BattleTech 42: Feuer und Schwert
waren, auf einen der niedrigen Bäume zu klettern, um ihre Kapsel aus dessen Wipfel zu befreien.
Über Handzeichen bedeutete Ryan den beiden Captains Yosuke und Culp, die Helme zu öffnen, damit sie kurz die Lage erörtern konnten, ohne die Funkgeräte zu benutzen.
»Wir sind, glaube ich, etwas weiter westlich gelandet als vorgesehen«, eröffnete Ryan das Gespräch im Flüsterton. »Es ist ohne genaue Karten schwer zu sagen. Dadurch werden wir Tempo vorlegen müssen, um unser Ziel planmäßig zu erreichen.«
Die gedämpfte Stimme war nicht wirklich notwendig. Wahrscheinlich hielt sich in einem Dutzend Kilometer Umkreis kein einziger Clanner auf. Aber Geheimhaltung und Heimlichkeit waren den Kommandosoldaten dermaßen ins Blut übergegangen, daß sie aus purer Gewohnheit leise sprachen.
»Wir rücken in drei Gruppen vor, bei überwachtem Marsch in hundert Meter Distanz. Kenyu, dein Team übernimmt die Vorhut, dann komme ich. Bill? Du übernimmst die Nachhut. Ich erwarte keine Feindbegegnung, aber möglich ist alles, also achtet darauf, daß eure Leute die Augen offenhalten. Wenn ihr irgend jemanden seht, versucht - wenn möglich - einem Kontakt auszuweichen. Zieht euch zurück, wir versuchen, sie zu umgehen.«
Yosuke und Culp nickten. Die drei DEST-Teams würden sich in einer schmalen Marschkolonne bewegen, mit einer weiten Lücke zwischen den Einheiten. Diese Taktik, überwachter Marsch genannt, gestattete ein schnelles Vorwärtskommen bei großer taktischer Flexibilität. Formationen dieser Art kamen regelmäßig in Situationen zum Einsatz, in denen eine Feindberührung möglich, aber unwahrscheinlich war. Hätte Ryan tatsächlich erwartet, auf Parder zu treffen, hätte er eine überwachte Sprungbewegung befohlen, in der sich nur jeweils ein Team weiterbewegte, während die beiden anderen ihm Deckung gaben. Diese Taktik bot dem sich bewegenden - oder springenden - Team einen hohen Grad an Schutz, war aber schmerzhaft langsam.
Ryan blickte auf die Uhr. »Uhrenvergleich. Auf mein Zeichen ist es Null-vier-zwo-zwo. Und ... jetzt. Laut unseren Informationen setzt der Sonnenaufgang um sechs Uhr dreißig ein. Das gibt uns anderthalb Stunden Marschzeit. Sehen wir zu, daß wir in Bewegung kommen. Ich will die Abwurfzone bei Tagesanbruch weit hinter mir haben.«
Ryans Berechnung der Marschzeit mochte einem Außenstehenden falsch erscheinen, aber bei Nachtmärschen war es üblich, vor Tagesanbruch anzuhalten. Die gute halbe Stunde Restzeit diente dazu, ein Versteck für die Soldaten zu suchen und die Position gegen Entdeckung zu sichern, bevor die Sonne aufging und ihre Anwesenheit verriet.
Ohne ein weiteres Wort kehrten Yosuke und Culp zu ihren Teams zurück, um die Befehle weiterzugeben. Ryan rief seine Leute zusammen und teilte ihnen mit, was er mit den anderen Teamchefs besprochen hatte. Sekunden später brach DEST-Team Vier auf und tauchte lautlos in der Dunkelheit unter. Die anderen Teams folgten entsprechend Ryans Befehlen und hinterließen kaum eine Spur ihrer Anwesenheit. Hätte irgend jemand die greulichen, schwarzgepanzerten Gestalten von einem Schatten zum nächsten huschen sehen, wäre er sicher versucht gewesen, sie eine Geisterlegion zu nennen, die auf der Suche nach übernatürlicher Vergeltung durch die Berge streifte.
* * *
»Da ist es«, flüsterte Ryan Master Sergeant Raiko ins Ohr.
Unter normalen Umständen hätten die DESTTeams keinen Tag gebraucht, um von der Abwurfzone zu ihrer momentanen Position knapp nördlich des Mons Szabo zu marschieren. Aber nichts von dem, was die Draconis Elite-Sturmtruppen taten, ließ sich als normal beschreiben. Sich unbemerkt durch feindliches Territorium zu bewegen, war ein gefährlicher und schwieriger Prozeß. Auf Ryans Befehl war die Marschgeschwindigkeit auf wenige Kilometer pro Nacht reduziert worden. Alle hundert Meter ungefähr duckten die Kommandosoldaten sich in eine offene Verteidigungsformation und hielten Ausschau nach einer möglichen Gefahr für die Sicherheit ihrer Mission.
Auf diese Weise kamen sie nur furchtbar langsam voran, aber die dadurch gewonnene Sicherheit machte das wett. Die DESTler hatten dadurch drei Nächte gebraucht, um ihr Angriffsziel zu erreichen. Jetzt wurde es noch wichtiger, daß sie kein unnötiges Geräusch machten. Keine dreihundert Meter vor ihnen ragte Mons Szabo in den Himmel, der riesige Granitblock, in dem sich die primäre Gefechts- und Funkzentrale der Nebelparder befand, zusammen mit Ryans Hauptangriffsziel,
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