BattleTech 38: Exodus
ihnen aus dem Weg zu gehen. Er hatte nie wirklich vorgehabt, sich auf eine Mithilfe einzulassen.
Das Problem dabei, und das hatte sie Trent unmißverständlich klargemacht, war, daß Operationen dieser Art früher oder später aufflogen. Und wenn es dazu kam, waren alle Beteiligten betroffen. In diesem Falle würde das auch Trent einschließen. Und die Daten über den Weg zu den Heimatwelten in seinem Armbandcomp würden verlorengehen.
Es war nicht der Zeitpunkt für Panik, wohl aber für sorgsame Planung. Nach allem, was sie schon durchgestanden hatten, konnte ein dummer, übereilter Fehler jetzt noch alles ruinieren.
»Ich schlage vor, daß wir wachsam bleiben, aber uns ansonsten in Geduld fassen«, erklärte sie. »Früher oder später wird sich eine Möglichkeit ergeben, Hyner zu verlassen. Wenn es soweit ist, werden wir sie ergreifen. Außerdem kann meine Kontaktfrau jederzeit wieder auftauchen. Falls das geschieht, können wir zumindest Verbindung mit ComStar aufnehmen und unser Vorgehen absprechen.«
»Positiv«, bestätigte Trent. »Wir können nur abwarten. Das Problem bei der Sache ist, daß Geduld keine Tugend ist, die uns in der Geschko anerzogen wurde. Der Nebelparder schlägt im Kampf immer zuerst zu. Ich verstehe die taktische Notwendigkeit, auf den richtigen Moment zum Zuschlagen zu warten, aber es kostet mich Überwindung, diese Einsicht in die Tat umzusetzen.«
Judith nickte. »Das Problem hatte ich früher auch.«
»Wie hast du es überwunden?«
Sie sah ihn an. Der Mann neben ihr war fürchterlich verunstaltet, und trotz der künstlichen Haut, die eine Hälfte seines Gesichts bedeckte, hätte ein Fremder in ihm wahrscheinlich ein Monster gesehen - verbrannt und entstellt. Sie aber sah etwas anderes hinter den Narben, tief in seinem Innern. Er war ein Mann von Ehre und Integrität, und das respektierte sie.
Es wird Zeit, es auszusprechen, mit ihm zu reden. »Meine Lektion in Geduld waren Sie.«
»Ich?«
»Pos. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich einmal Mitglied ROMs war, der Geheimdienstabteilung ComStars«, erklärte sie und konzentrierte sich wieder auf die Straße. »Was ich Ihnen nicht gesagt habe, war, daß ich ROM nie verlassen habe. Ich wurde für Sondereinsätze ausgebildet, verdeckte Einsätze, sogenannte >schwarze< Operationen. Als die Clans angriffen, wurde ich zu den ComGuards versetzt, aber weniger als Soldatin, mehr als Agentin. Mit dem Auftrag, die Clans zu unterwandern, sollte sich die Gelegenheit jemals dazu bieten. Meine Vorgesetzten waren sicher, daß die ComGuards eines Tages gegen die Clans kämpfen würden. Wenn es soweit wäre, sollte ich alle mir gegebenen Möglichkeiten nutzen, um die Clans zu infiltrieren und in Erfahrung zu bringen, was immer ich konnte. Wenn möglich, sollte ich nach Hinweisen auf den Weg zu den Heimatwelten suchen. Meine Missionsbefehle ließen mir reichlich Spielraum für Eigeninitiative. Meine ComGuard-Vorgesetzten hatten keine Ahnung davon, daß ich noch immer ROM-Agentin war. Nur der Präzentor Martialum selbst wußte davon. Auf Tukayyid habe ich um mein Leben gekämpft. Es war ein reiner Glücksfall, daß Sie mich als Leibeigene genommen haben. Es ist Jahre her, aber jetzt stehen wir auf der Schwelle des Erfolgs meiner ursprünglichen Aufgabe.«
Trent blieb einen Moment lang stumm. »Ich bin nur ein Auftrag für dich?«
Sie biß sich auf die Unterlippe. »Neg, Trent, du bist mehr.« So viel mehr. Judith fühlte eine Sehnsucht nach ihm, unter der gelegentlich ihr ganzer Körper vor unerfülltem Verlangen erzitterte. Selbst jetzt auf der Fahrt fühlte sie unsichtbare Funken zwischen ihnen überspringen. »Ich habe Gefühle für dich entwickelt, Trent.«
Trent senkte den Kopf. »Ich verstehe, was du meinst, Judith«, hauchte er fast.
»Wirklich?«
»Pos. Aber hier und jetzt sind wir immer noch Nebelparder. Paarungen zwischen den Kasten sind verboten. Vielleicht können wir ... mehr ... werden, wenn wir erst von hier fort sind, Judith.«
Sie wollte ihre Sehnsucht und ihr Verlangen noch einmal zum Ausdruck bringen, aber plötzlich verlangte etwas auf der Straße vor ihnen ihre ganze Aufmerksamkeit. Hinter einer Straßensperre standen zwei mit Lasergewehren bewaffnete Infanteristen, die Waffen in der Hand. Ihre Panzerwesten, Beinschützer und getönte Helmvisiere verliehen ihnen ein bedrohliches Aussehen. Sie nahm den Fuß vom Gas und ließ den Wagen langsamer werden.
Trent warf ihr einen schnellen Blick zu, dann lächelte er. »Bleibe ruhig, Judith. Ich
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