Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
Ungeduld auf Nervosität oder Unbequemlichkeit beruhte. Baxter war ein Janshi, ein Krieger. Und wie ein Jagdhund zerrte er an der Leine, fieberte der Schlacht entgegen, in der das Können im Cockpit eines BattleMechs über Ausgang und Lob entschied, nicht politische Manöver. Aber die Anwesenheit eines Cavalry-Regiments auf Harloc erforderte die Anwesenheit des neuernannten capellanischen Lords. »Warten hat noch niemandem geschadet«, murmelte Sun-Tzu. Es war einer seiner Lieblingsgrundsätze.
Baxter sah auf. »Habt Ihr etwas gesagt, Kanzler Liao?«
Sun-Tzu lächelte dünn. »Wenn der zuschlagende Falke das Genick seiner Beute bricht, gelingt ihm das, weil er den richtigen Zeitpunkt gewählt hat.«
Baxters antwortendes Lächeln war eine Mischung aus Amüsement und Verwirrung. »Ihr habt euch doch nicht etwa angewöhnt, Jerome Blake zu zitieren, Kanzler Liao?«
Jetzt runzelte der Kanzler die Stirn, wenn auch nur leicht. »Weisheit findet sich noch in anderen Quellen, selbst wenn Blakes Wort etwas anderes predigt«, erwiderte er, ein wenig unsicher, ob Baxter versucht hatte, witzig zu sein. »Ich muß Ihnen eine Ausgabe der Kunst des Krieges zukommen lassen.«
»Ah, ja.« Baxter nickte. »Greife den Feind mit der Flinkheit an, mit der ein Falke seine Beute schlägt. Er bricht ihr mit Sicherheit das Genick, weil er auf den richtigen Augenblick wartet, bevor er zuschlägt.« Der Lordoberst breitete entschuldigend die Arme aus. »Ich benutze eine Übersetzung.«
»Gleichgültig nach welcher Version, ich habe zur Geduld geraten«, stellte Sun-Tzu beruhigt fest. Er wartete auf Baxters verstehendes Nicken, dann deutete er auf die kleine Bar des Büros, die für den Raumflug verschlossen war. »Nehmen Sie sich eine Erfrischung, Lord Baxter. Jetzt, da wir gelandet sind, muß ich mich erst um eine Kleinigkeit kümmern.«
Der Kanzler drückte auf eine Ecke des Schreibtischs. Unter dem Glas wurde eine Sensortastatur sichtbar, und er tippte ein paar einfache Befehle ein, die ein Aufnahmeprogramm starteten. Ein gedämpftes rotes Licht erschien am oberen Rand des Schreibtischs und zeigte an, daß die ebenfalls unter dem Glas versteckte Holokamera aktiviert war.
»An Archon Katrina Steiner-Davion von der Lyranischen Allianz vom Ersten Lord Sun-Tzu Liao«, begann er in formellem Ton und machte eine kurze Pause, um seinem Titel das volle Gewicht zu verleihen. Dann wurde seine Stimme freundlicher. »Ich grüße Sie und Ihre Nation.« Nach ihrer Unterredung auf Tharkad zwei Jahre zuvor konnte er Katrina gegenüber zumindest einige der Affektiertheiten ablegen, die er bei anderen vortäuschte. Aber natürlich auch nicht alle. »Es hat mich sehr beunruhigt«, log er, »als ich Ihre Botschaft vom 10. September erhielt, in der Sie Ihre deutlichen Ansichten über die Ereignisse zum Ausdruck bringen, die sich auf dem Gebiet der alten Freien Republik Tikonov abspielen.« Er verzichtete bewußt darauf, von der alten Kommunalität Tikonov zu sprechen, die Hanse Davion der Konföderation im 4. Nachfolgekrieg abgenommen hatte. »Solche Beschwerden hätte ich von Ihrer Schwester Yvonne erwartet, die meines Wissens nach noch auf dem Thron New Avalons sitzt, auch wenn ich ihre...« Er machte eine Pause. Sein Mund wirkte hart, aber seine Augen lächelten. »...Interessen verstehe.«
Jetzt machte Sun-Tzu eine längere Pause, um Katrina Gelegenheit zu geben, sich nach ihrer - dessen war er sich sicher - wütenden Reaktion auf seine Erinnerung daran zu beruhigen, daß sie noch nicht das gesamte Vereinigte Commonwealth regierte. Er nahm sein Glas und gestattete sich einen weiteren kleinen Schluck des fruchtigen Weins, bevor er es zurückstellte und gelassen die weiten Ärmel seiner Seidenrobe zurechtzupfte.
Dann sprach er weiter. »Lassen Sie mich offiziell versichern, daß diese Bewegung Freies Tikonov, die in letzter Zeit auf den Nachrichtennetzen von sich reden macht, in keinster Weise Teil einer koordinierten Anstrengung meiner Konföderation darstellt, die alte Kommunalität Tikonov zurückzugewinnen. Obwohl dieses Gebiet innerhalb der Grenzen meines Reiches von vor 3025 liegt, sind meine Interessen anderenorts besser aufgehoben. Sie brauchen nicht damit zu rechnen, daß in absehbarer Zukunft capellanische Einheiten dort landen. Wenn Sie also den Rat des derzeitigen Ersten Lords des Sternenbundes suchen, würde ich Ihnen empfehlen, den Berichten über die Bewegung Freies Tikonov nicht mehr Glauben zu schenken als den Berichten über politische
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