BattleTech 36: Blindpartie
würde meine Pflichten als Anführer dieser Truppen sträflich vernachlässigen, wenn ich nicht darauf bestände, einen Anteil des Bergeguts zu erhalten.«
Und mit fast einem Bataillon an Truppen hast du die Oberhand. Wird das wieder ein Geschäft nach Astrokazy-Regeln? »Natürlich«, stellte Marcus laut fest. »Ich würde Euch nicht beleidigen, indem ich etwas anderes auch
nur andeutete.« Nur einmal in der näheren Zukunft möchte ich mal geradeheraus sagen, was ich denke, ohne Angst haben zu müssen, wem ich dabei auf die Zehen trete. Aber der Kanzler der Konföderation Capella ist nicht der Gesprächspartner, um damit anzufangen.
»Gut. Dann werden Sie zunächst das Bergegut mit den astrokazischen Einheimischen aufteilen, wie Sie es für angemessen halten. Danach werde ich zehn Prozent des Bergeguts beider Parteien entsprechend ihrer Ansprüche akzeptieren.« Sun-Tzu machte eine Pause. »Ich erwarte nicht, daß die drei intakt erbeuteten Mechs in dieser Rechnung auftauchen.« »Der Kanzler ist äußerst Zehn Prozent? Das ist alles?
großzügig.« Das machte Marcus nervös. »Und das Nachschublager in Shervanis? Unser Kontrakt umfaßte einen Zehntelanteil an erbeuteten Materiallagern.« Ob
wohl du uns das theoretisch vorenthalten kannst, indem du die Stadt selbst angreifst.
Sun-Tzu lächelte dünn wie über einen privaten Witz. »Lassen Sie uns darauf später zurückkommen. Nach Danais Auskunft werden Sie gezwungenermaßen noch einige Zeit hier verbringen. Ihre beiden Landungsschiffe sind beschädigt? Ich werde eine Lanze BattleMechs hier lassen, mehr nicht. Sie werden Ihre Truppen verstärken, bis ich zurückkehre.«
»Ihr fliegt weiter nach Campoleone?« fragte Marcus vorsichtig. Canopische Truppen über die Grenze der Liga Freier Welten zu führen konnte als aggressiver Akt verstanden werden, selbst wenn es unter der Fahne der Konföderation Capella geschah. Er wollte Sun-Tzu nicht verärgern, indem er auf Einzelheiten bestand, aber die Hegemonie-Mordbanden waren ein Thema, das auch die Angeli betraf. »Meine Einheit wäre interessiert, Euch zu begleiten, falls das eine Gelegenheit bedeutet, noch einmal gegen die Mordbanden anzutreten.«
»Die Mordbanden fliegen nicht nach Campoleone«, informierte Naomi ihn mit sorgfältig nüchtern gehaltener Stimme. Sie sah den Kanzler an.
»Ich habe mir geschworen, diesen MordbandenKommandeur zu vernichten«, erklärte Marcus. »Es besteht die Chance, daß er ... «
»Er fliegt weder nach Campoleone noch zurück in die Hegemonie«, unterbrach Sun-Tzu. »Er durfte nur abziehen, weil wir während seiner Einschiffung in den Overlord eine Übereinkunft getroffen haben. Sie werden ihn nicht wieder zu Gesicht bekommen.«
Marcus gab sich zufrieden. Er konnte die Endgültigkeit in der Feststellung des Kanzlers heraushören. Natürlich machte er sich Gedanken. Alle Gefangenen der Schlacht waren von Sun-Tzu im Namen des Magistrats Canopus beansprucht worden, und jetzt erfuhr er von privaten Verhandlungen und einer möglichen Aktion gegen Campoleone. Politik, dachte er. Die Angeli brauchen sie nicht. »Und der andere Punkt? Die Lagerhalle in Shervanis?«
Sun-Tzu zuckte die Achseln, seine harten Züge wurden weicher, und ein dünnes Lächeln spielte um einen Mundwinkel. »Genaugenommen ist die Lagerhalle bereits erobert.«
»Was?«
Die Stimme des Kanzlers war im Gegensatz zu seinem amüsierten Blick kalt und ernst. »Während Sie sich in der Wüste verausgabt haben, hat Kalif Rashier Shervanis angegriffen. Anscheinend ist es ihm gelungen, die zum Schutz der Stadt zurückgehaltenen BattleMechs zu besiegen, und ein Verräter im Palast ermordete den dortigen Kalifen. Rashier herrscht jetzt über die Stadt.«
Marcus konnte fühlen, wie die Wut in ihm aufbrodelte, aber er hielt sie im Zaum, während seine Gedanken rasten. Rashier hat uns verraten? Dann erinnerte er sich an das Gespräch, das er mit dem Kalifen über den Einsatz einer Ablenkungstruppe geführt hatte, um einen Teil der feindlichen Kräfte wegzulocken.
Sun-Tzu sprach weiter. »Ich habe keinen Grund, Rashier anzugreifen. Und es wäre ein unkluger politischer Zug für das Magistrat, sich gegen einen Herrscher zu wenden, der soeben einen gemeinsamen Feind besiegt hat.«
Rashier hat uns den Wölfen vorgeworfen. Hätte er sich anschließend mit den zurückkehrenden Mordbanden arrangiert? Wahrscheinlich. Also entspräche es guter alter Astrokaszy-Sitte, ihm seinen Verrat heimzuzahlen. Er überdachte Sun-Tzus Worte
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