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BattleTech 44: Falke im Aufwind

BattleTech 44: Falke im Aufwind

Titel: BattleTech 44: Falke im Aufwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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war, und deren einzige Rettung darin bestand, als Kanonenfutter für den Clan zu fallen, wenn sie Glück hatte. Aber Marthe war klug genug zu wissen, daß jede Falte in ihrem Gesicht oder auch nur eine Andeutung körperlicher Schwäche bei anderen ClanKriegern Verachtung wecken würde, selbst bei ihren MitKhanen im Großen Konklave, unter denen nicht wenige selbst deutliche Altersspuren zeigten. Marthe dachte nicht oft darüber nach, aber sie war inzwischen in den späten Vierzigern, und definitive Spuren der durchlebten Jahrzehnte ließen sich nicht verleugnen. Es waren nicht viele, aber diese wenigen waren deutlich. Falten zogen sich um ihre geröteten Augen. Der Blick ihrer kühl blauen, stechenden Augen war allerdings so stark wie eh und je.
Sie hatte gehört, daß in der Elite der Inneren Sphäre plastische Chirurgie benutzt wurde, um Anzeichen des Alters zu verbergen und das Aussehen zu verbessern. Der Gedanke ließ sie auf eine für sie typische Weise kurz auflachen, auch wenn sie niemand hören konnte. Als echte Jadefalkin würde sie niemals zulassen, daß wer auch immer ihr Aussehen chirurgisch veränderte. Das war eine verächtliche Prozedur. Ebensowenig konnte sie traditionelle Kosmetika benutzen, um die Anzeichen des Alters zu verstecken, wie es manche Clanner taten. Sie vertrat die Ansicht, daß eine Kriegerin, die sich auf irgendeine Weise versteckte, die mit Worten, Pudern oder Farben ihr Gegenüber täuschte, diesen Namen nicht verdiente.
Man hatte ihr hin und wieder schon gesagt, sie sei schön, mit eisblauen Augen, die einen dramatischen Kontrast zu ihrer hohen Stirn, den vollen Lippen und dem schmalen Kinn bildeten, aber körperliche Schönheit hatte für sie keinerlei Bedeutung. Selbst jetzt amüsierte sie Vlads gelegentlicher Hinweis darauf - meist im Verlauf einer reichlich animalischen Paarung - lediglich.
Mit einem hörbaren Seufzen wandte sie sich von dem Spiegel ab und sah sich in ihrem kleinen Zimmer um. Sie brauchte sich keine Mühe zu machen, es aufzuräumen, das wußte sie. Später, wenn sie in ihr Büro gegangen war, würden ein paar Techs kommen und es säubern. Sie hatte schon seit Jahren kein Bett mehr gemacht.
Wie jeder guten ClanKriegerin war es Marthe gleichgültig, wie ein Zimmer aussah. Ihr Privatquartier wirkte ebenso spartanisch wie ihr Büro. Dieser Raum, ihr Schlafzimmer, enthielt keinerlei Dekorationen: keine Bilder an den hellen, einfarbigen Wänden, keine Gardinen an den Fenstern. Abgesehen vom Bett bestand das Mobiliar einzig aus dem alten Schreibtisch und zwei Stühlen, komplett mit Computer und Behältern mit Disketten und Datenchips. In einer Ablage neben einem uralten Drucker lagen mehrere Bögen Ausdrucke, hauptsächlich Dienstpläne und andere häufig benötigte Dokumente. Ihr Datenbestand wurde von Rhonell in dessen Büronische neben ihrem Dienst
raum verwaltet.
Ein erneutes Klopfen an der Tür unterbrach Marthes Gedanken. Diesmal kam es fest und entschieden.
»Herein«, rief sie.
Die Tür öffnete sich, und saKhanin Samantha Clees betrat Marthes kleines Privatzimmer mit der für sie charakteristischen Entschiedenheit. Aber kaum blieb sie stehen, da wirkte Samantha unsicher. Sie schien nie recht zu wissen, wohin mit ihrem Körper, wenn sie sich nicht bewegte. Marthe winkte ihr, bequem zu stehen, und Samantha wurde lockerer. Selbst ihre ernste Miene lockerte sich, auch wenn Samantha Clees nur selten irgendeine Spur von Humor zeigte oder gar lachte.
Die Quintessenz der Kriegerin, dachte Marthe. Sie scheint unfähig, sich ein Verhalten auch nur vorzustellen, das im geringsten unclangemäß wäre. Vielleicht ist es tatsächlich eine Frage der Gene. Die genmanipulierte Erbmasse einer wahrgeborenen Kriegerin.
»Rhonell sagte mir, daß du eine private Unterredung wünschst, Samantha Clees. Nun, da wären wir, also sprich dich aus.«
»Die Debatten im Großen Konklave«, kam Clees ohne Umschweife zum Thema. »Diese ganzen unflätigen Beleidigungen der Stahlvipern. Was haben sie vor? Und warum hast du mich zurückgehalten?«
»Hier geht es um mehr als nur Rhetorik oder alte Rivalitäten. Die Stahlvipern wollen uns mit ihren Protesten einschüchtern. Jetzt, da die Clans bereit sind, in die Innere Sphäre zurückzukehren, wollen sie unseren Invasionskorridor übernehmen. Und wer weiß, welche Hirngespinste sie noch hegen? Möglicherweise sind sie verrückt genug, sich einzubilden, sie könnten unseren Clan vernichten. Wir brauchen uns nicht weiter darum zu kümmern und

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