BattleTech 36: Blindpartie
verstummte.
»Eine Beziehung haben?« beendete Marcus den Satz für ihn, und hoffte inständig, daß man seinem Gesicht die Überraschung nicht ebenso deutlich ansah. Er war sich der Berührung Jerichos nur allzu bewußt. Die Wärme ihrer Hand breitete sich seinen Arm hinauf aus. Er schluckte schwer und mußte sich bemühen, ruhig zu bleiben. »Nun, der Erzwesir hat nicht danach gefragt. Und wir stellen unsere Beziehung nicht öffentlich zur Schau. Das verstehen Sie natürlich.« Er senkte die Stimme, als spräche er nur zum Kalifen. »Als Kommandeur muß ich den Eindruck ... « - er stockte, als suche er nach dem passenden Wort - »... moralischer Überlegenheit aufrechterhalten. Keine Verbrüderung während einer Mission.«
Er fühlte, wie sich Jerichos Griff verstärkte, aber sie überspielte ihr Unbehagen und führte die Scharade weiter. »Typisch«, beschwerte sie sich mit einem Lächeln. »Immer nur die Arbeit, keine Zeit fürs Vergnügen.« Sie beugte sich vor und knabberte spielerisch an Marcus' Ohrläppchen, bevor sie wieder in ihre ursprüngliche Position zurückkehrte.
Shervanis betrachtete das Pärchen mit einer Miene, die wieder ihre alte Neutralität besaß. »Tatsächlich«, murmelte er. »Und die beiden anderen?«
»Genauso«, antwortete Jase Torgensson sofort, breit lächelnd und fröhlich, als er zu Ki-Lynn und dann wieder zurück zum Pascha blickte. »Wir leiden nicht unter dem Kommandeursdilemma, aber da bliebe noch die kleine Schwierigkeit draconischer Etikette.«
»Faber ist der einzige der wenigen ungebundenen Junggesellen bei den Angeli«, log Marcus. »Aber er hat seine Abwechslung schon gefunden.«
Shervanis ließ sich weder im Gesichtsausdruck noch im Tonfall etwas anmerken. »Natürlich«, stellte er nur fest, und winkte den beiden Tänzerinnen ab, die schnell im Hintergrund der Feier untertauchten und zu ihren pflichten zurückkehrten. »Nun denn, amüsieren Sie sich, geschätzte Gäste. Genießen Sie, was Shervanis Ihnen bieten kann. Und Kommandeur, morgen hoffe ich noch einmal darüber zu reden, was ihre Angeli mir bieten können.«
»Ich stehe Ihnen zur Verfügung, Kalif Shervanis«, erklärte Marcus, als der Pascha zu seiner Empore zurückkehrte. Er wartete schweigend, bis er sicher war, daß die ein Stück hinter ihm gehenden Wachen das Gespräch auch ohne Musik nicht mithören konnten. Faber setzte die Tänzerin etwas abseits auf ein paar Kissen, wo sie nichts von der Unterhaltung aufschnappen konnte.
»Ich glaube nicht, daß er es geschluckt hat«, stellte Marcus schließlich fest, »aber er wird nicht nachhaken. Ich bin sicher, er hat andere Pläne für uns.« Er kaute auf der Unterlippe und dachte nach. »Ich weiß nicht, wie es mit euch steht, aber ich habe genug Vergnügen für eine Nacht gehabt. Wir werden uns im Laufe der nächsten Stunde langsam verabschieden, pärchenweise, um diese neue Tarngeschichte aufrechtzuerhalten. Deshalb werden wir auch weiter zusammen bleiben. Einer kann schlafen, während der andere Wache hält.« Er schluckte schwer. »Jericho ... «
Sie unterbrach ihn mit einem neckischen Lächeln. »Wir sind ein Pärchen. Ich komme damit klar, Marcus.« Sie machte eine Pause und legte den Kopf zur Seite, als dächte sie nach. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme leichter. »Ich habe das Bett gemacht, und jetzt muß ich drin schlafen?«
Jase verbarg sein Lächeln diplomatisch hinter vorgehaltener Hand, und auch wenn Ki-Lynn ihre Miene völlig unter Kontrolle hatte, sah Marcus die Belustigung in ihrem Blick. Faber versuchte nicht einmal, sein Grinsen zu verstecken. »Thomas«, befahl Marcus leicht verärgert. »Du gehst in zehn Minuten. Danach Ki und Jase.«
»Ich habe eine bessere Idee, Marc.« Jase sah sich um. »Das ist das erstemal heute, daß mir kein Wachhund folgt. Ich würde gerne noch etwas bleiben und vielleicht ein paar Freundschaften schließen.« Er sah hinüber zu Ki-Lynn. »Nichts für ungut, aber ...«
»Aber allein schaffst du mehr«, beendete Marcus den Satz. »Okay, Jericho und ich in einer halben Stunde. Ki, du verziehst dich in etwa fünfzig Minuten in dein Zimmer. Laß Jases Abschied nach etwas aussehen.« Ki nickte, was Marcus als Garantie reichte. »Jase, bleib nicht allzulange hier. Dieser Ausflug nach Shervanis war den Versuch wert, aber hier gefällt es mir nicht. Wir gehen bis Morgen auf Nummer Sicher, und dann verschwinden wir.«
Keine zehn Meter von den Angeli entfernt lehnte Cameron St. Jamais an der Wand und sah zu, wie die
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