BattleTech 36: Blindpartie
Wachen, die durch den alten Hangar in seine Richtung kamen. Er sprang zu Boden, damit der >General< nicht gestört wurde. Hauptsächlich, weil er nicht dafür garantieren konnte, was der Mann vor dem Kalifen gesagt hätte.
Oder sogar zum Kalifen.
Nihail schob sich zwischen zwei der vorderen Wachen und machte Marcus den Weg zu Rashier frei. Ihre Blicke trafen sich einen Augenblick, und wie immer hatte Marcus den Eindruck, als wolle der andere ihm etwas mitteilen, das er einfach nicht verstand. Es war zwar irritierend, daß Nihail ihm immer noch ein Rätsel war, aber nicht unangenehm. Eher eine Herausforderung.
Marcus überlegte, was er von dem Mann wußte. Nihail Sallahan hatte eine hohe Stellung im Beraterkreis des Kalifen und schien gleichzeitig die einfache Bevölkerung besser zu verstehen, als Rashier es jemals erhoffen konnte. Es war Nihail gewesen, der Marcus geraten hatte, seine Waffen an Bord der Heaven Sent zu lassen.
Der Schutz des Kalifen ist innerhalb der Stadtgrenzen völlig ausreichend, hatte Nihail versprochen. Und er hatte recht gehabt. Marcus hatte den Mann nie anders als in den fließenden schwarzen Gewändern des Wüstenkriegers gesehen, mit einem roten Stoffgürtel und gelegentlich mit einer roten Kordel um sein Kaffiych. Außer den beiden Schwertern, die manchmal aus den Falten seiner Kleider auftauchten, schien er keine Waffen zu tragen, aber es machte den Eindruck, daß er darin nahezu alles verstecken konnte. Aber was sagt mir das über den Mann?
Und dann wurde Marcus klar, was Nihail so auffällig machte, und es hatte nichts mit seiner Kleidung zu tun. Die Bevölkerung unterstützt Rashier, weil er die Macht hat und sie ihn fürchten. Die Krieger kämpfen aus so ziemlich demselben Grundfür ihn. Aber Nihail hatte keine Angst. Er diente Rashier aus Respekt und Loyalität. Was das anging, war sich Marcus sicher.
Und möglicherweise ist das einer der Gründe für meine Abneigung dem Kalifen gegenüber. Er scheint die Loyalität eines Mannes wie Nihail nicht zu verdienen, der das Zeug zu einem weit besseren Herrscher zu haben scheint. Er erinnerte sich, ganz ähnlich über Ji-Drohmien gedacht zu haben, Shervanis' Erzwesir. Gibt es auf Astrokazy ein Gesetz, daß überlegene Führer unter Tyrannen oder religiösen Fanatikern dienen müssen? Dann dachte Marcus an die Alternative - das Amt des Kalifen, mit einer imaginären Zielscheibe auf der Stirn, auf die ein Dutzend anderer Herrscher angelegt hatten -, und fragte sich, ob Ji-Drohmien und Nihail nicht klüger waren, als er ihnen zugestand.
»Kommandant GioAvanti«, begrüßte Kalif Rashier ihn. »Verzeihen Sie die Störung Ihres Trainings.«
Marcus fragte sich, was der Mann ihm jetzt wieder abpressen wollte, aber natürlich sprach er das nicht aus. »Kein Problem, Srin-Pascha. Ich bin mit Ihren MechKriegern für heute fertig, aber der >General< würde sich auch nicht unterbrechen lassen, wenn der Hangar um ihn herum niederbrennt.«
Rashiers Blick zuckte besorgt zu den Mauern des alten Bauwerks hinüber. »Ja, nun, ich würde hoffen, daß es in meiner Stadt zu so etwas nicht kommt.«
Aus irgendeinem Grund fühlte Marcus sich an die Geschichten erinnert, die er über Romano Liao und deren blutige Säuberungen im Namen ihrer persönlichen Sicherheit gehört hatte. Das könnte auch hier leicht geschehen, dachte er, wäre Nihail nicht als die Stimme des gesunden Menschenverstands zur Stelle. »Was kann ich heute für Ihre Hoheit tun?«
»Ich möchte wissen, ob Ihre Krieger in drei Tagen gegen den räudigen Köter Shervanis losschlagen können.«
In drei Tagen! Marcus hatte eher an drei Wochen gedacht, um genug Zeit für die Suche nach seinen Angeli zu haben. »Warum so schnell? Ist etwas geschehen?«
Rashier nickte Nihail zu, der auf seine geduldige Art die Erklärung übernahm. »Der bösartige Shervanis versucht den Ketzerkommandeur zu überzeugen, mit ihm Kalif Rashiers Besitztümer anzugreifen. Wir möchten dem zuvorkommen.«
»Das kann ich verstehen. Aber wir sollten nicht losschlagen, bevor wir bereit sind. Wir hätten keine Chance, die Stadt einzunehmen.«
Nihail schüttelte den Kopf. »Wir glauben schon. Nur könnten wir sie wahrscheinlich nicht halten. Der Angriff hätte den Zweck, Shervanis' Kräfte zu schwächen, wie Sie es bereits vorgeschlagen haben. Dann hätten wir Hoffnung, beim nächsten Angriff zu siegen. Oder vielleicht beim übernächsten.«
Was ist das? Rashier wird endlich vernünftig? Marcus war erstaunt. »Wir versuchen, eine
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