Battletech 46: Die Natur des Kriegers
können, die ihn immer noch verfolgte. Dann stellte er das Glas beiseite und konzentrierte sich auf die Botschaft.
»Was George Hasek in der Mark Capella tut«, sagte Katrina, »ist für mich im Augenblick nicht von Interesse. Wenn er den Wunsch verspürt, das Privatvermögen seiner Familie in einer internen capellanischen Angelegenheit zu verschwenden, ist das seine Sache. Und nachdem ich Candace Liao Zuflucht auf New Avalon versprochen habe, sollte sie vom Thron Ihres Reiches zurücktreten wollen, kann und werde ich Herzog Hasek sicher nicht dafür zur Rechenschaft ziehen, daß er Kuan Yin eine Operationsbasis für ihre humanitären Hilfsaktionen zur Verfügung stellt.« Katrina unterbrach sich, um ihren nächsten Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Und Sie werden das auch nicht tun!« erklärte sie.
Sun-Tzu klopfte mit den drei verlängerten Fingernägeln seiner linken Hand hart auf den Schreibtisch. Zahn sollte seine Verärgerung erkennen. Als nächstes wird sie mit gewaltsamen Gegenmaßnahmen drohen, sollte ich versuchen, die Grenzen von 3025 zu überschreiten, auf die wir uns geeinigt haben, und dann wird sie auf die Kämpfe in Tikonov zu sprechen kommen.
»Daß ich so lange Zeit nicht gegen die Unruhen in der alten Tikonov-Region vorgegangen bin, sollten Sie nicht als Zeichen mangelnder Entschlußkraft fehlinterpretieren«, fuhr sie gelassen fort. Eine freundliche Umschreibung der Tatsache, daß sie die Unruhen dazu benutzt hatte, die Regentin Victors vom Thron zu hebeln und sich das Reich ihres Bruders unter den Nagel zu reißen, während er außerhalb der Inneren Sphäre beschäftigt war, dachte Sun-Tzu, obwohl er ihr kaum etwas übelnehmen konnte, was Victor Steiner-Davion so schwächte. »Hätte ich weniger Zutrauen in die Fähigkeiten der neuorganisierten Bewegung Freies Capella Treyhang Liaos, die von Ihrer Zhanzheng-de-guang-inspirierten Bewegung Freies Tikonov angezettelten Kämpfe zu beenden, könnte ich mich gezwungen sehen, diese Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Aber ich werde Sie mit Sicherheit zur Rechenschaft ziehen, sollten Sie Herzog Hasek auch nur mit Vergeltungsmaßnahmen gegen, auf oder um Kittery drohen.« Katrinas blaue Augen funkelten gefährlich und ließen für den Bruchteil einer Sekunde das Raubtier erkennen, das sich hinter ihrer sanften Fassade verbarg.
Na schön, ich werde den Befehl zurücknehmen. Romanos Geist wütete tief in Sun-Tzus Gedanken gegen ein Schicksal, das es ihr unmöglich machte, Katrina die Luft abzuschnüren.
Katrina lehnte sich zurück. Sie war jetzt ruhiger, und ihre Stimme war von einer Süße, die dem, der sie kannte, kalte Schauer über den Rücken jagte. »Der Schwarze Lenz könnte immer noch zum Todesschrei ihrer Konföderation werden, Sun-Tzu Liao.«
Sie verabschiedete sich mit einem formellen Nikken, das auf Sun-Tzu weniger königlich als trotzig wirkte; dann wurde ihr Bild vom Sonnenfaustemblem des Vereinigten Commonwealth ersetzt. Er mußte leise lachen, als er es sah. Sie wünscht sich nur, ihre beiden Reiche könnten sich unter diesem Wappen vereinen. Die Sonnenfaust verblaßte und verschwand schließlich völlig im schwarzen Hintergrund - in Sun-Tzus Augen ein symbolträchtiges Ende.
Der Kanzler lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und schloß die Augen, um das Video im Geist zu rekapitulieren. Der süße Duft von Sandelholz trieb aus dem Weihrauchbecken herüber, und er hörte das leise Schaben, mit dem Talon Zahn auf seinem Stuhl das Gewicht verlagerte. »Kommentar?« fragte er mit einer Gelassenheit, die er in Wahrheit ganz und gar nicht fühlte.
»Es entsprach nicht ganz Katrinas üblichem Stil«, kam Zahn ohne Umschweife zur Sache. »Kaum undeutliche Versprechungen oder versteckte Drohungen.
Man könnte es eher ein reichlich offenes Ultimatum nennen.«
Sun-Tzu stimmte ihm zu. »Was sich woraus erklärt?«
Hier zögerte Zahn kurz. Was nur fair war, da er seine Erfahrung weitesten Teils in militärischer Strategie und Taktik gewonnen hatte, und nicht in der politischen Arena. »Ich würde vermuten, daß die Unruhen in lyranischen und VerCom-Systemen, von denen wir gehört haben, ernster sind als man uns glauben machen will. Sicher durch die Probleme, die Arthur und Victor ihr machen.«
Arthur Steiner-Davion war in Sun-Tzus Augen ein aufmüpfiger Bengel, der versuchte, sich einen Namen zu machen. Aber Victor... »Victor ist durch seine bloße Existenz ein Problem für Katrina.« Fast hätte Sun-Tzu Victor dafür verzeihen
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