Battletech 45: Gefaehrlicher Ehrgeiz
Aufruhr vom Zaum zu
brechen?« Die drei Männer setzten sich, und Tamas
schüttete eine klare Flüssigkeit in vier Schnapsgläser.
Dünne, frostige Dunstfäden stiegen aus den Gläsern
auf.
»Ich befürchte, ja«, gab Cassandra zu und gewann
ihre Fassung wieder. Gleichgültig, wie freundlich sie
aufgenommen wurde, sie war hier, um das Kommando zu übernehmen. »Die Spannungen entlang
der Grenze haben zugenommen, und ich soll bis auf
weiteres mein Bataillon mit Ihrem Regiment koordinieren.«
»Wodka?« fragte Tamas und schob ihr eines der
Schnapsgläser zu.
Cassandra nahm es. »Bitte.« Sie wartete, bis die
drei Männer ihr zugeprostet hatten, dann kippte sie
den Schnaps. Der Wodka war eiskalt und ließ ihre
Kehle gefrieren, bevor er sich den Weg in ihren Magen brannte. »Wie...«, setzte sie an, und mußte Atem
schöpfen, bevor sie es noch einmal versuchen konnte. »Wie sieht es mit Indicass' Verteidigung aus?« Colonel Rubinsky nickte Li Tran zu, und dieser
ergriff das Wort. »Herzogin Liao hat unser 1. Regiment nach St Loris verlegt, aber die Leichten Reiter
sind noch hier, zusammen mit zwei Panzerbataillonen der Heimatmiliz und der Miliz-Infanterie. Mehr
als genug, um diese Welt zu sichern. Selbst«, fügte er
nach ein paar Sekunden hinzu, »bei ständiger Bewachung für Ceres-Metall.«
Die Ceres-Metall-Fabrik auf Indicass stellte mehrere Panzerfahrzeugbaureihen her. Ein wichtiger Zulieferer für die Paktstreitkräfte, und es konnte kein
Zweifel daran bestehen, daß man dort lautstark
Schutz forderte. »Sonst nichts?« fragte sie.
Tamas schüttete eine neue Runde ein. »Wir wurden vor zwei Tagen informiert, daß das 3. Bataillon
der 1. St. Ives Chevau Legers unterwegs ist.« Sein
Akzent klang weicher als der seines Vaters und sehr
angenehm. »Indicass war einige Zeit sein Garnisonsstützpunkt, bevor es für den SBVS-Angriff auf die
Nebelparder abkommandiert wurde.« Er stockte,
dann fügte er leise hinzu: »Soweit ich das feststellen
kann, sind die Legers die einzige St.-Ives-Einheit, die
bis jetzt zurückgekehrt ist.«
Cassandra schenkte Tamas für dessen Taktgefühl
ein Lächeln und nickte. »Ich bin sicher, den 1. St.
Ives-Lanciers unter dem Befehl meines Bruders geht
es gut«, und sie hatte tatsächlich keinen Zweifel daran, daß dem so war. »Die Clans haben schon lange
ihr Bestes getan, Kai zu erledigen, und er kommt
immer durch.« Auch wenn er sich jetzt zum erstenmal in die Höhle des Löwen wagt. Das Nicken der
Söldner zeigte ihr, daß sich ein Hauch von Besorgnis
in ihre Stimme geschlichen hatte. Sie setzte ein Lächeln auf und bekräftigte mit sichererem Ton: »Er
kommt immer durch.«
Colonel Rubinsky hob sein Glas, die blauen Augen hart, das Kinn entschlossen vorgereckt. »Auf die
Hoffnung, daß das für die ganze Familie gilt.« Er
kippte seinen Wodka mit geübter Drehung des
Handgelenks. »Majorin Allard-Liao, die Leichten
Reiter stehen zu Ihrer Verfügung.«
Cassandra stimmte in den Trinkspruch ein, dann
machte sie sich an eine detailliertere Untersuchung
der verfügbaren Mittel der Leichten Reiter. Hier war
kein Platz für Zeremonien oder politische Spiegelfechtereien. Kein Nachschlagen im Kleingedruckten
der Söldnerkontrakte. Mit einem einfachen Trinkspruch unter Kriegern war der Befehl an sie übergegangen. Obwohl sie wie jeder reguläre Militär ihre
Bedenken hatte, was Söldner betraf, mußte Cassandra eingestehen, daß ihr die Art gefiel, wie Rubinskys
Leichte Reiter ihre Angelegenheiten regelten.
8
Landungsschiff Dainwu, am Zenithsprungpunkt des Harloc-Systems
Kommunalität Sian, Konföderation Capella
18. September 3060
In der Freiheit der Schwerelosigkeit schwebte Aris Sung durch einen der langen Querkorridore, die durch den Offiziersbereich des Overlord -KlasseLandungsschiffs Dainwu verliefen, Haus-Meister Ty Wu Nons Flaggschiff. Die Dainwu bot genug Platz, um das gesamte Mechbataillon des Kriegerhauses zu transportieren, beherbergte zur Zeit aber nur die BefehlsKompanie. Der Rest war in den beiden Schiffen der Union -Klasse untergebracht, die ebenfalls am Mittelstück des Sprungschiffs Tao-te angedockt waren. Aris' Kompanie, die unter dem Befehl Raven Clearwaters stand, während er seine Sicherheitsaufgaben erledigte, war an Bord der Lao-tzu einquartiert.
Aris trieb zur Tür von Haus-Meister Nons Kabine und packte einen der zahlreichen in Vertiefungen der rechten Schottwand eingelassenen Handgriffe, um sich abzubremsen. In diesem Augenblick erklang den Hauptkorridor herab eine
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