BattleTech 40: Die Jaeger
Sie den Wandler bewegen, bringen Sie ihn damit möglicherweise um.« Lennox gestattete sich kein Zeichen, daß er die auf ihn gerichtete Mündung des Revolvers bemerkte. »Möglicherweise verhindert der Wandler, daß er verblutet.« Lange Sekunden hielt der Tech den bösartigen Revolver reglos auf die Brust des Leibeigenen gerichtet. Dann blinzelte er, schüttelte den Kopf und senkte die Waffe. Augenblicklich sprang ein Raumgardist heran und fing den aus der Hand des Mannes gleitenden Revolver auf.
Lennox ließ die Strebe los, an der er sich festgehalten hatte, und trieb durch den Raum. Er war froh über den dicken Druckanzug, der das Zittern seines Körpers verbarg, als die Anspannung nachließ. Sekunden später erreichte ein Rettungsteam mit Notarzt den Maschinenraum und machte sich an die Befreiung des gefangenen Techs.
* * *
»Hier, Sohnemann.« Der lyranische Soldat, der über Lennox stand und ihm eine Null-g-Feldflasche anbot, wirkte drei bis vier Standardjahre jünger als der erschöpfte Leibeigene. Sein nasaler Akzent konnte die Bewunderung in seiner Stimme nicht verbergen. »Sowas habe ich noch nie gesehen.«
»Ich konnte nicht zulassen, daß er den Wandler bewegt.« Das Wasser in der Plastikflasche war warm und schal, aber Lennox schmeckte es wie der süßeste Wein. »Die Beine des Mannes sind sicher zerquetscht, aber wahrscheinlich sind auch einige Arterien zerfetzt. Wenn dem so ist, wirkt der Wandler wie eine Aderpresse. Wäre es dem anderen Tech gelungen, die Einheit zu bewegen, wäre sein Freund innerhalb von Sekunden verblutet.«
Er reichte die Feldflasche zurück und drehte sich zu den Rettungsarbeiten um. Die Rettungsmannschaft hatte zwei aufblasbare Tourniquets um die Beine des Mannes gelegt und hebelte jetzt den riesigen Ladungswandler von den zerquetschten Gliedmaßen. Der verwundete Tech, der zwischen Wachen und Bewußtlosigkeit gependelt war, wachte plötzlich wieder auf und schrie seine Schmerzen heraus, bis eine gnädige Ohnmacht seine Schreie abschnitt.
Als der Verletzte in einer Druckbahre davongetragen wurde, kam die Chef-MedTech des Notfallteams herüber.
»Sie waren der Mann, der verhindert hat, daß man die Maschine von seinen Beinen hebt.«
»Pos«, bestätigte Lennox mit respektvoll gesenktem Blick.
»Gute Arbeit«, stellte die Ärztin mit einer Mischung aus Bewunderung und Erleichterung fest. »Wahrscheinlich haben Sie ihm damit das Leben gerettet.«
* * *
An Bord der Feuerfang kamen die Reparaturen nur langsam voran. Der Hauptgrund für diese Verzögerung erklärte sich aus dem beinahe tödlichen Unfall an Bord der Winterwind. Da er nicht bereit war, das Leben weiterer Techs aufs Spiel zu setzen, hatte Morgan auf Vorschlag Kommodore Beresicks angeordnet, daß alle weiteren Reparaturen, bei denen größere Schiffskomponenten bewegt werden mußten, von Kröten durchgeführt wurden. Weder er noch der Kommodore nahmen an, mit Hilfe der schweren Gefechtspanzer alle Unfälle vermeiden zu können, aber sie hofften darauf, daß die dicke Panzerung der Anzüge und ihre kraftverstärkende Wirkung die Schwere der Zwischenfälle mildern konnte.
Und so kam es auch. Mehrere Male im Verlauf der
Reparaturarbeiten wurden gepanzerte Infanteristen von Bauteilen getroffen. Aber die schlimmste Verletzung unter den zu Reparaturarbeitern umfunktionierten Soldaten war eine gebrochene Nase, als ein unbefestigter Doppel-T-Träger einem Infanteristen der Leichten Reiterei einen Streifschlag auf das Helmvisier versetzte. Hätte der Mann keinen Krötenpanzer getragen, wäre er möglicherweise unverletzt geblieben. Es hätte ihn aber auch umbringen können. Rekrut Vance Davis jedenfalls erklärte, die können. Rekrut Vance Davis jedenfalls erklärte, die Chance, von einem Brocken Stützmetall den Schädel eingedrückt zu bekommen.
In vielen Fällen waren die Mitglieder der Einsatzgruppe Schlange überrascht von der unerwarteten Hilfsbereitschaft des ehemaligen Clan-Personals. Einige der ›Barbaren-Techs‹, wie sie sich witzelnd selbst nannten, hatten ihren Leibeigenen zunächst mißtrauisch gegenübergestanden und befürchtet, die Ex-Clanner würden jedes wichtige System sabotieren, das sie in die Finger bekamen. Aber diese Ängste verflogen, als die Geschichte von Lennox’ Rettungsaktion in der Flotte die Runde machte. Als sie wieder bei dem früheren Clan-Tech ankam, klang es schon, als hätte er ohne jede Hilfe den Ladungswandler vom Körper des bereits toten Tech gehoben und den Mann dann mit
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