BattleTech 41: Freigeburt
war benommen, und das Angebot eines Unentschiedens war verlockend. Er konnte über den Rand des Kreises der Gleichen treten, die Nebelparder-Krieger würden ihm den Weg freimachen, und er konnte in sein Quartier über Howells Büro zurückkehren, wo ein einigermaßen bequemes Bett auf ihn wartete, um in heilsamen Schlaf zu fallen. In diesem Augenblick, nahe der Mitte des Kreises stehend, konnte er fast die Träume von seinem Heimatdorf vor sich sehen, die ihn erwarteten.
Es war verlockend.
Er sah hinüber zu Howell, der andeutungsweise nickte. Hengst konnte hier und jetzt den Kreis der Gleichen verlassen.
Verlockend.
Aber unmöglich.
Er war Jadefalke und durfte nicht aufgeben. Sie konnten erklären, er sei ihnen nicht ebenbürtig und daher könne der Kampf in einem Kreis der Gleichen nichts beweisen, doch gewährte er weder Gnade in einem Kampf, noch erwartete er sie. Ganz besonders nicht von einem Nebelparder.
»Nein«, stellte er leise fest und spannte seine Muskeln. Er würde Logan nicht zuerst angreifen. Er würde auf dessen nächsten Zug warten.
Wieder setzte Logan seine phänomenalen Sprungmuskeln ein. Es war fast, als hätte er die Sprungdüsen eines Mechs um die Beine geschnallt. Der Sprung trug ihn hoch in die Luft, und seine Beine zuckten zum Tritt empor. Aber irgend etwas, Müdigkeit vielleicht oder eine Fehlberechnung, ließen den Tritt sein Ziel verfehlen. Hengst war dafür dankbar, denn durch seine eigene Müdigkeit wich er zu langsam seitlich aus. Ohne Logans Fehler hätte der Tritt ihm den Schädel gespalten. So aber zuckte Logans Bein knapp an Hengst vorbei, der schnell genug war, es in Oberschenkelhöhe zu packen und dem Nebelparder in der Luft eine halbe Drehung zu versetzen. Er ließ das Bein los, und Logan krachte mit dem Kopf voraus auf den Boden. Als sein Körper folgte, hob er kurz den Kopf, dann fiel er in Ohnmacht. Hengst trat zu ihm hinüber und versetzte ihm einen Tritt, um sicherzugehen, daß er die Bewußtlosigkeit nicht vortäuschte.
Als er sich umsah, war er von der ohnmächtigen Wut auf den meisten Parder-Gesichtern ringsum nicht überrascht. Aber sie waren auch stumm vor Schock und starrten nur auf ihren am Boden liegenden Kameraden.
Hengst wollte gerade seinen Sieg verkünden, als Logan aufwachte und instinktiv nach dem Bein seines Gegners langte. Aber sein Griff war schwach, und Hengst konnte sich befreien.
Logan erhob sich auf die Knie. »Ich bringe dich um, Freigeburtsabschaum«, murmelte er. Er sprang mit überraschender Beweglichkeit auf und stürmte auf Hengst zu. Der wurde von der Attacke überrascht, und Logan konnte einige Schläge auf Gesicht und Körper plazieren.
Das ließ Hengst zum Berserker werden. Mit wütendem Brüllen blockte er Logans nächste Schläge ab und überschüttete den schon deutlich von Blutergüssen gezeichneten Kopf und Leib seines Gegenübers mit einem Hagel von Fausthieben.
Er packte Logan am Hals und drückte mit aller Kraft zu, die er noch besaß. Logans Arme wurden kraftlos, seine Augen schlossen sich.
Hengst gab ihn frei, kurz bevor Logan gestorben wäre. Der Mann stolperte einen Schritt weit, dann fiel er in Hengsts ausgebreitete Arme. Hengst hob den kraftlosen Körper seines Gegners auf die Schultern, starrte die Zuschauer an und stürmte plötzlich auf den Rand des Kreises zu. Zwei Krieger rannten ihm entgegen, aber er stieß sie beiseite, ohne sich bei seinem Sprint zum Genetischen Archiv großartig bremsen zu lassen.
Er versuchte zu berechnen, was nötig war, um sein Ziel zu erreichen. Immer schneller werdend, gar keine leichte Aufgabe mit Logan auf den Schultern, raste er auf den Sockel des Gebäudes zu.
Ohne langsamer zu werden, rannte er an der Seite der Pyramide empor. Mit jedem Schritt schien er neue Kraft zu gewinnen. Logan wurde immer leichter.
Sein wilder Sturmlauf trug ihn bis zur Hälfte die schräge Wand hinauf. Als er langsamer wurde, stellte er fest, daß kleine Stufen in den Stein eingelassen waren, die es ihm ermöglichten, das Gleichgewicht zu halten und noch etwas höher zu steigen.
Schließlich mußte er anhalten. Indem er seinen Körper drehte und Logans Gewicht auf den Schultern verlagerte, konnte er hinabsehen. Er war erstaunt, wie hoch er gekommen war. Die Krieger unter ihm wirkten winzig. Diejenigen von ihnen, die ihn mühsam die Schräge hoch verfolgten, waren weit hinter ihm und würden noch eine ganze Weile brauchen, um ihn zu erreichen. Er entschied sich, nicht auf sie zu warten.
Er sah Russou Howell am Fuß der
Weitere Kostenlose Bücher