BattleTech 36: Blindpartie
unbedingt der Ort für ein privates Treffen«, stellte Jericho Ryan halb schreiend fest.
Ringsum toste Musik. Der tiefe, wogende Bass eines Dutzends Trommeln unterlegte das hellere Krachen der Becken und Tamburine. Sie stieg in wilden, sinnlichen Wellen hoch zur Kuppeldecke des Pavillons. Dunkelhäutige Tänzerinnen bewegten sich in erotischer Ekstase über den Boden, schwenkten das Becken und zogen an Armen und Beinen lange Bänder aus farbiger Seide hinter sich her, die bei jeder Bewegung wirbelten und knallten. Andere trugen gewaltige Tabletts mit dampfendem Essen und eisgekühlten Früchten oder riesige Weinamphoren, aus denen sie jeden ihnen angebotenen Becher nachfüllten. Der Geruch gebratenen Fleisches vermischte sich mit dem Moschusduft von Parfüm, Weihrauch und Schweiß.
Thomas Faber spießte ein großes Stück verbranntes Fleisch vom Tablett eines vorbeikommenden Dieners und legte es zu dem wachsenden Berg von Essen auf seinem Teller. »Es ist vielleicht nicht privat, aber wenigstens ist die Versorgung gut«, stellte er fest, was Jericho sichtlich verärgerte.
»Sie scheinen heute nachmittag nicht allzuviel herumgekommen zu sein.« Jase Torgensson nippte an dem Zinnbecher, den er beim Betreten des Ballsaals gereicht bekommen hatte. »Ich habe die Sklavenkarawane gesehen, die dieses Festmahl geliefert hat. Eine alte Frau ließ einen Korb mit Orangen fallen.« Seine leise Stimme war außerhalb ihrer kleinen Gruppe nicht zu verstehen. »Sie wurde zu Tode geprügelt.«
Faber schaute auf die Orangenscheiben auf seinem Teller, hörte auf zu kauen und spie die Frucht aus. »Tut mir leid.« Er wirkte verlegen.
Marcus wartete einen Augenblick, bevor er das Wort ergriff. »Hast du sonst noch was herausfinden können, Jase?« Seine Stimme klang tonlos und gedrückt, was der Stimmung entsprach, in der er seit seinem zweiten Treffen mit Shervanis war, auch wenn er ein falsches Lächeln für ihren Gastgeber aufgesetzt hatte, der hin und wieder herübersah, wie, um sich zu vergewissern, daß die Angeli noch anwesend waren. Als er wieder einmal den Blick des Kalifen bemerkte, hob Marcus den Becher zu einem stillen Gruß. »Schlange«, murmelte er in den Wein und zwang sich, einen Schluck zu nehmen.
»Mein Wachhund scheucht jeden weg, der womöglich bereit wäre, mit mir zu reden«, stellte Jase fest. »Es ist schwer, Freunde zu finden. Aber ich habe Kontakt mit einem Blake-Akoluthen aufnehmen können. Er hat mich nur allzugern darüber informiert, daß ComStar die Anlage hier nicht mehr betreibt und daß die Einladung an die Blakisten von Shervanis kam. Ich habe gefragt, wie es mit Prioritätssendungen nach Outreach aussieht, bin aber nur hingehalten worden. Anscheinend muß ich dazu mit dem Demipräzentor reden der aber nicht zu sprechen war.« Er schüttelte den Kopf. »Sieht ganz so aus, als wollten sie verhindern, daß wir mit irgend jemandem Kontakt aufnehmen. Ich kann noch nicht mit Sicherheit sagen, daß es von Shervanis ausgeht, aber bis morgen abend weiß ich mehr.«
Ki-Lynns Stimme klang leise, aber trotzdem war sie über dem Getöse der Musik und des Feierns ringsum zu verstehen. »Es ist mir gelungen, nach unserer Unterhaltung mit Erzwesir Ji-Drohmien zu reden, Marcus. Als Ihr Kommunikationsoffizier hatte ich begrenzten Zugang zu Malachye-Paschas Funkstation.« Es war nicht nötig zu erwähnen, daß sie die ganze Zeit bewacht und ihr Funkverkehr abgehört worden war.
»Ich habe mit der Heaven Sent gesprochen. Sie hat nur eine einzelne Meldung von Charlene empfangen. Die Stecknadelkopf hat einzelne BattleMechs in der Shaharazad südlich und westlich von hier gesichtet. Ältere Maschinen in schlechtem Zustand.«
Es konnte sich also nicht um die Hegemonie-Angreifer handeln. Und hätte die Stecknadelkopf neuere Mechs in Shervanis entdeckt, hätte Ki es erwähnt. Marcus senkte die Stimme, als die Musik leiser wurde. »Morgen wird die Heaven Sent eine Munitionsexplosion im Mechhangar melden.« Er sah die Überraschung auf den Gesichtern aller anderen außer Ki-Lynn. »Das habe ich arrangiert, bevor wir das Schiff verlassen haben, als Vorsichtsmaßnahme. Es sollte genügen, damit Shervanis uns zum Landungsschiff zurückkehren läßt. Natürlich nur unter schwerer Bewachung. Unser Gastgeber wird nicht wollen, daß wir abheben, ohne einen Tribut zu zahlen, aber ich denke nicht daran, ihn seine gierigen Hände auf irgend etwas von unserer Ausrüstung legen zu lassen.« Er verzog das Gesicht, als er Fabers und
Weitere Kostenlose Bücher