BattleTech 35: Höhenflug
Aus seinem ›Hals‹ schlugen Flammen. Und zwei! jubelte Sam innerlich.
Keine sechzig Meter entfernt wuchtete sich ein weiterer BattleMech in Sicht - der Kampfschütze. Sie versuchte, den Sasquatch zurück in die Deckung des Hangars zu ziehen. Eine Sekunde zu spät. Lanzen aus rubinrotem Licht loderten aus beiden Armen des Kampfschützen und schnitten runde hundert Kilogramm Panzerung von der rechten Schulter ihres Stahlgiganten. Neue rote Warnlichter blinkten auf Sams Statusanzeige auf.
Verdammt, was nun? Ihr gesunder Menschenverstand riet ihr, sich zurückzuziehen - und zwar sofort. Wenn sie hierblieb, würden die drei gegnerischen Mechs sie umzingeln und zerfetzen. Wenn sie einen Ausbruch versuchte und losrannte - oder sich, was vernünftiger schien, eine andere Verteidigungsstellung suchte -, erhielt zumindest der Kampfschütze eine Gelegenheit, mit seinen schweren Lasern und Autokanonen auf ihren Rücken zu feuern. Sicher, sie würde das Feuer mit dem leichten Laser an der Rückseite ihres Mechkopfes erwidern können, während sie davonrannte, aber sie wußte nur zu gut, wieviel das nützen würde - einen Furz, um es mal deutlich zu sagen, dachte sie verärgert. Sie würde Schaden nehmen - möglicherweise ernsten Schaden -, das Gefecht aber wenigstens noch etwas länger strecken können. Sie knirschte mit den Zähnen. Was, in drei Teufels Namen, konnte sie sonst tun? Gar nichts. Es sei denn...
Freck, den Versuch ist's wert. Vorsichtig beugte sie die Knie des Mechs und senkte das riesige Kampfgefährt in die Hocke. Für Bewegungen dieser Art war der Sasquatch nicht gebaut, das war ihr klar. Sie mußte sich anstrengen, den Schwerpunkt des Mechs sicher über den spreizzehigen Füßen zu halten. Unter dem Neurohelm strömte der Schweiß an ihrem Kopf herab, während sie langsam von fünf an rückwärts zählte.
Zwei... eins... null! Sie packte die Kontrollen und schob die beiden Steuerknüppel vor.
Immer noch in der Hocke, sprang der Sasquatch nach vorne, aus der Deckung der Hangarwand, und drehte den Torso nach links.
Da war der Kampfschütze, eine breite Silhouette im Zentrum von Sams Sichtschirm. Instinktiv feuerte der gegnerische Pilot alle Waffen ab... Und genau, wie Sam es erhofft hatte, zerteilten die Laserstrahlbahnen und Autokanonengranaten die Luft zwei Meter über dem Kopf des abgeduckten Sasquatch. Nimm das! rief sie in Gedanken, als sie alles abfeuerte, was sie hatte: Gaussgeschütz, Laser, selbst die Maschinengewehre (was immer die auch ausrichten mochten). Sie wartete nicht einmal darauf, welchen Effekt ihre Breitseite hatte. Noch bevor die Feuerbälle der Explosionen verblaßt waren und der Rauch sich verzogen hatte, spurtete sie schon durch die Dunkelheit, weg vom Hangarbereich. Eine Raketensalve des zweiten Greifen folgte ihr, aber nur zwei der Geschosse schlugen von hinten in die Mechbeine ein. Der Sasquatch stolperte, aber sie konnte ihn abfangen, den enormen Kampfkoloß auf den Beinen und in Bewegung halten.
Die IR-Sensoren zeichneten deutlich die Abwärme des Kampfschützen hinter ihr. Sie hatte den Mech nicht zerstören können, ihn aber ernsthaft beschädigt. Der Sichtschirm zeigte Sekundärexplosionen entlang des rechten Arms und Torsos und eine Bresche am linken Bein, in der keinerlei Panzerung mehr die interne Struktur des BattleMechs schützte. Langsam und schwerfällig drehte er sich um und zog sich aus dem Gefecht zurück. Das ist so gut wie ein Abschuß, erkannte sie. Drei weg...
Rechts von ihr erhob sich das Verwaltungsgebäude. Eine Raketensalve hatte es getroffen, und ein Teil des Erdgeschosses stand in Flammen. In einem Zimmer im vierten Stock brannte Licht. Mandelbaums Büro? Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Ihr Sasquatch schüttelte sich heftig, als eine neue Raketensalve einschlug. Diesmal warf sie einen weiten Flammenvorhang über den breiten Rücken des Mechs. Warnglocken schrillten in ihren Ohren, und diesmal hatte sie nicht die Zeit, sie abzuschalten. Reflexartig gab sie zwei Schüsse aus dem Rückenlaser des Sasquatch ab - mehr, um ihre Gegner abzulenken, als mit dem Ziel oder auch nur der realistischen Hoffnung, irgendeinen Schaden anzurichten - und drehte sich in die Deckung der Stahlbetonmauern des Verwaltungsbaus.
Was jetzt? Dort draußen lauerten immer noch ein Greif und ein vierter Mech, den der Computer inzwischen als Kriegshammer führte, beide mehr oder weniger unbeschädigt. (Einfach super, Dooley. Du findest doch immer den Weg in den dichten
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