BattleTech 42: Feuer und Schwert
Einheitsführerinnen nicht mit hundert Prozent bei der Sache ist.
Als hätte sie Winstons Gedanken gelesen, lächelte Barclay. In dieser simplen Geste erkannte die Generalin die selbstbewußte junge Offizierin wieder, in der sie einmal eine mögliche Nachfolgerin auf dem Kommandeursposten der Leichten Eridani gesehen hatte. Das schmale Grinsen war von Müdigkeit und Sorge gezeichnet, aber das hatte nichts zu bedeuten. Sie waren alle müde, und in Anbetracht dessen, was sie erwartete, war Besorgnis eine natürliche Reaktion.
Vielleicht habe ich mich in ihr geirrt, dachte sie und erwiderte das Lächeln. Was mache ich jetzt? Wenn ich Sandys Haltung falsch ausgelegt habe, könnte es aussehen, als vertraue ich ihr nicht, wenn ich ihr ein aufmunterndes Gespräch aufzwinge. Aber wenn ich mich irre und nicht mit ihr rede, könnte ich das ganze Regiment zum Tode verurteilen.
Mit einem schweren Seufzer entschied Winston, die Entscheidung zurückzustellen. Immerhin würde noch eine volle Woche vergehen, bevor die Hauptinvasionsflotte nach Diana sprang. Das gab ihr reichlich Zeit, Barclay im Auge zu behalten und zu entscheiden, welche Maßnahmen erforderlich waren - wenn überhaupt.
Sie hatte den Entschluß kaum gefaßt, als der Raumfährenpilot seine Passagiere darüber in Kenntnis setzte, daß sie in Kürze an der Gettysburg anlegten. Die knappe Mitteilung genügte, Winston auf andere Gedanken zu bringen. Obwohl sie durch Morgans Tod den Befehl über die gesamte Operation übernommen hatte, blieb sie die Kommandeurin der Leichten Eridani-Reiterei. Es war schon immer ihre Gewohnheit gewesen, den generellen Schlachtplan für die ganze Einheit festzulegen und die operationalen Einzelheiten dann den Regiments- und Bataillonsführern zu überlassen. Trotz der Größe der Aufgabe, vor der sie diesmal standen, sah sie keinen Anlaß, mit dieser Tradition zu brechen.
»Danke, Lieutenant«, bestätigte sie die Meldung des Piloten. »Setzen Sie sich mit der Kommandozentrale der Gettysburg in Verbindung, und lassen Sie die Bataillonsführer im Konferenzraum antreten. Ich will so bald wie möglich eine Vorbesprechung abhalten.«
»Geht in Ordnung, General.«
* * *
Nur fünfunddreißig Minuten später schloß Winston ihre kurze Erklärung der Rolle ab, die ihre Leichte Reiterei in der bevorstehenden Operation spielen würde. Ein paar Zentimeter über dem Konferenztisch der Gettysburg hing eine Hologrammkarte in der Luft, die große Ähnlichkeit mit der hatte, um die sich der Befehlsstab an Bord der Unsichtbare Wahrheit versammelt hatte. Der Hologrammprojektor der Leichten Reiterei war jedoch kleiner und weniger leistungsstark als der an Bord des Flaggschiffs, so daß die Karte weniger Details enthielt. Aber das spielte kaum eine Rolle. Jeder Bataillonsführer besaß einen ausführlichen Kartenausdruck seines Operationsgebiets, und jeder Kompanieführer würde eine elektronische Kopie dieser Karte im Bordcomputer seines Mechs mitführen.
Alle Bataillonskommandeure kannten ihre Aufgaben und würden sie ohne weitere Befehle aus der oberen Befehlsriege der Leichten Reiterei ausführen können. Jeder von ihnen war ausführlich über die generellen Ziele seines Regiments informiert und konnte den Platz seines kommandierenden Colonels übernehmen, sofern das notwendig wurde. Winstons Bataillonsführer, sämtlich im Rang eines Majors, würden ihrerseits ihre jeweiligen Kompanieführer einweisen und darauf vorbereiten, das Bataillon zu übernehmen, sollten sie selbst verletzt oder getötet werden. Jeder Offizier kannte die exakte Rangordnung seines Bataillons oder Regiments. Es würde keine Streitereien über Dienstzeiten geben, während der Feind näherrückte. Das war eine Tradition der Leichten Eridani-Reiterei. Sie sicherte zugleich eine lückenlose Befehlskette und einen stetigen Nachschub an Offizieren.
Nachdem alle zehn Bataillonsführer bestätigt hatten, daß ihre Aufträge klar waren, lächelte Winston zufrieden. Aber es blieb ein Offizier übrig, der noch nicht gesprochen hatte. Sie preßte mit dem Daumen einen Knopf auf dem Computerterminal an ihrem Konferenztischplatz und öffnete eine Verbindung zur Zentrale der Gettysburg. »Brücke, hier General Winston. Öffnen Sie einen Kanal zum Rest der Leichten Reiterei.«
»Verbindung steht, General.« Die Schnelligkeit, mit der die Antwort kam, zeigte, daß der KommTech bereits auf diese Anweisung gewartet hatte. Sie sah ans andere Ende des Tisches und nickte dem Kaplan zu, der
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