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Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Battletech 46: Die Natur des Kriegers

Titel: Battletech 46: Die Natur des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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Hälfte des Steuerknüppels gelegt, und die Finger arbeiteten sich millimeterweise aufwärts. Die andere Hand hielt er ausgestreckt über einer Schalterreihe, als hätte er sie vergessen.
»Können Sie mich verstehen?« fragte Simone. Im Innern des Helms klang ihre Stimme sehr laut, aber sie wußte aus Erfahrung, wie gedämpft sie nach außen dringen würde. Sie fragte noch einmal, lauter.
Keine Antwort. Sie griff ins Cockpit und faßte die freie Hand des Mannes. Auf ihre Berührung hin weiteten sich dessen Augen, und die Tränen strömten heftiger. Sie öffnete den Helm.
»Können Sie mich verstehen?« fragte sie wieder. »Wir wollen Ihnen helfen.« Nichts. »Schaffen wir ihn hier raus«, sagte sie, und mehrere Hände machten sich an den Gurten zu schaffen, während andere an den Armen des Piloten zogen. Der Mann schrie auf und schlug krampfhaft mit dem linken Arm um sich, ohne daß seine Rechte den Steuerknüppel losließ.
In den letzten Sekunden ihres Lebens konnte Lieutenant General Simone Devon sich nur fragen, was die Konföderation mit einem Landungsschiff der Union Klasse und einem einzigen Luft/Raumjäger zu erreichen hoffte.
* * *
    Das Cockpit füllte sich mit bunten Klängen, dann fühlte Petir Andreiwitsch die kalte Berührung der Göttin. Noch nicht, flehte er. Nicht jetzt, da ich so kurz davor bin. Dann schwamm ein halbes Dutzend Arme durch die verzerrte Welt, als seine Göttin ihn zu sich holte. Er schlug um sich, bettelte um einen Augenblick mehr Zeit. Die Hangartore blieben verschlossen, der Jäger eine süßduftende Kälte, aber seine Belohnung war ihm für das Abfeuern der gesegneten Rakete versprochen. Er fühlte eine eisige Kante durch den Handschuh und konzentrierte sich darauf, den Befehl an seine Hand zu schicken. Die Sicherheitsabdeckung hochklappen und feuern. Die Sicherheitsabdeckung hochklappen. Hochklappen! Feuer!
    Ein sauerorangefarbenes Donnern göttlicher Gnade schlug über ihm zusammen und badete sein Gesicht in roter Wärme. Die vielen Arme gaben ihn frei und gestatteten ihm, seinen Sieg zu genießen. Dann fühlte er die dunkle Göttin körperlich in sich eindringen, ihm die Kontrolle über seine Muskeln und Sinne nehmen. Die Dunkelheit schloß sich um ihn, aber diesmal hatte Petir Andreiwitsch keine Angst. Er war gesegnet.

14
Overlake-Krankenhaus, Hunan, St. Loris Herzogtum St. Loris, St. Ives-Pakt
     
6. Mai 3062
    Die Hände ohnmächtig zu Fäusten geballt, deren Nägel sich in ihre Handflächen gruben, starrte Cassandra Allard-Liao durch die Glaswand in die Intensivstation des Overlake-Krankenhauses. Eine der Schwestern hatte die Vorhänge weit genug geöffnet, um ihr den Blick auf Tamas Rubinsky zu ermöglichen, dessen bleiches, eingefallenes Gesicht unter den Schläuchen des Beatmungsgeräts kaum zu sehen war. Zwei Ärzte standen am Fuß des Bettes und unterhielten sich. Cassandra hätte sie lieber mehr tun und weniger reden sehen, aber gleichzeitig wußte sie, daß man hier alles Menschenmögliche für Tamas tat. Hunans größtes Krankenhaus gehörte zu den besten Einrichtungen auf ganz St. Loris für die Behandlung von Chemieunfällen. Jetzt war es eines der Hauptbehandlungszentren für die wenigen Überlebenden der Nervengasanschläge.
    Was wäre ohne Tamas aus mir geworden? Cassandra hielt sich durch pure Entschlossenheit auf den Beinen. Ihre Kraft war durch die Anstrengungen der letzten zwei Wochen und die letzten vierundzwanzig durchwachten Stunden längst erschöpft. Sie trug noch immer den Overall, den sie für den Landungsschiffsflug über Kühlweste und Shorts gezogen hatte, weigerte sich aber zu gehen, solange sie nichts Verbindlicheres über Tamas' Zustand zu hören bekam als: »Wir tun, was wir können.« Kaffee half nicht mehr, nicht einmal die bittere, schlammige Brühe, die ihr ein NotfallAssistenzarzt brachte.
Sie hatte das Angebot ausgeschlagen, sich in einem freien Zimmer hinzulegen, und als ein besorgter Arzt versucht hatte, sie zu zwingen, hatte sie ihren Familiennamen ins Spiel gebracht. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen sie je versucht hatte, nur durch das Glück ihrer Geburt etwas zu erreichen, aber hier betrachtete sie es als gerechtfertigt.
Deshalb drehte sie sich gar nicht erst um, als sie wieder jemanden neben sich spürte, sondern fertigte ihn nur mit einem knappen »Danke, mir geht es gut« ab.
»Ich würde es mir nicht herausnehmen, Ihnen zu widersprechen«, antwortete eine Stimme, deren slawischer Akzent ihr vertraut war.

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