BattleTech 41: Freigeburt
Tages kehrten seine Gedanken zurück zu jenem Tag auf Maldonado, zu den schweren Kämpfen, dem Fehlschlag der Angriffsplanung, der Flucht des Trinärsterns vor den draconischen Verteidigern und ihren ComStarVerbündeten. Dem Befehl Sterncolonel Paul Moons, Trent zu vernichten, einem Befehl, den Russou nicht verweigern konnte. Moon hatte alles in seiner Macht stehende versucht, um Trent zu brechen. Aber Trent hatte sich behauptet.
Dann kam Maldonado. Er würde nie vergessen, wie Paul Moons Stimme über das Schlachtfeld gedröhnt hatte, aber eine andere Stimme verfolgte ihn noch nachdrücklicher. Es war die Trents, die über die Kommverbindung ins Cockpit von Russous Bluthund drang. »Du mußt mich vernichten, Russou. Das weißt du.« Die Erinnerung ließ ihn frösteln. Die langen Jahre ihrer Kameradschaft zuckten an seinem inneren Auge vorbei. Die Zeit in der Geschko, die gemeinsame Dienstzeit, die gemeinsamen Geheimnisse einer Art, wie sie Krieger einander nur selten anvertrauten. Er hatte Trent erklärt, daß er ihn nicht umbringen wollte. »Du hast keine Wahl. Es muß hier enden.« In jenem Augenblick war Russou wieder zu dem geworden, was er immer schon gewesen war, einem loyalen Nebelparder-Offizier. Aber in seinen Augen hatten Tränen gestanden, als er seinem Stern den Befehl gab, Trent anzugreifen. Gleichzeitig hatte er die ComGuard-Truppen gegen seinen alten Freund losstürmen sehen. Russou konnte sich nicht daran erinnern, wann er davor zum letzten Mal geweint oder ob er in seinem Leben vorher überhaupt jemals Tränen vergossen hatte, aber als er Trents Mech sich in seine Bestandteile auflösen sah - und als sein Freund vor seinem inneren Auge einen schrecklichen Tod im Innern der zerschmelzenden Kanzel starb - waren sie in Strömen über sein Gesicht gelaufen.
Hinterher hatte Sterncolonel Paul Moon ihn dafür belohnt, daß er die richtige Wahl getroffen hatte, die Nebelparder-Wahl. Moon hatte darauf bestanden, daß Howell einen Positionstest um den Rang eines Sterncolonels austrug. Dabei war er kurz zuvor noch Sterncommander gewesen. Die Beförderungen waren zu schnell, zu kurz hintereinander gekommen. Das hatte ihn daran gehindert, den Haken an Moons Plan zu sehen.
Russou war es gewohnt gewesen, Befehle auszuführen. Er hatte den Positionstest ausgetragen und ohne Schwierigkeiten gewonnen. Danach hatte er sich kaum gefordert gefühlt und war das seltsame Gefühl nicht losgeworden, daß das Ergebnis des Tests schon vor Beginn festgestanden hatte. Und seine quälenden Zweifel um Trents Tod ließen nicht nach. Es war, als sei der Rest seiner Laufbahn von Trents Blut befleckt.
Sterncolonel Paul Moon hatte Howell kaum das neue Rangabzeichen angeheftet, als er ihm schon den Marschbefehl aushändigte. Er wurde nach Hause abgeschoben, zurück in den Kerensky-Sternhaufen, zur Kommandeursposition über Galaxis Zeta und den Planeten Diana.
Auf Diana hatte er zunächst Widerstand von Untergebenen, in seinen Augen minderwertigen, schwächlichen Soldaten erfahren. Fürs erste hatte er dem mit seinem leichten Sieg über Cajuste ein Ende gemacht, aber jetzt zeigten die Krieger erneut Anzeichen von Unruhe, wieder schien es ihnen an Vertrauen in Howell als Kommandeur zu mangeln. Das mußte ein Ende haben. Diana war Teil des großen Kreuzzugs, denn sie lieferte Menschen und Material, um die Innere Sphäre ein für allemal zu unterwerfen. Zudem würde wieder ein Nebelparder den Kreuzzug anführen. Lincoln Osis war zum ilKhan gewählt worden, eine Entwicklung, die Russou als richtig und gerecht ansah. Die Anfangsphase des Kreuzzugs war ebenfalls von einem Nebelparder geleitet worden, ilKhan Leo Showers. Dessen Nachfolger als ilKhan war ein Verräter gewesen, aber der war jetzt tot. Nun, da wieder ein Parder sie anführte, würden die Clans sich auch wieder durchsetzen.
Howell stand mit einigem Unbehagen auf und ging hinüber zum Sichtschirm. Nichts davon konnte etwas daran ändern, daß sein Leben verwüstet und alles, was ihm etwas bedeutet hatte, zum Zerrbild verkommen war. Warum hatte er, ein einfacher, mit seiner Position ganz zufriedener Frontoffizier, plötzlich die Erlaubnis erhalten, sich um einen Blutnamen zu bewerben, und ihn dann zu seiner eigenen Überraschung auch noch gewonnen und mit ihm die Beförderung zum Sterncaptain? Warum war er so bequem greifbar gewesen, wo Moon ihm den Befehl geben konnte, seinen Freund umzubringen? Warum hatte der Positionstest überhaupt stattgefunden? Warum die plötzliche
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