Battletech 46: Die Natur des Kriegers
Kurs des Luftkissenwagens führte momentan am Baldachin vorbei, und außerdem: Was war schon ein einzelner Schweber gegen eine Kompanie BattleMechs?
»Treyhang soll den Wagen stoppen, bevor er die Menge erreicht«, meinte Tormano ruhig zu einem seiner Adjutanten, dessen Funkgerät auf die Kommfrequenzen der BattleMechs eingestellt war. Aber als er sah, wie jemand im Innern des Schwebers plötzlich ein Metallrohr aus dem geöffneten Schiebedach stieß, zuckte er doch zusammen. Ein Raketenwerfer! Hatte er zu lange gewartet?
Die Rakete schoß auf einer von dichtem Rauch umwogten Flammenzunge aus dem Abschußrohr in die Luft. Aus den Fenstern des Schwebers wallte noch mehr Qualm. Der Abschuß der Rakete hatte die Fahrzeugkabine vollständig eingenebelt. Ebenso wie der größte Teil der Menge verfolgte Tormano den kurzen Flug der Rakete senkrecht nach oben, bis sie weit über dem Gelände detonierte. Als er den Blick wieder senkte, sah er gerade noch, wie die grünschillernde Lichtlanze aus Treyhangs mittelschwerem Laser den ungepanzerten Wagen aufspießte und in einem Feuerball auseinanderriß.
Raketen und BattleMechwaffen. Jetzt ergriff die Menge die Flucht, obwohl die Gefahr vorüber war. Zu viel Aufregung. Tormano ignorierte sie. Diese Unterbrechung konnte sich als hervorragende Publicity erweisen. Seine Augen tränten, und ein plötzliches Stechen in der Kehle ließ ihn husten. Rauch von dem brennenden Schweber. Er trat aus dem Schatten des Baldachins, um seinen Sohn aus dem Cockpit des Helios zu rufen.
Er kam nicht weit.
Der Schmerz traf ihn zuerst im Unterleib und riß ihm die Beine weg. Er brach zusammen. Sein Rückgrat schien in Flammen zu stehen. Seine Muskeln verknoteten sich. Seine Augen brannten. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Dann sah er gar nichts mehr. Mit jedem Atemzug schien geschmolzener Stahl seine Lungen zu füllen. Seine Ohren nahmen nur noch erstickte Schreie wahr. Auch Tormano wollte schreien, aber er konnte es nicht. Er keuchte, hustete. Seine Kehle war voller Flüssigkeit. Er konnte nicht atmen, aber der Mangel an Sauerstoff brachte die Schmerzen nicht zum Erliegen. Sein Herz hämmerte außer Kontrolle in der Brust, und es war der Schmerz der Herzrhythmusstörung, die seine Gedanken gerade lange genug klärte, um ihn erkennen zu lassen, daß er starb.
Nach mir, Treyhang. Immer erst nach mir. Sein letzter zusammenhängender Gedanke, bevor das Chaos Mandrinn Tormano Liaos Geist umschloß und ihm für die letzten Sekunden seines Daseins gnädigen Wahnsinn bescherte.
13
Landungsschiff Todesblüte,
an einem Piratensprungpunkt im Taga-System Xin-Sheng-Kommunalität, Konföderation Capella
2. Mai 3062
Petir Andreiwitsch schwamm in der Schwerelosigkeit des gut ausgestatteten Starthangars des Landungsschiffes der Union-Klasse durch die Luft und schloß die Startvorbereitungen des hundert Jahre alten Luft/Raumjägers ab. Ein letzter Flug, versprach er dem Luzifer wortlos, packte eine Strebe und zog sich mit festem Griff auf den Schottboden. Ein vergifteter Dolchstoß tief ins Herz des St. Ives-Pakts.
Die erste vom Sprungschiff You-dù Xin-záng übertragene Sprungwarnung war bereits verklungen. Nach dem nächsten Warnsignal würden sie aus dem System Tagas an einen sorgfältig berechneten Piratenpunkt springen, der sie in minimaler Distanz über Tian-tan zurück in den Normalraum trüge, der planetaren Hauptstadt St. Ives' und des ganzen Paktes. Petir hatte sich gegen erfahrene Brüder des Thugeekults die Ehre erkämpft, diesen Flug steuern zu dürfen. Die Göttin lächelt mir zu. Sie weiß, ich werde sie nicht enttäuschen.
Er stieß sich von der Strebe ab und trieb zum Bug des Luft/Raumjägers, wo er einen neuen Halt fand. Er schaute in die täuschend friedliche Dunkelheit der vorderen Raketenabschußrohre und legte die Hand auf die kühle Metallhaut des Jägers. Eine Rakete, von der Göttin gesegnet. Mehr braucht es nicht, um Candace Liaos unselige Tyrannei zu beenden.
Das Landungsschiff Todesblüte würde vom Sprungschiff abkoppeln und Kurs auf St. Ives nehmen. An einem bestimmten Punkt der Flugbahn würde sein einsamer Jäger aus dem Hangar preschen und Kurs nicht nur auf Tian-tan nehmen, sondern gezielt auf das Präsidentenpalais. Wir werden vielleicht nicht wieder ansteigen, aber das ist Karma, und in diesem Leben - oder dem nächsten - wird die Göttin mich belohnen.
Petir glitt hinüber zur Cockpitleiter und hob sich in die Pilotenkanzel. Während er sich anschnallte, drang
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