BattleTech 41: Freigeburt
mir einen von diesen ... was immer du da trinkst.«
Sie unterdrückte den Impuls, ihn aufzufordern, sich den Drink selbst zu holen. Vielleicht weil sie zu überrascht davon war, daß ein Parder-Krieger einen Fusionnaire nicht erkannte. Dabei gab es keinen anderen Drink, der ihm ähnlich sah.
Sie studierte ihn unauffällig, während er den starken Long Drink kippte. Ihrer Einschätzung nach handelte es sich keineswegs um seinen ersten Drink an diesem Abend. Unter dem zurückweichenden Haaransatz erkannte sie deutliche Zeichen von Solahma-Alter ebenso wie Spuren eines harten Lebens. Gewöhnlich betrachtete sie ältere Offiziere, die noch in den Kriegerreihen aktiv waren, als Solahs. Das Wort war ihre eigene Schöpfung, und sie benutzte es nur in Gedanken, um es in ihrem Besitz zu halten. Es gab eine Reihe von Worten, die ihr Privatbesitz waren.
»Du weißt, wer ich bin, frapos?« fragte Howell nach einem ungewöhnlich langen Schluck. Seine Augenbrauen waren dicht und dunkel und selbst auf der wettergegerbten Haut von markanter Größe. Sie ließen die kleinen Augen noch stechender erscheinen.
»Neg«, antwortete Sentania. »Ich kenne Sie nicht. Ich habe wenig Kontakt mit Kriegern. Ich bin eine Tech. Sanitärreparaturen.«
Da sie improvisierte, wußte sie nicht, ob die Bezeichnung zutraf. Sie verließ sich auf die typische Neigung der Krieger, die Feinheiten des Kastensystems zu ignorieren.
»Oh«, meinte er und nahm einen weiteren Schluck. Seine gestreßte Miene schien zu entspannen. »Eine wertvolle Arbeit. Ich bin Russou Howell.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. Die Unterwürfigkeit in ihrer Miene war ihm sichtbar willkommen. Natürlich hatte sie von Howell gehört.
»Ich hoffe, Sie genießen Ihre Erfrischung, Galaxiscommander«, sagte sie. »Und meine Anwesenheit stört Sie nicht.«
Um seine Lippen spielte beinahe so etwas wie ein Lächeln. Das ist ein verflucht bizarrer Parder, dachte sie.
»Genießen, was für ein seltsames Konzept«, stellte er wie bei sich fest. »Vielleicht sollte ich mich mehr unter die Kasten mischen.«
»Tun Sie das häufiger?«
»Was?« fragte er, als hätte die Frage ihn überrascht. »O nein. Ich habe schon manchmal in Verkleidung andere Krieger besucht, um zu hören, was sie wirklich denken, aber, nein, nie Mitglieder der niederen Kasten. Und natürlich bin ich auch jetzt nicht in Verkleidung.«
Seine Antwort berührte sie auf verschiedenen Ebenen. Zunächst war sie beeindruckt von der Fremdartigkeit eines Nebelparder-Kriegers, der eine Verkleidung auch nur in Erwägung zog, und seltsam angetan von der Ironie, daß er hier bei ihr saß, die sich sehr wohl verkleidet hatte. Daß er seine Truppen heimlich besuchte, beeindruckte sie ebenfalls, aber der Gedanke, daß er sich dazu herabließ, die Reviere der niederen Kasten zu besuchen, erstaunte sie.
»Du fragst dich, was ich hier will, frapos?«
»Aye, Galaxiscommander.« Wieder überraschte er sie.
»Ich weiß es selbst nicht.« Er nahm noch einen Schluck, und der Alkohol schien seine Zunge weiter zu lösen. »Ich kann dir eines sagen, und zwar, weil du es nicht verstehen wirst. Es gibt Augenblicke, in denen selbst der ergebenste Nebelparder Zweifel spürt, selbst Verbitterung. Dies ist einer dieser Momente. Du versteht es nicht, franeg?«
Ich verstehe mehr, als du glaubst. Ich erkenne einen Krieger, der müde geworden ist: lebensmüde, schicksalsmüde. Gerade eine Solahma sieht so etwas, Russou Howell. »Neg«, antwortete sie.
»Gut. Trink mit mir, Tech ...?«
Sentania wollte ihm keinen Namen nennen, und kein Krieger hätte das wirklich bemerkt. »Aye, Galaxiscommander. Ich fühle mich geehrt.«
»Hol uns noch zwei.«
Er schüttete den zweiten Drink zu schnell und viel zu schweigsam hinunter. Als falsche Tech konnte Sentania es nicht riskieren nachzubohren, um die Ursache seiner seltsamen Stimmung in Erfahrung zu bringen. Aber in seinen Augen las sie Verwirrung, als habe er plötzlich begonnen, sich Fragen zu stellen, auf die es keine Antworten gab.
Dann meinte Howell sehr leise: »Schuld. Kann ein ClanKrieger Schuld empfinden?«
»Ich weiß es nicht, Galaxiscommander.«
»Natürlich nicht, Tech.«
Sentania hatte auf weitere Hinweise gewartet, aber er war verstummt. Dann hatte er sein Glas plötzlich auf den Tisch gedonnert, war aufgestanden und gegangen, ohne noch ein Wort zu sagen.
Als sie ihn sich jetzt umsehen sah, nachdem er energisch vom wuchtigen Metallfuß seines Kriegshammer IIC gestiegen war, beeindruckte sie die wilde
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