Battletech 46: Die Natur des Kriegers
diamantharte Bohrwerkzeuge daraus gemacht. »Nur lange genug, um festzustellen, wer die Widerstandsbewegungen unterstützt.«
Obwohl Sun-Tzu in der Regel ein Gefühl des Mißtrauens zwischen seinen Chefberatern förderte, um sie zum Wettstreit gegeneinander anzustacheln und selbst die winzige Chance eines Verrats noch weiter zu minimieren, überraschte ihn Saschas Unterstützung für Talon Zahn nicht. Sie braucht alle Unterstützung, die sie finden kann, bis es ihr gelungen ist, ihre Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.
»Das ist die Aufgabe der Maskirovka«, erinnerte Sun-Tzu sie. »Sie steht in keinerlei Beziehung zum Capellanischen Heer.« Er musterte sie kühl. »Nach all den Fehlern und Enttäuschungen, die sich die Mask in den letzten anderthalb Jahren geleistet hat, hätte ich gedacht, daß Sie inzwischen Fortschritte vorzuweisen hätten.«
Saschas harte Augen senkten sich zu Boden. Niemand widersprach dem Kanzler, nicht im Palast des Himmels. »Ich werde meine... unsere Anstrengungen verdoppeln.«
In der folgenden Gesprächspause warf Sun-Tzu schnell einen Blick hinüber zum Eingang, wo Kali noch immer zuhörte und scheinbar gelangweilt mit einer langen Strähne ihres rotbraunen Haars spielte. Einer der Fehler, den sich Saschas Leute geleistet hatten, hatte in der ungenügenden Bewachung seiner Schwester bestanden. Eine beiläufige Bemerkung in einer früheren Besprechung wie dieser hatte sie zu einem Bombenanschlag auf Ion Rush veranlaßt. Ich habe keinen Bedarf nach einer weiteren irrwitzigen Einmischung Kalis.
Zahn trat einen halben Schritt vor und distanzierte sich damit körperlich von den Fehlschlägen der Maskirovka und insbesondere von Sascha Wanli. Er hatte die Warnung offenbar verstanden, auch wenn er seine Bitte weiter ausführte. »Die Überfälle Eures Cousins führen entlang der St.-Ives-Front zu wachsenden Schwierigkeiten, Licht der Weisheit. Und bei seinem letzten Überfall auf Sarna entkam er durch eine...« Er stockte und überlegte sich offensichtlich neu, was er sagen wollte, »...durch ein Zögern der Souveränitätsmiliz, ihn anzugreifen, ohne einen Kratzer.«
Talon Zahn machte bei seinen Berichten keine Fehler. Er wollte Sun-Tzus Aufmerksamkeit auf die Schwierigkeiten lenken, die sich in der Souveränität Sarna zusammenbrauten. Die sarnsche Regierung kooperierte nur mit der Konföderation, weil Sun-Tzu ihre Nahrungsversorgung kontrollierte. Mit anderen Worten, die Sarner haben Kai gestattet, die Besatzungstruppen der Konföderation ungehindert zu dezimieren, in der Hoffnung, daß er uns genug Schwierigkeiten macht, um ihnen die Rückkehr zur völligen Unabhängigkeit zu ermöglichen.
»Kai Allard-Liao muß aufgehalten werden, mein Kanzler.« Zahn verschränkte die Hände im Rücken. »Bis das geschehen ist, wird im St.-Ives-Konflikt kein größerer Fortschritt möglich sein.«
Sun-Tzu hatte Mühe, die Beherrschung nicht zu verlieren. Als er seinem General antwortete, war seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern, das nur sehr allmählich lauter wurde. »Es ist die Pflicht des Souveräns, über Ziel und Zeitpunkt des Angriffs zu entscheiden und dann auf die Bedürfnisse seiner Generäle zu reagieren«, zitierte er frei aus der Kunst des Krieges. »Es ist die Pflicht des Generals, anzugreifen und Schlachten zu gewinnen, sofern der Souverän ihn nicht behindert. Ich habe Ihnen alles gegeben, was Sie verlangt haben, und Sie haben mir garantiert, daß es ausreichen würde, den Pakt und die ChaosMarken zu unterwerfen. Und wenn Kai Allard-Liao hier auf Sian angreifen würde, Sang-Jiang-jun Zahn, würde ich von Ihnen erwarten, ihn zurückzuwerfen, ohne einen einzigen Soldaten über die Truppen hinaus zu verlangen, die Sie bereits erhalten haben.« Sun-Tzu beugte sich auf dem Thron vor und spießte seinen General mit stählernem Blick auf. »Ist... das... klar?« fragte er, und jedes einzelne Wort knallte wie ein Peitschenhieb.
Niemand im Thronsaal konnte Sun-Tzus Wut überhören, obwohl er seine Stimme zu keiner Zeit über die Lautstärke eines gewöhnlichen Gesprächs hinaus erhob. Sun-Tzu kümmerte sich nicht einmal darum, wie Kali reagierte. Hätte sie eine Pistole gezogen und Zahn auf der Stelle erschossen, wäre ihm das egal gewesen.
Zum ersten Mal überhaupt glaubte Sun-Tzu, in Talon Zahns Augen eine Spur von Furcht zu erkennen. Eine Furcht ganz ähnlich der, an die sich Sun-Tzu aus der Zeit in der Gesellschaft seiner Mutter erinnerte.
»Ja, Himmlische Weisheit«, antwortete
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