BattleTech 44: Falke im Aufwind
grinste. Innerlich. Sie pflegte in der Öffentlichkeit keine Belustigung zu zeigen. Aber gelegentlich war das Benehmen ihrer Mit-Krieger schon amüsant, dachte sie.
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Jadefalken-Trainingsareal 14, Ironhold Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
1. März 3060
Kaum war Diana aus dem Hubschrauber gestiegen und hatte dem Piloten dankend zugewinkt, als sie schon die hastigen, schweren Schritte Joannas hörte. Mit perfektem Timing drehte sie sich genau in dem Augenblick zu ihr um, als Joanna ansetzte, ihren Namen zu brüllen.
Diana kam ihr mit schelmisch blitzendem Blick zuvor. »Hast du mir etwas zu sagen, Joanna?«
»Da hast du verstravagt recht, Kadettin.« Joanna nannte sie häufig Kadettin, wenn sie besonders verärgert war. »Du wirkst ja ausgesprochen zufrieden über deine sinnlose Heldinneneinlage nach dem Sieg. Was für eine Schau hast du da oben abgezogen? Und für wen?«
Hengst grinste breit, während er langsamer herankam.
»Ich habe es für niemanden abgezogen«, antwortete Diana. »Oder für mich selbst. Wer weiß? Ich habe nicht darüber nachgedacht, ich habe einfach getan, was...«
»Da hast du verdammt recht, daß du nicht nachgedacht hast!«
»Er hat gut gekämpft. Ich hatte gewonnen. Wozu hätte ich ihn noch mit seinem Mech über die Klippe stürzen lassen sollen?«
»Der Savashri ist mir egal. Und ich verstehe nicht, warum es dir anders gegangen ist. Vom Beginn des Gefechts an hat er dich nur beleidigt. Sein Tod wäre die passende Antwort gewesen. Ist dir überhaupt nicht in den Kopf gekommen, daß du zu viele Risiken eingegangen bist? Im Innern seines Cockpits hätte alles mögliche geschehen können. Er hätte dich ausschalten können. Du hättest an irgendeinem Trümmerstück hängenbleiben können. Zu viel hätte schiefgehen können, und du wärst zusammen mit diesem Krieger und seinem Bluthund über die Klippe gegangen. Dein nächster Gegner hätte sich vielleicht bedankt, aber davon abgesehen hätte es nichts gebracht. Zu viele Risiken, Diana.«
»Ja, Diana«, begann Hengst. »Wenn du weiter solche Risiken eingehst, fängt man noch an, Vergleiche mit deinem Vater zu ziehen.«
Diana lachte, und Joanna wirbelte fluchend zu Hengst herum. »Du befürwortest diesen idiotischen Heroismus noch?«
»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte er. »Aber selbst du nennst es heroisch.«
»Die Gefahr ist es nicht wert. Soll der Stravag doch mit seinem Mech zerschellen.«
»Wie unclangemäß von dir, Joanna. Sein Tod wäre eine Verschwendung gewesen, und wir Jadefalken hassen Verschwendung. Außerdem wollen wir nicht übersehen, daß Diana seinen Versuch, sie zu beschämen, effektiv gekontert hat, indem sie ihn durch seine Rettung beschämte. Das gefällt mir, Diana.«
Joanna warf angewidert die Arme in die Höhe. »Ich gebe es auf. Freigeborene unter sich. Aber denk daran, was ich über dumme Risiken gesagt habe.«
»Joanna«, meinte Diana, »liegt es nicht in der Natur eines Risikos, daß man erst wissen kann, ob es dumm war oder nicht, nachdem man es eingegangen ist? Ich meine...«
»Ich gebe keinen Surat dafür, was du meinst. Hauptsache, du machst es dir nicht zur Gewohnheit, gegnerische Piloten aus ihrer Kanzel zu zerren, frapos?«
»Neg. Ich werde tun, was mir beliebt.«
»Hengst hat recht. Du bist genau wie Aidan Pryde. Wenigstens etwas, das mir gefällt.« Joanna stampfte wütend davon. Diana sah Hengst an und zuckte die Schultern. Er erwiderte die Geste.
»Hast du den Vergleich mit meinem Vater ernst gemeint?«
»Ja. Aus einem bestimmten Blickwinkel gesehen waren seine Aktionen auf Tukayyid idiotisch, aber er wurde dafür als Held gefeiert. Heldentum hängt davon ab, wieviel Glück du bei der Auswahl deiner Risiken hast.«
»Das ist zu profund für mich.«
»Pos. Für mich auch.«
Hengst und Diana holten Joanna ein, und die drei verließen das Trainingsareal zusammen. Erst gingen sie schweigend nebeneinander her, dann fing Hengst an, Dianas Kampf technisch zu analysieren. Joanna, deren Wut inzwischen etwas abgeklungen war, stimmte eifrig in seine Kritik von Dianas Leistungen ein.
Im Kasernenkomplex hatte sich eine Menschenmenge angesammelt. Alle Blutnamenskämpfe hatten reichlich Zuschauer, aber Dianas Publikum schien ihr mindestens doppelt so zahlreich wie sonst zu sein.
Man konnte es kaum als freundlich bezeichnen. ›Mürrisch‹ traf die Stimmung schon eher. Noch bevor sie ein Wort verstand, sah sie an den in ihre Richtung geschüttelten Fäusten, beleidigenden Gesten und wütenden Gesichtern,
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