BattleTech 40: Die Jaeger
Leistungsfähigkeit zu treiben, selbst wenn das den Tod bedeuten konnte. Jeder kannte den arroganten, prahlerischen MechKrieger oder Jägerjockey aus zahllosen B-Trideos und Holoshows. Zugegeben, es gab Krieger, die diesem Stereotyp entsprachen, aber weder sie noch ihre Haltung überlebten das erste größere Gefecht Die meisten Berufskrieger, egal ob sie einen BattleMech steuerten, einen Jäger flogen oder als Infanteristen durch den Schlamm marschierten, waren ruhige, gelassene Männer und Frauen, die dazu neigten, ihre Leistungen eher unterzubewerten und sich ihrer Sterblichkeit sehr bewußt waren.
Beresick hatte andeuten wollen, daß, was immer diese Männer und Frauen trieb, ihr Leben im Kampf zu riskieren, wahrscheinlich derselbe Faktor war, der sie vor den Auswirkungen des TransitionsDesorientierungs-Syndroms beschützte. Natürlich konnte diese Theorie nicht die Frage beantworten, warum manche Soldaten wie Colonel Barclay überdurchschnittlich empfindlich reagierten.
»Okay, Kommodore. Wir bleiben zu einem normalen Ladestop hier. Dadurch haben wir Zeit, die Sprungtriebwerke voll aufzuladen, und unseren Leuten bleibt die Zeit, sich zu erholen«, erklärte Morgan und deutete auf den Bericht.
»In Ordnung«, nickte Beresick. »Ich wollte ohnehin nicht hetzen. Doppelsprünge, beschleunigtes Aufladen, Heißladen: Das schadet alles den Triebwerken. Diese Mission ist so schon riskant genug, da brauchen wir nicht auch noch unsere Maschinen zu überlasten.«
* * *
Die größten Sorgen machte sich möglicherweise ein Kommandeur, von dem niemand Auskünfte über die Anfälligkeit seiner Einheit eingeholt hatte. Fünfzig Prozent seiner Truppen waren von dem Sprung spürbar mitgenommen. Sie erholten sich zwar ebenso schnell wie alle anderen Mitglieder der Einsatzgruppe, aber Rumiko Fox und Keiji Sendai waren für Karugai Hatsumi und den Erfolg seiner Mission zu wichtig, als daß er ihre Krankheit hätte auf die leichte Schulter nehmen können. Fox’ und Sendais Anfälligkeit für Sprungkrankheit wurde dadurch noch unangenehmer für das Team, daß die Nekekami nicht alle auf dasselbe Raumschiff eingeteilt waren. Aus Gründen, die ihr Auftraggeber besser kannte, fand er sich an Bord der Unsichtbare Wahrheit wieder, während sich der Rest seines Teams auf der Banbridge befand. Hatsumi konnte nur die Schultern zucken und denjenigen, der sich diese Trennung seines Teams ausgedacht hatte, für seine Dummheit in die tiefsten Tiefen der christlichen Hölle wünschen.
Mit allen medizinischen Hilfsmitteln in ihrer Ausrüstung und dem, was sie heimlich aus den Krankenstationen der Schiffe mitgehen lassen konnten, verarzteten die Nekekami ihre kranken Kameraden so gut es eben ging. Hatsumi brütete in einem fort über seine Mission. Falls sie ihren Auftrag unmittelbar nach einem Sprung ausführen mußten, oder schlimmer noch nach einem doppelten Sprung, würden zwei der Nekekami nicht zur Verfügung stehen, was die Durchführung erheblich erschwerte.
15
Schlachtkreuzer SBS Unsichtbare Wahrheit Nadirsprungpunkt, Pajarito-System Bryceland-PDZ, Mark Draconis,
Vereinigtes Commonwealth
29. Juni 3059,15:25 Uhr TNZ
Der in Morgan Hasek-Davions Schreibtisch eingebaute Interkom stieß ein lautes Summen aus. Er meldete sich mit einem kurzem Aufflackern von Verärgerung.
»Sir, alle Einheiten melden die Ankunft im System. Es gibt keine Probleme.«
Morgan hatte eine stehende Order erlassen, ihn nach jedem Sprung in ein neues System vom Zustand der Flotte zu unterrichten. Einsatzgruppe Schlange hatte acht Wochen gebraucht, durch das Vereinigte Commonwealth zu kriechen, und im Laufe dieser Zeit waren die Routinemeldungen langweilig geworden. Die Monotonie zeigte erste Auswirkungen auf seine Nerven. Er verzichtete auf eine förmliche Antwort und grunzte nur ein ›Nh-hn‹, bevor er sich wieder dem Papierkrieg widmete, der sich vor ihm auftürmte.
Nach Jahrzehnten als aktiver Soldat war sich Morgan bewußt, daß eine Armee nicht, wie die alte Redewendung behauptete, auf dem Magen, sondern auf Papierkrieg reiste. Der archaische Begriff hatte sich gehalten, auch wenn das Material, auf dem Daten und Formulare existierten, längst Compblocks und Optochips waren. Aber selbst angesichts der Größe und bunten Mixtur von Einheiten seiner Einsatzgruppe war Morgan überrascht vom Umfang der Bürokratie, mit der er sich herumschlagen mußte. In den Wochen seit dem Abflug von Defiance war er vollauf damit beschäftigt gewesen, die Berichte der
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