BattleTech 44: Falke im Aufwind
Plänen und Strategien. Bloßer Mut ist nicht genug. Diesmal werden wir von der Inneren Sphäre lernen. Wir werden die Stahlvipern überlisten und sie an ihrer verwundbarsten Stelle packen - bei ihrer Arroganz und Selbstüberschätzung. Wir werden gegen sie vorgehen. Aber erst, wenn wir bereit sind.«
»Bist du da nicht übervorsichtig, meine Khanin?« Marthe wußte, daß Samantha den Titel benutzte, um zu zeigen, daß sie mit ihrem Widerspruch keine Respektlosigkeit beabsichtigte. Sie verließ sich seit einiger Zeit ebenso auf Samanthas Loyalität wie auf ihre Offenheit, und war nicht beleidigt.
»Vielleicht noch nicht vorsichtig genug. Keine Sorge, Samantha Clees. Wir werden bald wieder im Feld stehen, und es wird kein leichter Kampf werden. Aber wir werden siegen, das verspreche ich dir. Bis dahin schärfen wir weiter unsere Krallen.«
Die beiden Khaninnen der Jadefalken diskutierten die verschiedenen Möglichkeiten eines Angriffs auf die Vipern und studierten dabei die Holokarte des Invasionskorridors, die Marthe aufrief. Während sie mit allmählich begeisterter werdender Stimme ihre Gedanken austauschten, fühlte sich Marthe näher an ihrem alten Ich als seit langem. An einem Punkt des Gesprächs griff sie sich sogar einen Stapel Ausdrukke und warf ihn über den Tisch, und es freute sie, wie sich das Papier wild verstreut über den Schreibtisch ausbreitete.
27
Wissenschaftliches Forschungs- und Bildungszentrum, Ironhold City, Ironhold
Kerensky-Sternhaufen, Clan-Raum
7. Mai 3060
Als sie angespannt im Wartezimmer von Etienne Balzacs Büro saß, ging Peri in Gedanken ihre Begegnung mit Marthe Pryde wenige Tage zuvor durch. Sie war von saKhanin Samantha Clees nach Strana Metschty gerufen worden, die sie während ihres Aufenthalts auf Ironhold kurz gesprochen hatte. Die Umstände dieser Unterhaltung hatten die saKhanin veranlaßt, der Khanin von Peris Verdacht zu berichten.
Peri hatte Marthes Büro wenig zuversichtlich über den Verlauf des Gesprächs verlassen. Sie fürchtete sich vor dem Risiko, das einzugehen sie sich bereitgefunden hatte. Sie schloß die Augen und erinnerte sich...
... es war ein Schock, als sie das Büro der Khanin betrat und die Veränderung in Marthes Gesicht sah. Die gefühllosen Augen wirkten müde. Der Mund war schmallippig und von neuen, dünnen Linien umgeben. Ihre früher vom Leben im Freien gerötete Haut war blaß geworden, möglicherweise von zu viel Schreibtischarbeit in geschlossenen Räumen. Aber sie wirkte immer noch groß und stark.
Da sie aus derselben Geschko stammten und daher gleichaltrig waren, war sich Peri Marthes Alter sehr bewußt. Sie wußte, daß dieses Alter auf ihrem eigenen Gesicht leicht genug abzulesen war - Mitglieder der niederen Kasten neigten dazu, deutlicher zu altern als Krieger, selbst Wahrgeborene, die selbst aus der Kriegerkaste stammten -, aber sie hatte nicht erwartet, dasselbe Phänomen bei Marthe zu finden.
Auch Samantha Clees war anwesend und saß schweigend in einem Stuhl an der Rückwand des Raumes, während Marthe und Peri sich unterhielten.
Marthes Miene wurde etwas sanfter, als sie Peri begrüßte. Das schockierte die Wissenschaftlerin fast ebensosehr wie die Zeichen des Alters. Sie konnte sich an keinen einzigen Augenblick in der Vergangenheit erinnern, in dem Marthe freundlich zu ihr gewesen war.
»Setz dich, Peri.«
Sie deutete auf einen Stuhl links neben ihrem Schreibtisch, und Peri kam der Aufforderung nach. Sie bemerkte, daß Marthe ihren Labornamen unterschlug. Krieger haßten die Angewohnheit der Wissenschaftler, sich Nachnamen zuzulegen, und duldeten es nicht, wenn man diese Namen in ihrer Gegenwart benutzte. Nachdem Peri sich gesetzt hatte, stand Marthe auf und trat um den Schreibtisch herum. Dadurch sah die ohnehin schon körperlich größere Marthe auf sie herab, was Peri noch bewußter machte, daß sie mit einer Khanin sprach.
»Es ist lange her, Peri, frapos?«
»Pos.«
»Wir haben über die Jahre nicht viel von einander
gesehen.«
»So gut wie überhaupt nichts.«
»Aber ich habe mich natürlich über deine Fortschritte informiert.«
Peri wußte nicht, ob sie das glauben sollte. Welchen Grund hätte eine Krieger-Kometin wie Marthe, die es bis zur Khanin gebracht hatte, haben können, über jemanden wie sie auf dem laufenden zu bleiben? Peri war sich durchaus bewußt, daß sie nur eine unwichtige Bürokratin in einer überbürokratisierten Kaste war. Vielleicht handelte es sich um versteckten Sarkasmus von Marthes
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