BattleTech 44: Falke im Aufwind
leise.
»SaKhan, du brummelst schon, seit wir hier angekommen sind. Möchtest du mir vielleicht mitteilen, was dir solches Unbehagen bereitet?«
Andrews warf ihm einen schrägen Blick zu und zögerte einen Herzschlag lang, so daß er aus Zalmans Tritt geriet. Er glich seine Gangart wieder an und meinte: »Was mich stört, ist diese... ich weiß nicht, wie ich es nennen soll... diese Verbindung zwischen dir und Natalie Breen. Auch wenn sie einmal Khanin war, verstehe ich nicht, warum du sie so eifrig um Rat fragst.«
»Ich war einige Jahre ihr saKhan. Ich habe gesehen, wie intelligent sie eine Situation analysieren kann, gleichgültig ob militärischer oder politischer Natur. Ich respektierte sie so sehr und so lange, daß ich das Gefühl nie abstreifen konnte, mich vor ihrer Weisheit verneigen zu müssen.«
»Genau davon rede ich! Verzeih meine Offenheit, aber in ihrer Gegenwart benimmst du dich wie ein Geselle der Meisterin gegenüber. Jetzt bist du der Meister! Natalie Breen hat einmal Macht besessen, aber das ist vorbei. Bei den Freigeburten übernimmt der Geselle das Geschäft, wenn sich der Meister zur Ruhe setzt. Er rennt nicht jedesmal zurück zu seinem alten Meister, wenn ein Nagel nicht exakt sitzt.«
Zalman blieb stehen und stoppte Brett ebenfalls, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte. »Woher weißt du das? Was weißt du davon, wie Freigeburten leben?«
»Nicht viel, zugegeben. Aber ich weiß, daß damit, wie du Natalie Breen in deiner Nähe behältst und in allen wichtigen Fragen um Rat angehst, etwas nicht in Ordnung ist. Sie ist keine Khanin mehr, und das aus gutem Grund! Sie hat versagt. Sie hat ihr Versagen akzeptiert und ist zurückgetreten. Du solltest tun, was daraus klar folgt, und sie aufs Altenteil schikken!«
Zalman grinste. »Ich habe den Verdacht, daß du auch von Altenteilen wenig Ahnung hast. Natalie Breen würde sterben, wenn man sie entließe. Sie gehört zu den brillantesten militärischen Geistern, die ich je gekannt habe. Ich benutze sie, wie ich jedes Werkzeug von Wert benutze, so, wie ich jeden benutze, der mir helfen kann, meine Ziele zu erreichen. So, wie ich dich benutze, Brett Andrews. Du bist das Feuer, das ich brauche, um die Stahlvipern zu härten. Ich brauche deine Geradlinigkeit, deinen Zorn. Und ebenso brauche ich Natalie Breens Kälte, damit wir unsere Feinde mit Feuer und Eis zugleich attackieren können.«
»Du willst deine Feinde zugleich ersäufen und verbrennen?«
»Keine schlechte Idee. Auf diese Weise helft ihr mir beide. So wie jeder andere, den ich einsetze, um die Vorherrschaft der Stahlvipern zu sichern. Der Clan ist alles, frapos?«
Andrews nickte und wiederholte das rituelle Stahlvipern-Motto. »Der Clan ist alles, mein Khan.« Dann setzte er hinzu: »Trotzdem würde ich meinem Khan raten, die Gefahr zu erkennen, die damit verbunden ist, die Einmischung der früheren Khanin zuzulassen.«
»Welche Gefahr?«
»Vielleicht möchte sie ihre Position als Khanin zurückgewinnen.«
»Natalie Breen weiß, daß es dazu niemals kommen wird.«
»Ich wünschte, ich könnte das unterschreiben.«
Als die beiden weitergingen, spürte Perigard Zalman, daß er Brett Andrews nicht hatte überzeugen können. Statt dessen hatte er den Gegensatz zwischen ihnen nur noch vertieft. Er würde diesen Mann im Auge behalten müssen. Ein so offensichtlich ehrgeiziger Offizier wie Brett Andrews war potentiell zu allem fähig.
Im Dunkel ihres Büros dachte Natalie Breen ein paar Minuten über Brett Andrews nach und kam dann zu dem Schluß, daß sie jedes Hindernis ausräumen konnte, das er ihr in den Weg legte. Nicht, daß sie im Augenblick irgendwelche Reisepläne hatte.
Obwohl, so ganz stimmte das auch nicht. Es gab einen Ort, an den sie gelangen wollte. Zurück ins Cockpit eines Mechs. Als Khanin zurückzutreten, war nicht genug gewesen. Sie mußte ihr Versagen wiedergutmachen, und es gab nur eine Möglichkeit, das zu erreichen. Indem sie einen Mech zum ruhmreichen Sieg steuerte.
Perigard Zalman würde ihr keinen vertretbaren Wunsch abschlagen. Jetzt hatte sie einen.
T EIL II
DER INVASIONSKORRIDOR
JUNI 3061
29
Landungsschiff Turkinas Führung, im Anflug auf Bensinger
Jadefalken/Stahlvipern-Besatzungszone
4. Juni 3061
Es war Monate her, seit Marthe Pryde Strana Metschty verlassen hatte, und sie fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Sie jauchzte in der Erwartung zukünftiger Schlachten innerlich auf. An Bord des Landungsschiffes gab es kein Großes Konklave,
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