BattleTech 42: Feuer und Schwert
entwickelten sich solche Aphorismen zu festen Bestandteilen seines Vokabulars.
Bevor einer der beiden noch etwas sagen konnte, zerschnitt ein schrilles Heulen die Nacht. Alle Gedanken an witzige Sprüche verflogen, als sie die Visierplatten ihrer Helme zuschlugen und versuchten, sich tiefer in den Waldboden einzugraben.
Ryan drehte vorsichtig den Kopf und sah den Ursprung des Lärms. Ein unförmiger, graulackierter Schwebelaster näherte sich den Toren der Anlage. Mit der Vergrößerung der Helmoptik konnte er zwei Personen in der Fahrerkabine des Lasters erkennen. Keiner der beiden trug einen Panzer, und beide schienen die Elementar-Posten mit großer Hochachtung zu behandeln. Einer der gewaltigen gepanzerten Krieger überprüfte etwas, das der Lasterfahrer ihm ausgehändigt hatte, dann winkte er seinem Kollegen zu. Das Tor hob sich mit einem scheppernden Klirren, das an der Position der Kommandosoldaten kaum wahrnehmbar war, und der Lastschweber fuhr ins Innere der Anlage.
»Wir haben gerade herausgefunden, wie wir hineinkommen«, flüsterte Ryan, während er seinem Sergeant auf den Arm tippte. »Du bleibst hier und behältst die Lage im Auge. Ich laß die anderen wissen, was wir entdeckt haben.«
* * *
»Ihr seid zu spät«, stellte der hünenhafte Elementar fest. »Ihr hättet um Punkt vierundzwanzig Uhr hier erscheinen müssen.«
Michael Ryan hatte noch nie zuvor mit einem gepanzerten Elementar gesprochen. Aus einer Entfernung von unter zwei Metern wirkte das dunkle, Vförmige Visier wie ein einziges, vor Haß und Mißtrauen verkniffenes Auge. Der metallische Klang des Lautsprechers im unteren Teil der Helmplatte verzerrte die Stimme des riesigen Kriegers und ließ ihn wie den Dämonen klingen, dem er in seinem Panzeranzug glich.
»Der Stravag-Lastschweber ist zusammengebrochen«, antwortete Ryan und reichte dem Krieger eine Plastikausweiskarte. Zur Bestätigung seiner Geschichte gab er Gas und löste damit kein gleichmäßiges Aufröhren des Motors aus, sondern ein hartes, keuchendes Husten. »Es hat uns zwei Stunden gekostet, ihn überhaupt wieder in Bewegung zu setzen.«
Der Antrieb des Lasters war von Private Kenichi Akida, dem Sprengstoffexperten des Teams, könnerhaft sabotiert worden. Die DESTler hatten das Fahrzeug zusammen mit den stumpfgrauen Uniformen, die Ryan und Master Sergeant Raiko trugen, wenige Kilometer östlich der Bergfestung in einem schnellen, lautlosen Hinterhalt in ihren Besitz gebracht. Die Kommandosoldaten hatten in einem exakt ausgeführten Handstreich einen Schwebelaster voller Nachschub und zwei Mitglieder der Wissenschaftlerkaste erobert, als er anhielt, um einem ›verletzten Fußgänger‹ zu helfen, der von Private Peter Wu überzeugend dargestellt worden war. Der Fahrer und dessen Begleiter waren nur Sekundenbruchteile nach dem Anhalten lautlos und ohne Blutvergießen gestorben, ein Beweis für die Schnelligkeit und skrupellose Effizienz der Draconis Elite-Sturmtruppen. Von den vierundzwanzig Kommandosoldaten der Gruppe besaßen nur Ryan und sein dienstältester Unteroffizier eine zumindest entfernte Ähnlichkeit mit den toten Techs. Ryan hatte angesichts des Ausgangs des Hinterhalts das Gesicht bedauernd verzogen und laut seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, daß die Clanner kein Paßwortsystem benutzten.
Als er sich jetzt aus nächster Nähe dem riesenhaften Elementar gegenübersah, ging ihm ebendiese Hoffnung wieder durch den Kopf. Wenn doch, hatten sie keine Chance, sich an der Wache vorbeizumogeln. Die zwischen den Kisten auf der Ladefläche des Schwebelasters versteckten Mitglieder von Team Sechs würden aus ihren Verstecken springen und den Posten mit Gewalt erobern müssen. Ryan wußte, daß sein Team die Wachen leicht überwältigen konnte, aber dieses Wissen konnte ihn kaum beruhigen, denn er wußte ebensogut, daß er und Raiko bei einem derartigen Schußwechsel mit ziemlicher Sicherheit die ersten Opfer sein würden.
»Informiere uns das nächstemal, und wir schicken jemanden, der das Fahrzeug richtig repariert.« Der Elementar reichte Ryans gestohlenen Ausweis zurück und winkte den Laster in die schmale Absperrung. Als das schwere Stahltor, das die Berginstallation schützte, aufschwang, stotterte der Transportschwebermotor, das Fahrzeug neigte sich spürbar, dann hob es sich wieder, als der vordere Hubpropeller beinahe zum Stillstand kam und dann auf maximale Drehzahl beschleunigte.
Als die Fahrerkabine auf gleicher Höhe mit dem breiten Torrahmen war,
Weitere Kostenlose Bücher