BattleTech 41: Freigeburt
getötet«, stellte sie fest. »Aber mit etwas mehr Fingerspitzengefühl.«
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Kriegerviertel, Lutera, Diana Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
5. Mai 3059
Die Leiche des Hüters wurde nach wenigen Stunden entdeckt, aber bis dahin war es Sentania bereits gelungen, sich noch einmal ins Archiv zu schleichen und falsche Spuren zu legen, die seinen Tod mit einem Jadefalken-Überfall in Verbindung brachten. Sie hatte sogar ein Stück von einer Falken-Uniform an einem Nagel abgerissen und dort hängen lassen, als hätte sich bei der Aktion ein Krieger den Uniformärmel eingerissen. Und sie ließ einen kleinen Dolch der Art zurück, wie er häufig im Zweikampf verwendet wurde, mit dem Wappen der Jadefalken auf dem Griff.
Hengst kam allmählich zu der Überzeugung, daß Sentania so etwas wie eine Zauberin war, die alles konnte, was sie sich vornahm, wie unmöglich es auch schien. Nicht nur das, aber ihr Wagemut, die Frechheit, um einen Einzelnen zu retten, die Schuld den Falken anzuhängen, erstaunte Hengst und machte ihm ein wenig Sorgen. Jeder Schritt seiner Erfahrungen auf Diana, die zum großen Teil von Sentania Buhallin dirigiert wurden, schien ihn weiter von dem Leben zu entfernen, das er bis dahin gekannt hatte, besonders von seinem Platz im Gefüge des Clans. Sein Bündnis mit Sentania war notwendig gewesen, aber war es auch klug? Die Lage hatte sich verkompliziert, und nichts in seinem ganzen bisherigen Leben war je annähernd so schwierig gewesen.
Jedenfalls hatte Sentanias Finte Erfolg. Niemand schien eine Beteiligung Hengsts zu vermuten.
Die Tage nach dem Tod des Hüters waren eine schwierige Zeit gewesen, in der er viele Prüfungen hatte bestehen müssen. Er hatte gelernt, sich dumm zu stellen und die Beleidigungen und Beschimpfungen der anderen Krieger zu ignorieren. Es war unverkennbar, daß sie ihn nicht akzeptierten, auch wenn niemand es wagte, sich offen gegen Galaxiscommander Russou Howell aufzulehnen. Die meiste Zeit gelang es Hengst wohl, sie zu täuschen, aber die Nebelparder waren von ihrem Wesen her mißtrauisch. Wieviel falsche Spuren Sentania auch legte und wie dumm sich Hengst auch stellte, sie konnten jederzeit zwei und zwei zusammenzählen.
* * *
Am Tag nach dem Tod des Hüters hatte Howell Hengst zu sich ins Büro gerufen. »Das ist unfaßbar«, hatte er getobt. »Wie konnten sie es wagen, ein derartiges Verbrechen zu begehen?«
»Es war eine widerwärtige, eine furchtbare Tat«, stimmte Hengst ihm mit ruhiger Stimme zu.
»Siehst du jetzt, wie erbärmlich minderwertig dein früherer Clan ist?«
Howell starrte Hengst mit stechendem Blick an. Der wußte, daß seine Antwort wohlüberlegt sein mußte. Schließlich war die Reaktion der Parder verständlich. Mord war unter allen Clans eine Seltenheit. Die Invasion hatte ihnen gezeigt, daß er in der Inneren Sphäre ein weiter verbreitetes Vergehen war. Dort war er sogar zum politischen Attentat verfeinert worden.
»Ich sehe Schande«, stellte Hengst in entschiedenem Ton fest. »Ich sehe die hinterhältige Tat von Verschwörern. Ich sehe die Verletzung dessen, was das Wesen der Clans ausmachen sollte.«
In gewisser Hinsicht meine ich jedes Wort. Unter anderen Umständen wäre ich nicht so zurückhaltend. Könnte ich offen sprechen, könnte ich mich offen als Jadefalke bekennen, würde ich auch offen verkünden, daß ich den Hüter getötet habe. Und mit Stolz. Der Mann hat an Genen der Falken herummanipuliert, ein verbrecherischer Akt, der den Tod verdient. Könnte ich das Generbe des Hüters in die Hände bekommen, ihn in einem Bottich heranziehen oder eine Frau damit künstlich befruchten, ich würde seinen Nachkommen bis zum Erwachsenenalter heranwachsen lassen und dann noch einmal töten.
Howell starrte Hengst lange an, dann sagte er: »Edle Worte. Ich bin beinahe überzeugt.«
»Beinahe?«
»Aye. Du bist noch nicht lange ein NebelparderKrieger. Du verstehst diese Entweihung im Prinzip, aber im Laufe der Zeit wirst du sie bis an den Grund deines Wesens spüren.«
Es wird eine sehr kurze Zeit werden, Stravag. Gerade lange genug, um dich zu erledigen.
Für den Rest der Konversation lieferte Hengst knappe, vorschriftsmäßige Kommentare zu allem, was Howell sagte. Der Galaxiscommander gab seiner Befriedigung über seine Antworten Ausdruck, und Hengst staunte, wie leicht er sich hinters Licht führen ließ .
* * *
Er wußte nie, wann Sentania auftauchen würde. Meistens trat sie unvermittelt aus der Dunkelheit, aber manchmal stellte sich
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