BattleTech 41: Freigeburt
springen.«
»Du fantasierst, Stenis. Kein Wunder, daß die Leute dich verrückt nennen.«
»Ich bin verrückt.«
»Und stolz darauf.«
»Und ob, Chefwissenschaftlerin Peri Watson. Noch etwas.«
»Ja?«
»Ich liebe dich.«
Die Dummheit dieser Aussage ließ sie herzhaft lachen. Stenis starrte sie an, als frage er sich, worüber sie lache.
»Ich habe gelogen«, korrigierte er. »Wer würde um eine Nichtsnutzin wie dich auch nur einen Stravag geben?«
Er kümmerte sich wieder um seinen Kessel. Aber als sie weiterging, machten seine letzten Worte Peri zu schaffen. Es gab ein altes Sprichwort, wonach im Scherz die Wahrheit ans Licht kam oder so ähnlich. Sie fragte sich, ob er vielleicht recht hatte. War sie schon so lange im Falkenhorst, daß ihr Dasein seinen Wert verloren hatte? War sie tatsächlich zu nichts nutze, gefangen in der sich nur selbst erhaltenden Bürokratie, die Bren Roshak beschrieben hatte?
Sie schauderte und ging weiter.
20
Kommandostelle Galaxis Zeta, Halle des Jägers, Lutera, Diana
Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
15. April 3059
Russou Howell saß an seinem Schreibtisch. Sein Gesicht war gerötet, gleichermaßen von der Besprechung mit seinen Offizieren wie den beiden schnellen Bruhahas, die er gekippt hatte, sobald er wieder in seinem Büro war. Die noch immer über Hengsts Aufnahme in den Clan erbosten Offiziere hatten verlangt, er müsse trotz seines Treueeids zu den Nebelpardern hingerichtet werden, nachdem er von den Bäumen geschnitten wurde. Wie üblich, war Sterncolonel Logan der Sprecher für diesen ständig heftiger werdenden Streit gewesen.
Hengst war eine Freigeburt, hatten sie argumentiert, und der Schwur einer Freigeburt war verschwendete Atemluft. Howell hatte entgegnet, daß Hengsts glorreiche Taten während des Kreuzzugs allen Clans zur Ehre gereichten, und daß er zudem ein bloßer Vasall der Parder war, der durch die ihm jetzt zugefallenen Arbeiten jeden Tag aufs Neue gedemütigt wurde.
Diese Demütigung hatte Hengst zusammen mit den Leiden der Eidbruderschaftszeremonie gelehrt, wo sein Platz in der Nebelparder-Gesellschaft war, hatte Howell insistiert. Sterncolonel Logan hatte daraufhin verlangt zu erfahren, warum diese arrogante Freigeburt so bevorzugt wurde, und trotz aller Gegenargumente Russous hatten die anderen ParderKommandeure entschieden dagegen protestiert, auch nur noch eine Sekunde länger eine Freigeburt unter sich dulden zu müssen. Was er jetzt auch sagte, sie waren davon überzeugt, daß er die Nebelparder verspottet hatte. Das ließ sich nicht mehr gutmachen.
Howell hatte die Besprechung ganz plötzlich abgebrochen und war in sein Büro zurückgekehrt, ohne sich darum zu kümmern, was seine Offiziere davon hielten. Unterwegs war er an Hengst vorbeigekommen, der seine tägliche Runde drehte und Papiere und Mitteilungsausdrucke auf die verschiedenen Büros der Kommandostelle verteilte. Und er hatte sich entschieden, etwas Arbeitszeit mit seinem bevorzugten Begleiter zu verbringen, dem berauschenden Bruhaha.
Jetzt bereitete er sich, von mehreren Drinks entspannt und gestärkt, auf Hengsts Ankunft vor. Howell war überzeugt, den Willen des Freigeborenen gebrochen zu haben, aber trotzdem hatte Hengst noch immer etwas an sich, das ihn wütend machte. Er erinnerte sich an die erste Begegnung mit ihm, die inzwischen schon fast einen Monat zurücklag. Der Anblick einer Freigeburt mit dem Befehl über einen Trinärstern war unfaßbar gewesen. Wie konnten die Falken so etwas zulassen? Wie konnten sie dem Dreck des Universums gestatten, zu kämpfen und zu führen? Als er jetzt daran zurückdachte, wurde ihm klar, daß ihn das am härtesten getroffen hatte. Daß sie einer Freigeburt eine Kommandeursstelle übertragen hatten. Es widersprach allem, wofür die Clans standen: die saubere Durchorganisation der Gesellschaft, mit den Kriegern an ihrem Apex. Ein Krieger hatte der Beste der Besten zu sein, genetisch für das Kriegshandwerk gezüchtet.
Howell schnaubte verächtlich und sah sich in seinem Büro um, während er sich mit den Ellbogen schwer auf den Schreibtisch stützte. Er war ein Wahrgeborener, genmanipuliert wie die Besten, aber welche Schlachten focht er heute aus? Seine einzigen Kämpfe trug er gegen Berge von Papier aus, die von seinen Vorgesetzten angeordneten zusätzlichen Inspektionen von Fabriken, Bergwerken und Geschkos und die kleinlichen Einwände seiner Offiziere.
Die Einsicht ließ ihn schaudern, und er spielte mit dem Gedanken, sich noch einen
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