BattleTech 44: Falke im Aufwind
Bensinger Jadefalken/Stahlvipern-Besatzungszone
4. Juni 3061
Auch Sterncommander Joannas Laune wurde von der Aussicht auf die Invasion verbessert. Jeder Tag auf den Heimatwelten und fern des Frontgeschehens war eine Tortur gewesen. Jede Nacht war sie von Träumen geplagt worden, in denen sie schließlich doch zu alt war und Marthe Pryde ihr Versprechen brach, sie als Kriegerin in die Innere Sphäre zurückkehren zu lassen. Wenn eine Kriegerin Joannas Alter erreichte, konnte nicht einmal die Unterstützung einer Khanin ihren aktiven Status garantieren. Selbst nach dem Sieg über viel jüngere Gegner im Training waren die Träume nicht verschwunden, hatte Joanna weiter befürchtet, zurückbleiben zu müssen.
Hengst hatte ständig gewitzelt, daß sie immer noch zu den Novakatzen desertieren konnte, bei denen ein hohes Alter ein Vorteil war. »Du könntest es sogar zur Novakatzen-Khanin bringen«, hatte er zu sagen gepflegt. Aber nachdem die Novakatzen ihre Fahne in den Wind gehängt hatten und zur Inneren Sphäre übergelaufen waren, hatte er sich diesen Scherz verkniffen.
Dieser Feldzug könnte meine letzte Chance sein,
dachte sie in ihrer Koje. Die Enge dieser Quartiere, die eher für Ratten als für Menschen ausgelegt schienen, machte ihr nichts aus. Wohl aber die Tatsache, daß die Koje sich anfühlte, als wäre die Matratze mit Minenblindgängern gestopft. Meine Glieder schmerzen unannehmbar, und die Neurohelmfehlfunktionen lassen mir fast den Schädel explodieren. Es wäre vernünftiger, mein Offizierspatent zurückzugeben, aber ich bin nicht vernünftig. Ich kämpfe weiter, selbst wenn jeder einzelne Muskel meines Körpers revoltiert, das Blut nur noch stoßweise durch meine Adern pumpt und mein Kopf vor Schmerz pulsiert.
Sie dachte daran zurück, wie Ravill Pryde versucht hatte, sie als Kanisteramme für frisch ausgeworfene Geschkinder in irgendeinen Geschkindergarten abzuschieben. Nur die Intervention Kael Pershaws hatte sie davor gerettet.
Aber diesmal werde ich meinen Wert so deutlich und entschieden unter Beweis stellen, daß sie es nicht wagen, mich zu versetzen. Und wenn doch, werden sie mich an ein Landungsschiff fesseln und wegzerren müssen.
Im BattleMechhangar des Landungsschiffs Sternenvogel stand Hengst vor den riesigen Metallfüßen seiner Nemesis und schaute hoch. Diese Perspektive sagte ihm besonders zu. Der Mech wirkte aus dieser Position so gewaltig, daß selbst Hengst der Atem stockte.
Er beobachtete, wie einige Mitglieder seines Trinärsterns durch den Hangar liefen. Sie waren nervös. Im guten Sinn nervös. Sie waren kampfbereit, versessen darauf zu beweisen, daß ihre Einheit das Vertrauen der Khanin verdient hatte.
Hengst hatte während der sechsmonatigen Reise nur wenig Zeit in seinem Quartier verbracht. Er zog es vor, hier unter seinen Kriegern zu sein.
Marthe hatte sie ›Der Khanin Partisanen‹ getauft. Die Einheit bestand ausschließlich aus Freigeborenen. Zum Teil hatten sie Hengst schon nach Diana begleitet, zum Teil waren sie Ersatzleute für die auf jener Mission Gefallenen. Es waren fähige Krieger, die in anderen Einheiten diskriminiert oder mit Garnisonseinsätzen kaltgestellt worden waren. Aber das war jetzt vorbei.
»Sterncaptain?«
Marthe hatte Hengst den zeitweiligen Rang eines Sterncaptains verliehen, als sie ihn und den Trinärstern nach Diana geschickt hatte, um die Vorgänge im Außenposten Falkenhorst zu untersuchen. Nachdem sie sich entschieden hatte, die Sondereinheit weiter aufrechtzuerhalten, hatte er sich einem Positionstest unterzogen, um den Rang behalten zu können. Er hatte ohne Schwierigkeiten gewonnen, und noch immer durchlief ihn ein stolzes Schaudern, denn es war mehr als selten, daß ein Freigeborener es soweit brachte.
Er drehte sich um. Es war Pegeen, die Kommandeurin eines der drei Sterne seiner Einheit. Die kleine, schwächlich wirkende Kriegerin war besonders häufig gezwungen, ihre wilden Kriegerinstinkte unter Beweis zu stellen.
»Ja, Sterncommander?«
»Du hast so nachdenklich ausgesehen, daß ich
mich fragte, ob du mit jemandem darüber reden willst.«
Pegeen hatte sich seit Gründung des Trinärsterns allmählich zu seiner inoffiziellen Stellvertreterin entwickelt. Sie war zugänglich und aufmerksam, was sie für Hengst zu einer wertvollen Hilfe machte.
»Ich dachte nur daran, daß wir in den bevorstehenden Schlachten nicht versagen dürfen, Pegeen. Wir haben mehr zu beweisen als irgendeine andere Einheit. Du kannst darauf
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