BattleTech 36: Blindpartie
Angst in den Augen der jungen Frau noch vergrößerte. »Eine wirklich hübsche Belohnung.«
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Großer Pavillon, Palast des Kalifen, Shervanis, Kalifat Shervanis
Astrokazy, Peripherie
28. Juni 3058
Eine kleine Einheit wie Gli Angeli lebte von den Stärken jedes einzelnen ihrer Mitglieder. So sehr Thomas Fabers ruhige Akzeptanz der Herausforderung Marcus zunächst überrascht hatte, so schnell war ihm klar geworden, daß der Hüne die Lage unter Kontrolle hatte, und sich zurückgehalten. Er würde sich darauf verlassen, daß Thomas wußte, was er tat, auch wenn es danach aussah, als wollte er bei dem Versuch, die anderen zu retten, sein Leben opfern.
Wie Karstchow es getan hat.
Der Gedanke, daß er bereit war, diese Entscheidung einem einzelnen Mitglied seiner Einheit zu überlassen, schockierte Marcus. Charlenes Vorwürfe wurden wieder in ihm wach. Kümmerte er sich um seine Leute? Ja. Verdammt, ja. Er ging keine unnötigen Risken mit ihrem Leben oder ihrer Ausrüstung ein, und er würde niemals das Leben eines anderen Angeli opfern, gleichgültig, wie viele andere er damit hätte retten können.
Außer, das Leben wäre mein eigenes, dachte er. Vielleicht halte ich ja Distanz zu den anderen, Charlie, aber das bedeutet nicht, daß sie mir egal sind. Er sah zu, wie sich Thomas einen Weg durch die Menge bahnte. Und ich respektiere sie genug, um ihre persönlichen Entscheidungen anzuerkennen.
Trotzdem blieb Marcus während des gesamten Kampfes angespannt. Er biß so fest die Zähne zusammen, daß sein Kiefer schmerzte. Er schüttelte Jerichos Hand auf seiner Schulter ab, obwohl er wußte, sie bot ihm nur stumme Unterstützung an. Und auch als Faber siegte, freute er sich weder, noch entspannte er sich. Siege müssen verteidigt werden, erinnerte er sich. Und Shervanis' düstere Miene warnte ihn, daß er damit besser nicht allzu lange warten sollte.
»Eine wirklich hübsche Belohnung«, erklärte Faber mit lüsternem Blick auf die Tänzerin.
Marcus kannte Thomas als jemanden, der im einen Moment laut lacht, im nächsten verschlossen ist. Es waren keine Stimmungsschwanken, vielmehr sammelte er Kraft für seine lebhafteren Augenblicke. Aber er hatte nie erlebt, daß Thomas sich Frauen gegenüber anders als respektvoll verhalten hätte, daher erkannte er ohne Schwierigkeiten, daß Faber den ungehobelten Lüstling nur spielte. An Jerichos Reaktion sah der Söldnerkommandeur jedoch, daß sie ihm alles abnahm. Möglicherweise fiel dann auch Shervanis darauf herein.
»Exzellenz«, rief Marcus laut und lenkte Shervanis' Aufmerksamkeit von Thomas ab. »Ich weiß Ihre Lektion zu schätzen. Sie haben mir meinen Irrtum bewiesen.«
Der Kalif runzelte die Stirn, und in seinen schwarzen Augen stand Zweifel. »Wie das, Kommandant GioAvanti? Ihr Söldner hat einen meiner besten Krieger besiegt.«
Und das ziemlich gekonnt. Marcus sah zu seinem Mann hinüber. Thomas war auf dem Rückweg zu den anderen Angeli, seinen Preis im Schlepptau. Das wäre einfacher, hättest du diesen Kaba-was-auch-immer nicht zum Krüppel getreten, dachte er, sah sich aber nicht in der Lage, es Thomas zum Vorwurf zu machen. Er hatte etwas in den Augen des Hünen gesehen und wußte, daß er nicht anders hatte handeln können.
»Wie Sie selbst gesagt haben, Kalif Shervanis. Thomas ist ein Söldner. Er hat nicht für mich oder die Angeli gekämpft.« Er versuchte, angewidert auszusehen. »Er hat für sie gekämpft.« Das ist deine Chance, das Gesicht zu wahren, Kalif. Es sei denn, du bist bereit, uns alle
a
bzuschlachten und die Rache meiner Einheit zu riskieren. »Wollen Sie damit sagen, Lust hätte Kabahstallas Glauben an mich besiegt?« Der Pascha klang noch immer zweifelnd, und gefährlich.
Vorsicht, Marcus. »In dieser Umgebung?« meinte er und schwenkte die Hände, um die Gäste und Schausteller einzubeziehen, die inzwischen alle verstummt waren. »Wie könnte irgend jemand hier die Macht des Verlangens abstreiten, Malachye-Pascha. Sie haben uns allen heute abend selbst seine Anziehungskraft demonstriert.« Marcus lächelte. Dann wurde er ernst. »Um Kabahstalla Fairness angedeihen zu lassen« - Der Name bereitete ihm Schwierigkeiten - »Thomas liebt es auch zu kämpfen. Es ist schwer zu sagen, woran er mehr Freude hat«, beendete er seine Ausführungen und beäugte die Tänzerin sehr auffällig.
Kalif Shervanis grinste breit, dann brach er in schallendes Gelächter aus. Die Spannung im Saal löste sich, als auch andere auflachten oder sich wieder
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