BattleTech 43: Der Kriegerprinz
erledigt, ich habe erst ganz zum Schluß übernom- men.« Andrew Redburn strich sich mit der rechten Hand den Bart glatt. »Ich hatte meinen Täter, deshalb habe ich mir über das Motiv keine Gedanken gemacht, jetzt frage ich mich allerdings, wer ein Interesse an Morgans Tod vor dem Angriff auf Diana gehabt haben könnte.«
Der Prinz atmete lautstark durch. »Genau das frage ich mich auch schon die ganze Zeit. Betrachten wir die Sache einmal aus zwei Blickwinkeln. Erstens: Er schal- tet Morgan aus und sorgt für Reibungen zwischen den Einheiten unserer Einsatzgruppe. Das zielt eindeutig darauf ab, unsere Effektivität als Kampfstreitmacht zu reduzieren und den Erfolg des Angriffs zu gefährden. Davon profitieren nur die Clans oder jemand, der einen Vorteil darin sieht, wenn die Clans als Bedro- hung erhalten bleiben. Zweitens sorgt die Verwendung eines Loki-Agenten dafür, daß der Verdacht ganz ein- deutig auf meine Schwester fällt. Das erhöht die Span- nungen zwischen unseren beiden Reichen, was ande- ren eine Möglichkeit gibt, sie für sich auszunutzen.«
Der Präzentor Martialum rieb sich die Stirn. »Nicht einmal Sun-Tzu Liao wäre zu einem derartigen Irrsinn fähig. Außerdem kann ich nicht glauben, daß die Mas- kirovka in der Lage gewesen sein soll, einen Schläfer bei Loki erfolgreich einzuschleusen, der sich dann bei ComStar eingeschlichen hat. Unmöglich.«
»Ich stimme Ihnen zu. Sun-Tzu würde zwar in ge- wissem Maße davon profitieren, aber beim Sieg über die Clans als Erster Lord des Sternenbunds zu fungie- ren, ist für ihn sehr viel wertvoller.« Victor schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß ich es nicht war, ich bin si- cher, daß Theodore Kurita es nicht war, und Thomas Marik fehlt ein ausreichendes Motiv. Marik profitiert zwar vom Verkauf der Mechs und der Munition an die ganze Freie Innere Sphäre, aber er haßt den Krieg. Er wünscht sich ein Ende der Clans ebensosehr wie wir alle. Ich würde ihn als Verdächtigen streichen.«
Redburn verzog das Gesicht. »Da bleibt nicht mehr viel übrig. Keiner der Peripheriestaaten hätte irgend etwas dadurch zu gewinnen, und genau wie die Kon- föderation Capella könnten sie niemanden so tief ein- schleusen.«
Focht schüttelte den Kopf. »Bei Loki so gut wie, und bei ComStar völlig ausgeschlossen.«
Victor sah zu ihm hinüber. »Genau das war auch mein Problem. Und ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, daß Loki jemanden bei ComStar einschleusen könnte. Mein Vater hat es einige Male versucht, und es hat nie geklappt. Und selbst nachdem es nach Tukayyid zum Schisma kam, wäre ein Unterwanderungsversuch wohl aufgeflogen. Um es ganz klar auszusprechen, ich wüßte nur eine einzige Organisation in der Inneren Sphäre, die das hätte zustande bringen können.«
Focht wurde bleich. »Blakes Wort.«
»So ist es.«
Blakes Wort hatte sich von ComStar abgespalten, als der Präzentor Martialum und die derzeitige Prima Sharilar Mori die Organisation säkularisiert hatten. Die Blakisten hingen weiter dem Mystizismus an, der ComStar jahrhundertelang charakterisiert hatte. Victor vermutete, daß Blakes Wort Hunderte von Schläfern in den Reihen ComStars hatte und nicht wenige von ComStars ROM-Agenten sich bei Blakes Wort einge- schlichen hatten, um dessen Treiben im Auge zu be- halten. Aber trotz der Anstrengungen ComStars, die Splittergruppe zu überwachen, war es den Blakisten kürzlich gelungen, der Organisation in einem Über- raschungsschlag Terra zu entreißen.
Die Elementarin kratzte sich im Nacken. »Warum würde Blakes Wort von einer Fortsetzung des Krieges profitieren?«
Focht zuckte müde die Achseln. »Die Blakisten haben Verbindungen zur Liga Freier Welten und könn- ten von deren Kriegswirtschaft profitieren, aber dazu müßten sie weit kaltblütiger sein, als ich es für möglich hielte. Vielmehr glauben sie immer noch daran, daß die Zivilisation im Krieg untergehen wird und es vom Schicksal vorherbestimmt ist, daß die Menschheit, wie von Jerome Blake vorhergesagt, unter der Führung von Blakes Wort neugeboren wird. Indem sie den Krieg verlängern und Zwietracht säen, versuchen sie, den Zusammenbruch der Zivilisation zu beschleunigen. Wie bei den meisten irregeleiteten Kultisten sind sie, wenn die vorhergesagte Apokalypse nicht eintritt, zu sehr viel gefährlicheren Handlungen fähig, als irgend jemand ahnt.«
Victor sah zu Andrew Redburn hinüber. »Jetzt ver- stehen Sie wohl, Andrew, warum ich meiner Schwester nicht die Schuld an Morgans Tod
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