Worten. »Zu Hause ist kein Platz für einsame Wölfe«, schloß sie.
Will antwortete ihr nicht sofort, wie sie erfreut feststellte - er verwarf ihre Sorgen nicht selbstverständlich. Er schien ihr tatsächlich zugehört zu haben und über die Bedeutung ihrer Worte nachzudenken. Schließlich sagte er langsam: »Ich dachte immer, ich wäre ein einsamer Wolf. Es hat eine Weile gedauert, ihn zu finden, aber es gibt Platz genug für mich. Egal«, zuckte er die Schultern. »Lassen wir das für den Augenblick beiseite. Ich begreife, was Sie sagen wollen, Dooley. Sie haben einen Ort gefunden, an dem Sie sich heimisch fühlen. Das ist wichtig. Die meisten Menschen verbringen ihr ganzes Leben, ohne dieses Gefühl zu kennen. Und Sie haben etwas gefunden, worin Sie gut sind. Dagegen kann ich auch nichts sagen. Aber was genau ist es denn, worin Sie so gut sind, Dooley?« fragte er. In seinen Augen
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