BattleTech 40: Die Jaeger
korkenzieherartig um die eigene Längsachse drehten, peitschten über den Rumpf des Schnitter, gefolgt von einer flackernden Lichtlanze. Der draconische Pilot versuchte auszuweichen, aber ein glänzender Nickeleisenball schlug durch das Heck der F-700R und riß das Steuerbordseitenruder los. Normalerweise hätte dieser Verlust einem Luft/Raumjäger nichts weiter ausgemacht, solange er nicht versuchte, in eine planetare Atmosphäre einzutauchen, und bei jeder anderen Maschine als dem Schnitter wäre das auch der Fall gewesen. Aber die Marik-Ingenieure, auf deren Reißbrettern diese aufgerüstete Version entstanden war, hatten die alten Düsenöffnungen des Schnitter durch eine speziell entworfene lenkbare Auslaßöffung ersetzt. Diese Triebwerksdüse war mit denselben Kontrollen gekoppelt, die bei einer Operation in atmosphärischen Bedingungen die Flügelklappen, Höhen- und Seitenruder des Jägers steuerten. Die durch die Salve des Turk-A nicht zerstörte Kontrollverbindung erkannte nicht, daß sich der Jäger im Weltraum befand und das zweite Seitenruder noch vorhanden und funktionstüchtig war. Gleichzeitig verweigerte die Elektronik dem Piloten ebenso wie dem Flugcomputer, den Winkel der lenkbaren Düsenöffnung zu verändern.
Ge konnte sich vorstellen, wie der Draconier in der Pilotenkanzel die Marik-Techs verfluchte, die seinen Schnitter modernisiert hatten, als eine zweite Raketen-und Gauss-Salve dem beschädigten Jäger endgültig den Garaus machte. Als die Maschine sich in ihre Einzelteile zerlegte, löste der Pilot des Schnitter die Rettungsautomatik aus. Ge betete ohne allzugroße Hoffnung, daß seine winzige Rettungskapsel in der weiten, ewigen Dunkelheit gefunden wurde.
* * *
»Sterncaptain, ein Landungsschiff der Achilles -Klasse fliegt auf uns zu, Position drei-zwei-null Punkt eins.«
Hector, dem die Flüche ausgegangen waren, starrte traurig auf das winzige, dolchförmige Schiff, das lautlos auf sein bewegungsunfähiges Sprungschiff zuschoß. Die Meteorabwehr-PPKs der Winterwind versuchten ihr Bestes, das Feindschiff aufzuhalten oder zum Abdrehen zu zwingen. Doch der Achilles schüttelte die Treffer ab, als wären die geladenen Partikelströme nicht mehr als Wasserstrahlen.
Das Bild des Sturmschiffs schien mit dem der Winterwind zu verschmelzen, als das kleinere Schiff an dem Sprungschiff vorbeiflog. Wenige Sekunden später dröhnte ein tiefer, hohler Knall durch den Rumpf des Invasor. Ein freigeborenes Crewmitglied stieß einen überraschten Schrei aus, als Hectors Erster Offizier meldete, zwei kleine Gefechtstransporter hätten an der Winterwind angelegt. Nur wenige Herzschläge danach kam die Mitteilung, daß Raumgardisten der Inneren Sphäre das Schiff stürmten.
Hector nickte nur und zitierte eine alte Redewendung: »Es ist ein guter Tag zum Sterben.«
* * *
»Und los geht’s, Major!« rief Maeda Ge über die Kommleitung.
Ryan wurde mitten in der Bestätigung abgeschnitten.
Mit einer Geschwindigkeit von über sechshundert Stundenkilometern jagte die Bisan direkt auf die gewölbte Bug- und Brückensektion des Invasor zu. Als der Navigationscomputer des Sturmschiffs ihm anzeigte, daß die optimale Position erreicht war, stieß Ge die JVL-42-Gefechtstaxis aus dem Beiboothangar.
So holprig die Abkopplung der Bisan von der Haruna gewesen war, sie hielt keinem Vergleich damit stand, wie Ryan und sein Team durchgeschüttelt wurden, als die winzige Stahlkugel ihres Gefechtstaxis aus dem Hangar katapultiert wurde.
»Festhalten, Major«, rief Yacob Grimm von der Brücke. Mit übelkeiterregender Geschwindigkeit kippte das kleine Raumboot durch einen NeunzigGrad-Winkel, bis es regelrecht rückwärts flog. Grimm setzte den Schubantrieb des Bootes ein und bremste es dramatisch ab. Das Zweihundert-TonnenRaumboot schüttelte sich, als die leistungsstarken Triebwerke sich mühten, den Schwung zu neutralisieren, den es durch den Hochgeschwindigkeitsvorbeiflug der Bisan am nadelförmigen Rückgrat des Clan-Sprungschiffs erhalten hatte. Innerhalb von Sekunden kam das winzige Raumgefährt fast zum Stehen. Grimm riß den Schubhebel zurück und nahm den Schub des NL-42 fast bis auf Null zurück, während er das Raumtaxi zur vorderen Mannluke des Clan-Schiffs ausrichtete.
»Enterhaken abfeuern.«
Ein Schlag, der mehr fühlbar als hörbar war, markierte den Start der beiden großen, raketengetriebenen Zylinder. Obwohl es sich nicht um Waffen handelte, beförderten die Projektile eine Ladung, die für
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