BattleTech 36: Blindpartie
stungsklasse, das hauptsächlich von Versprechungen und dem Können einiger erstklassiger Techs noch zusammengehalten wurde. Für einen Kampfeinsatz nicht mehr geeignet, beförderte die Stecknadelkopf gewöhnlich die Familien und Hilfstruppen der Angeli an den Einsatzort. Daß Jase auf Outreach geblieben war, um ohne sie einen neuen Kontrakt auszuhandeln, störte Charlene nicht weiter. Ihr stieß jedoch gewaltig auf, daß Marcus als einziger etwas darüber wußte und bis heute weder ihr noch einem anderen gegenüber ein Wort gesagt hatte.
Und jetzt wußte sie, warum. Sie wußte es aufgrund einer HPG-Nachricht, die soeben eingetroffen war, und die sie Marcus in diesem Augenblick überbrachte.
Kurz voraus und gute acht bis zehn Meter über ihr aufragend erhoben sich vier der schwersten Mechs im Besitz der Einheit. Sie standen in dichter Reihe, die Rücken zu den dicken, grauen Mauern aus stahlverstärktem Beton gewandt, die Baron Shienzes Festung umschlossen. Sie selbst hatte - als Geste dem Baron gegenüber - die Maschinen dorthin beordert. Die übrigen BattleMechs der Angeli waren bereits in den Kokons des Mechhangars an Bord der Heaven Sent verstaut, des Landungsschiffs der Union-Klasse - keine hundert Meter hinter ihr.
Die Angeli standen oder saßen um die Füße des letzten Mechs in der Linie, Thomas Fabers Marodeur. Faber selbst thronte auf dem gewaltigen Fuß seiner Maschine wie ein unwahrscheinlich wuchtiger, dunkelhäutiger Kobold. Er war bis auf Kühlshorts nackt und wirkte völlig entspannt, wie er da so lang ausgestreckt auf dem Metall lag und sich die Nachmittagssonne auf den Pelz brennen ließ. Charlene erinnerte sich an die Gerüchte, Faber sei ursprünglich ein Elementar gewesen, einer der durch Genmanipulation herangezüchteten Clan-Infanteristen. Der Schwarze war fast groß genug, und die Art, wie er nur für den Kampf zu leben schien, konnte der Besessenheit eines Clanners leicht das Wasser reichen. Charlene wußte, daß Marcus Fabers Lebenslauf bis zurück zu seiner Geburt im draconischen Militärdistrikt Dieron überprüft hatte, aber manchmal kamen ihr immer noch Zweifel.
Die acht Meter hohen Mauern der Festung Shienze warfen einen Schatten über den Bereich um die Füße des Marodeur. Auf einem davon saß - in die schattige Hälfte zurückgelehnt - Brent Karstchow und warf Charlene verstohlene Blicke zu, wenn er glaubte, sie bemerke es nicht. Auch die anderen Angeli schienen es vorzuziehen, New Homes G-Klasse-Sonne zu entfliehen. Die meisten hatten es sich hier und da rund um den Mech bequem gemacht, wo sie gerade Schatten fanden. Nur Paula Jacobs hatte eine Decke ausgebreitet und sich eingeölt, um ein Sonnenbad zu nehmen.
Der Anblick hätte Charlene ein Lächeln entlocken können, wäre da nicht die Botschaft gewesen, die sie zu überbringen hatte.
Marcus GioAvanti entspannte sich am Rand des Schattenbereichs. Sein schulterlanges dunkelblondes Haar umrahmte ein jugendliches Gesicht, aber Charlene sah die Spuren der Verantwortung seiner Führungsposition, die sich als Linien um die blaßblauen Augen und auf seiner Stirn eingegraben hatten. In roten Jeans und einem schwarzen T-Shirt hätte er beinahe ein beliebiges Mitglied der Kompanie sein können, aber unabsichtlich hatten die Angeli sich so um Marcus gruppiert, daß er den Mittelpunkt ihrer Gruppe bildete. Der süße, an Honig und Kokosnuß erinnernde Duft von Paulas Sonnenöl drang an Charlenes Nase, und sie fragte sich, ob Paula wieder einmal das Interesse des Kommandeurs zu erregen versuchte, indem sie sich unmittelbar vor ihm halbnackt in der Sonne räkelte. Marcus kümmerte sich gut um seine Leute, ließ aber kaum jemand wirklich an sich heran. Es mußte ein einsames Leben sein, und in Charlenes Augen war es der einzige Fehler, den sie an ihrem Vorgesetzten bisher gefunden hatte.
»Wird auch langsam Zeit, Charlie«, meinte Marcus und warf betont einen Blick auf die nicht vorhandene Armbanduhr. Ein paar der dienstälteren Angeli kicherten, aber sie stellte fest, daß alle jüngeren Einheitsmitglieder das Grinsen unterdrückten.
Charlene trat in den Schatten und reichte ihm die Botschaft, ein gefaltetes Blatt Papier mit dem Sternwappen ComStars. Alle hier wußten, daß sie von Torgensson auf Outreach kommen mußte, und ein Teil von ihnen rutschte erwartungsvoll auf seinem Platz umher.
Während Marcus die Nachricht las, trat Charlene zurück ins warme Sonnenlicht. Als Stellvertretende Kornpaniechefin der Angeli war es
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