BattleTech 40: Die Jaeger
»Kapitän, wir haben die Verteidigungslinien des Feindes durchstoßen.«
»Sehr schön.« Kapitän DeMoises Antwort war ebenso formell, aber weniger gekünstelt. »Die Bisan soll sich zur Abkopplung fertigmachen.«
25
Fregatte SBS Haruna, Namenloses Sonnensystem Äußere Peripherie
25. Dezember 3059,18:40 Uhr TNZ
Eine unsichtbare Riesenhand preßte Major Michael Ryan in die Sitzpolster. Hätte er einen der alten schwarzen gepanzerten Overalls getragen, wie sie bei Holoviddarstellungen der Draconis Elitesturmtruppen bevorzugt zum Einsatz kamen, hätte er schwere Prellungen erlitten, da sich der Metallrahmen des Sitzes durch die dünnen Polster in seine Schenkel grub. Ryan hätte nicht mehr sagen können, wie oft er schon mit diesen blauschwarzen Querstreifen als Erinnerung an die jähe Beschleunigung eines vom Mutterschiff ablegenden Landungsschiffes aus einer Operation zurückgekehrt war.
Ein leises Zittern der Erregung und Besorgnis lief sein Rückgrat hinab. Er und sein Team waren schon ein Dutzend Mal gegen die Clans angetreten und hatten es immer mehr oder weniger intakt überstanden. Aber diesmal hatte der Angriff eine andere Qualität. Das lag nicht nur an der Idee des Gefechts an Bord eines Raumschiffes, auch wenn das seine eigenen Probleme mit sich brachte. Ryans Leute waren ausgebildet, in jeder denkbaren Umgebung zu kämpfen, und er war sich sicher, daß sie sich bewunderungswürdig schlagen würden. Es war etwas grundlegenderes, das einen ungewohnten Schauer durch seinen Körper jagte.
Es war Stolz. Stolz bei dem Gedanken, daß er für etwas größeres als sich selbst kämpfte, etwas größeres als das Draconis-Kombinat, auch wenn er in einem gewissen Sinne dem Drachen diente wie nie zuvor. Er und seine Leute waren Teil eines großen Kreuzzugs, nicht um Reichtum oder Besitz oder ein halbmystisches Ziel wie eine Wiedergeburt des Sternenbunds. Sie zogen gegen die größte Gefahr in die Schlacht, der sich die Menschheit je gegenübergesehen hatte, um den Feind zu vernichten. Michael Ryan fletschte die Zähne.
* * *
Unmittelbar nach dem Jägerangriff hatte DeMoise eine kurze Konferenz mit Major Ryan und Maeda Ge, dem Kapitän der Bisan, abgehalten. DeMoise hätte es vorgezogen, mit dem Kriegsschiff im direkten Wortsinn längsseits des angeschossenen Clanners zu gehen und die winzigen Gefechtstaxis soweit möglich mit dem Rumpf seines Schiffes abzuschirmen, während sie die gefährliche Reise hinüber zum Ziel machten. Aber Kommodore Beresick hatte andere Befehle erteilt. Angesichts des feindlichen Wirbelwind und seiner Jäger, die der Haruna nachsetzten, hatte der Flottenchef den Kapitän der Fregatte angewiesen, die Bisan in einhundert Kilometer Distanz vom Ziel zu starten und anschließend abzudrehen, um den Clan-Zerstörer zu stellen.
DeMoise verzögerte den Start so lange er konnte und trug die Bisan fast bis auf Armeslänge ans Ziel, bevor er ihren Start befahl. Inzwischen hatten die Abwehrgeschütze der Haruna in Kombination mit den leichteren Kanonen des Landungsschiffs die meisten der verfolgenden Clan-Omnijäger zurückgeschlagen.
Auf der kleinen, nur vier Stationen umfassenden Brücke der Bisan zog Ge hart den Steuerknüppel zurück und stieß gleichzeitig den Schubhebel bis zum Anschlag nach vorne. Weißes Feuer flammte aus den Triebwerksdüsen des dolchförmigen Schiffes. Mit den Schubwerten eines Luft/Raumjägers beschleunigend, ließ das Sturmschiff der Achilles Klasse den Rumpf der Haruna in weniger als drei Sekunden hinter sich.
»Rick, wie weit haben wir es noch?«
›»Fünfundachtzig Kilometer, schnell abnehmend.« Richard Sule, der SensorTech des Schiffes, studierte kurz seine Anzeige. »Tai-i … äh, Captain, ich sehe Triebwerksleuchten am Dockmodul des Invasor. Anscheinend wirft die Gegenseite die Landungsschiffe ab. Sieht nach zweimal Union -Klasse aus. Ich frage mich, warum sie Nummer drei nicht starten.«
Ge warf einen flüchtigen Blick auf die Langstrekkenortung. Auf unter hundert Kilometern Entfernung erreichten die Sensoren der Bisan eine ausreichende Auflösung, um die kantige, rechteckige Form eines dritten Landungsschiffes sichtbar zu machen, das immer noch fest am Spindelrumpf des Invasor hing.
»Ich weiß es nicht, Rick. Aber im Augenblick sollten wir wahrscheinlich froh sein, daß sie darauf verzichten.«
* * *
Das Blut, das Sterncaptain Hectors kurzgeschorenes blondes Haar verklebte, hatte fast aufgehört, aus der häßlichen Schnittwunde zu strömen, die er
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