BattleTech 44: Falke im Aufwind
qualifiziert zu sein, obwohl ihre Geburt...« Wieder hatte Samantha etwas Mühe, das Wort auszusprechen, »... natürlich war. Natürliche Geburten dieser Art sind unter Kriegern selten, und in den meisten Fällen derartiger illegitimer Nachkommen weiß der Krieger, der längst neue, größere Erfahrungen gemacht hat, gar nichts davon.«
Marthe nickte. »Aidan Pryde ahnte nicht, daß Diana seine Tochter war, und hat es erst kurz vor seinem Heldentod erfahren.«
»Krieger haben keinen Bedarf, an ihre wertlose Nachkommenschaft erinnert zu werden«, stellte Samantha ärgerlich fest. »Die einzigen Babys, die zählen, sind die, die zu Geschkos von einhundert und mehr im Labor gezüchtet werden. Einzelgeburten aus einer weiblichen Gebärmutter sind nach allen Clanstandards Verschwendung. Was für einen Wert soll eine Einzelgeburt haben, deren Ergebnis mit unzähligen genetischen Fehlern behaftet sein kann, wenn die Möglichkeit besteht, eine ganze Hundertschaft mit identischem, nahezu fehlerfreiem Erbgut zu erzeugen? Bestünde kein Bedarf, um die Tech- und Dienerkasten zu füllen, wären Freigeburten grundsätzlich verboten, frapos?«
»Deine Ansichten sind etwas radikal, aber traditionsgemäß und absolut vernünftig.«
»Soweit ich weiß, hat Ravill Pryde Diana auf deinen Wunsch hin vorgeschlagen. Auf deinen nachdrücklichen Wunsch, frapos?«
»Pos, Samantha Clees. Willst du meine Entscheidung anzweifeln?«
Samantha blieb stehen. »Ich habe nur eine Frage. Als du die Wahl hattest, das Vorhaben dieser freigeborenen Kriegerin abzulehnen oder zu erlauben, warum hast du dich entschieden, es zuzulassen?«
Marthe ging an ihrer saKhanin vorbei zum Fenster, und Samantha tigerte weiter auf und ab. Sie zog die Sichtblende beiseite und blickte hinaus auf den Park, der die Halle der Khane umgab, betrachtete dasselbe Stück Strana Metschty, das sie von diesem Fenster aus immer sah. Die Stadt selbst lag weit entfernt, aber die Bäume und Sträucher des Parks leuchteten im hellen Sonnenlicht. Nicht weit vom Haus jedes Clans standen die Blutnamenskapellen, in denen die genetischen Proben aufbewahrt wurden, die das Eugenikprogramm benötigte.
»Mein offizieller Beweggrund ist, daß Dianas genetische Argumentation auf die Probe gestellt gehört. Immerhin leiden wir unter einem schweren Mangel an fähigen Kriegern und haben im Widerspruchskrieg gegen die Wölfe und auf Coventry gegen die Innere Sphäre viele Blutnamensträger verloren. Die Clans sind besorgt. Das hast du in den Sitzungen des Großen Konklave, über die du dich so vehement beschwerst, selbst gesehen. Die Jadefalken haben in den Erntekriegen gut abgeschnitten. Haben wir den Schneeraben etwa keine zwei Sternhaufen abgenommen und nicht genug Krieger aus anderen Clans gewonnen, um einen dritten aufzustellen? Die Stahlvipern haben sich erbärmlich geschlagen. Das halte ich für den Hauptgrund für ihre aktuellen Angriffe gegen uns. Sie versuchen, uns an allen Fronten zu schwächen, militärisch ebenso wie politisch.«
»So sehe ich es auch.«
»Wir müssen mit der größtmöglichen militärischen Macht in die Innere Sphäre zurückkehren. Je mehr Krieger wir dafür zur Verfügung haben, desto besser. Aber nur Krieger der höchsten Qualität. Der Bedarf an Blutnamensträgern hilft, Dianas Anspruch zu rechtfertigen. Ohnehin erwartet kaum jemand, daß sie den Blutnamen erringen kann, aber ich bin neugierig, wie sie sich schlägt. Ihre Argumentation mag löchrig sein, aber... nun, es gibt noch einen anderen Grund, der schwieriger zu erklären ist: einen inoffiziellen Grund.« Marthe ließ die Blende wieder vors Fenster fallen und drehte sich um. Samantha ging langsam, nachdenklich, auf und ab, lauschte angestrengt und mit gesenktem Kopf. Ihre Arme bewegten sich kaum. »Um diesen inoffiziellen Grund zu erklären, muß ich über Aidan Pryde und meine Beziehung zu ihm sprechen. Seine Geschichte, wie sie in der Erinnerung überliefert wird, hat für unseren Clan mythische Dimension angenommen. Nach seinem fehlgeschlagenen Positionstest, den ich mit ihm zusammen ablegte und bestand...«
»Mit genügend Abschüssen, um als Sterncommander in den Kriegerstand einzutreten, soweit ich mich entsinne.«
»Das ist irrelevant für meine Geschichte.«
Samantha zeigte keine Reaktion auf die Schärfe in Marthes Erwiderung.
»Nachdem er den Test verloren hatte, wurde er in die Techkaste zurückgestuft, aber selbst das konnte nichts daran ändern, daß er ein Krieger war. Irgendwie habe ich das wohl
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