BattleTech 44: Falke im Aufwind
keine Verwaltungskrisen, keine Notwendigkeit, Kriegsvorbereitungen zu überwachen, um die Truppen auf diesen Augenblick vorzubereiten, auf das erste Zusammentreffen mit den Stahlvipern auf Bensinger.
Der Gedanke an den bevorstehenden Kampf begeisterte Marthe. Die Falken hatten die Stahlvipern schon zu lange ertragen müssen. Jetzt konnten sie dieses Ungeziefer endlich ausräuchern. Sie mußte ihre Position in der Inneren Sphäre festigen, und dazu mußten die Vipern verschwinden.
Marthe war bereits mit eigenen Angriffsplänen und einer Sprungschiffflotte auf dem Weg in die Innere Sphäre gewesen, als die Vipern plötzlich mehrere Falken-Welten im Invasionskorridor überfallen hatten. Das war vor zwei Monaten gewesen.
Die erste Angriffswelle des Vipernfeldzugs war den Berichten zufolge äußerst erfolgreich verlaufen. Sie hatten ohne größere Schwierigkeiten eine ganze Serie von Systemen von Toland bis hinunter zu Quarell an der Grenze zu den Wölfen erobert. Die geringe Stärke der Falken-Garnisonen und deren Überraschung über den Angriff hatte den Stahlvipern trotz wilder Gegenwehr einen schnellen Sieg ermöglicht. Marthe jedoch hatte schon seit langem einen Angriff der Vipern erwartet und verschiedene Katastrophenpläne etabliert, um eine möglichst große Anzahl von Truppen zu retten. Sobald deutlich wurde, daß eine Welt nicht zu halten war, hatten nahezu alle Kräfte sich in taktischen Rückzugsmanövern auf andere Jadefalken-Welten bewegt.
Die Vipern hatten fast augenblicklich eine zweite Angriffswelle gestartet und versucht, die in der ersten Welle errichtete Schlinge um sieben weitere Grenzwelten zuzuziehen. Es war ein guter Plan, der jedoch einen schweren Fehler hatte. In dem Glauben, die Falken überwältigt zu haben, hatten die Stahlvipern den kernwärtigen Sektor des Korridors entblößt.
Dort würden die Falken mit Hilfe der Wölfe zurückschlagen. Vlad hatte ihren Schiffen freies Geleit gewährt, so daß die Jadefalken-Flotte unbemerkt auf der spinwärtigen Seite des Invasionskorridors auftauchen konnte. Abgesehen von der normalen Nervosität kurz vor der Schlacht fühlte Marthe sich großartig. Es war einfach herrlich, wieder einen Angriff zu leiten.
In Wahrheit hatte sie von ihrem Leben nie etwas anderes erwartet als die Gelegenheit, ihrem Clan als Kriegerin zu dienen und eines Tages ruhmreich im Kampf zu fallen. In ihren Augen machte ebendies das Wesen der Clans aus. Als Kadettin war sie überzeugt gewesen, alles sei gerechtfertigt, um dieses Ziel zu erreichen. Kerensky, wie stur sie gewesen war!
Der Gedanke an ihre Kadettenzeit brachte wie immer die Erinnerung an ihren Positionstest zurück, als sie nicht nur den Mech besiegt hatte, dessen Abschuß ihr die Qualifikation brachte, sondern auch einen zweiten Mech, der von Aidan gesteuert wurde. Er hatte sie hinterher wütend zur Rede gestellt und zu wissen verlangt, warum sie ihn angegriffen hatte statt eine der ihr als Gegner zugeteilten Maschinen.
Marthe konnte den Grund damals ebensowenig benennen wie heute. Es war die Handlung einer Kriegerin gewesen, und sie hätte immer noch genauso gehandelt. Es war richtig gewesen, geradezu Schicksal. Durch den Abschuß von zwei Mechs war sie als Sterncommander in die Kriegerlaufbahn eingestiegen. Das hatte ihrer Laufbahn Schwung gegeben und ihr geholfen, vom ersten Tag ihres Lebens als Kriegerin an ihre Führungsfähigkeiten weiterzuentwickeln.
Sie erinnerte sich an die Wut, die sie nach seiner Niederlage in Aidans Blick gesehen hatte, als sie wortlos an ihm vorbeigegangen war. Einen Augenblick hatte sie das Bedürfnis verspürt, sich umzudrehen und ihm viel Glück zu wünschen, aber irgend etwas hatte sie daran gehindert. Sie war jung gewesen, eben erst qualifiziert. Eine Kriegerin, während Aidan zum Tech abgestuft worden war. Selbst heute noch fühlte Marthe sich in der Gegenwart anderer Kasten unwohl, besonders unter Freigeburten. Was hätte Perigard Zalman wohl dazu gesagt?
Auf gewisse Weise war sie immer die frisch qualifizierte Marthe geblieben, die nur daran dachte, dem Clan zu dienen. Nichts, was sie als Kriegerin getan, keine Entscheidung, die sie als Khanin gefällt hatte, war allein auf sie zugeschnitten gewesen. Marthe war es unmöglich, sich unabhängig vom Clan zu sehen. Der alte Spruch Ich bin Jadefalke hätte auf sie gemünzt worden sein können.
Und doch hatte der Aufstieg durch die Führungspositionen, vom Sterncommander bis hierher, viele ihrer Grundsätze in Mitleidenschaft
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