BattleTech 43: Der Kriegerprinz
zu kommen, um sein volles Vertrauen zu ge- winnen, hatte sich als sehr viel schwieriger erwiesen. Gerade als sie geglaubt hatte, Fortschritte zu machen, hatte er sie betrogen. Sie war versucht gewesen, ihm zu verzeihen, hatte aber im letzten Augenblick ent- schieden, daß es besser war, eine Trennung zu erzwin- gen. Da alle Welt ihn nach außen hin liebte und insge- heim verachtete, was er genau wußte, war es eine grundlegend gegensätzliche Erfahrung für ihn, daß je- mand, der ihn im Grunde mochte, ihn verstieß. Und Gegensätze machten Reginald Starlings Leben aus.
Als Agentin des Geheimdienstsekretariats des Ver- einigten Commonwealth war sich Francesca Jenkins wohl bewußt, daß ihre Mission von entscheidender Be- deutung war und keinen Aufschub duldete. In der An- fangsphase der Operation hatten sie Katherine wissen lassen, daß ihr Bruder von ihrer Komplizenschaft beim Tod Archon Melissas wußte. Das hatte Katherine ver- unsichern sollen und sich auch als durchaus effektiv erwiesen, aber es bedeutete ebenso, daß Katherine sich genötigt sah, alle möglichen Spuren zu verwischen, die zu ihrer Person führen konnten. Sven Newmark war eine solche Spur, und auch wenn Francesca mit Hilfe gezielt eingesetzter Computerviren die Informationen vernichtet hatte, die sie zu Reginald Starling geführt hatten, waren ihre Gegenspieler vom Lyranischen Ge- heimdienst bestimmt nicht weit.
Sie reckte sich, schaltete den Computer aus, legte den Mantel über das Fußende des Betts und glitt zwi- schen die Laken. »Aber jetzt ist es ganz gleich, wie nahe sie sind. Ich bin näher dran, und nicht mehr lange, gar nicht mehr lange, dann habe ich die Infor- mation, nach der ich suche.«
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Landungsschiff Josephine , an der Nadir-Ladestation des Skye-Systems
Isle of Skye, Lyranische Allianz
30. September 3060
Archon Katrina Steiner betrachtete eine holographi- sche Projektion der Inneren Sphäre und gestattete sich einen Augenblick genießerischer Vorfreude darauf, sie ganz zu kontrollieren. Es gab zwar noch, soviel ge- stand sie sich ein, ein paar Hindernisse auf ihrem Weg zur grenzenlosen Macht, aber Hindernisse waren dazu da, überwunden zu werden. Und ich werde sie über- winden.
Das erste Hindernis zwischen ihr und ihrem Ziel stellte ihr Bruder Victor dar. Zwar wußte bisher noch niemand in der Freien Inneren Sphäre vom Erfolg sei- nes Angriffs auf die Clan-Heimatwelten, aber Katrina war genau darüber im Bilde, was sich während der langen Abwesenheit ihres Bruders aus der Inneren Sphäre abgespielt hatte. Der Winzling kam, sah und siegte, präzise wie ein Uhrwerk. Dieser verdammte Lincoln Osis. In der tiefsten Hölle soll er dafür schmoren, daß er Victor nicht den Kopf abgerissen hat, als er die Chance dazu hatte.
Ihre Informationen stammten von den Wölfen und waren ihr über ein Netz von Spionen zugetragen wor- den, das sich, zu ihrer Genugtuung, durch den Arc- Royal-Defensivkordon zog. Die Kells wären außer sich gewesen, hätten sie geahnt, daß sich Wolf-Spione unter ihren Untertanen versteckten, und sie hatte vor, ihnen diese Tatsache unter die Nase zu reiben, wenn sie deren lächerliches kleines Reich erst zerschlagen hatte. Die Kells hatten jahrelang von ihrer Verwandtschaft mit Haus Steiner profitiert, doch es war nur eine Verwandtschaft mittels Heirat, und Katrina war entschlos- sen, sie ebenfalls auszulöschen.
Sie stand von ihrem Platz hinter dem Schreibtisch auf und fuhr sich mit den Fingern durch das lange, goldblonde Haar, das in der Schwerelosigkeit wie ein seidenes Halo um ihren Kopf lag. Sie strich es vorsich- tig hinab auf den weißen Pullover. Ein weißer Wollrock und weiße Lederstiefel mit Magnetsohlen vervollstän- digten ihre militärisch angehauchte Kleidung. Der Rock war zwar für die durch die fehlende Beschleuni- gung an Bord herrschende Schwerelosigkeit nicht son- derlich geeignet, aber im Augenblick hatte sie nicht vor, irgend jemanden zu sehen. Bei solchen Gelegen- heiten pflegte sie, Hosen zu tragen.
Sie trat um den Schreibtisch und studierte die Wolke aus Lichtpunkten, die sich vor ihr zur Karte der Inne- ren Sphäre geformt hatte. Vorgewarnt, daß ihr Bruder im Triumph zurückkehrte, führte sie den Plan weiter, den sie fast unmittelbar nach seinem Aufbruch in die Peripherie in Angriff genommen hatte. Bisher war er atemberaubend erfolgreich. So erfolgreich, daß Victor bei seiner Rückkehr eine aus seiner Sicht äußerst uner- freuliche Überraschung erwartete.
Und aus meiner
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